Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
mal kein riesengroßer Fehler ist.
NEUN
Entscheidungen
D er Tag war angebrochen, bis die Boote der Aerc entladen und die Vorräte ebenso wie ihre eigentliche Fracht gleichmäßig verteilt waren. Immerhin hatte es aufgehört zu regnen, und gelegentlich fand die Morgensonne einen Weg durch die niedrig dahingleitenden Wolken. Noch klebten Nebelbänke über dem Fluss und verbargen das weit entfernte andere Ufer, doch es hatte ohnehin kaum einer der Aerc einen Blick für das hinter ihnen Liegende übrig. Langsam setzte sich die Kolonne der Krieger in Bewegung, und Krendar ertappte sich dabei, die lange Marschreihe durchzuzählen. Eine Angewohnheit aus der Zeit, in der er jeden Morgen eine Herde Rinder zu zählen hatte. Der Unterschied war nicht groß. Drei mal zehn und acht Aerckrieger, wenn man von seiner eigenen Doppelfaust absah, die die Nachhut bilden würde. Dazu kamen die gefangenen Menschen – und zwei weitere Gefangene, wie Krendar erstaunt festgestellt hatte. Neben dem gepanzerten Zwerg hatte auch der Schütze aus dem Bootshaus überlebt, und wie es aussah, hatte der Raut beschlossen, dass zwei gefangene Zwerge besser waren als einer. Beide Wühler trugen nur noch Hemd, Hose und Stiefel, und ihre Hände waren hinter dem Rücken gefesselt. Die beiden Zwerge warfen Krendar düstere Blicke zu, als Prakoshs Männer sie an ihm vorbeitrieben. Hinter den Zwergen folgte Prakosh selbst mit seinem Leibwächter und dem Menschen, der dem Häuptling als Späher gedient hatte. Der Häuptling würdigte Krendar keines Blickes, ganz im Gegensatz zu den beiden Weibern, die ihm folgten – neben Sekesh die einzigen Aercweiber in ihrem Trupp. Krendar kannte beide nur flüchtig. Die hagere war Toraka, die Schamanin der Felsenbären. Sie hatte ein kantiges Gesicht mit schmalen Lippen und beeindruckenden Eckzähnen, eine breite Nase und stechende A ugen, die Krendar mit Missbilligung musterten, wann imme r er in ihre Nähe kam. Vermutlich lag es daran, dass Sekesh zu seiner Doppelfaust gehörte, und die Drûaka mochte keine andere Schamanin in ihrer Nähe. Sie hatte scharf gegen die Anwesenheit der schwarzen Schamanin protestiert, doch dieses eine Mal waren die Häuptlinge unnachgiebig gewesen. Ihre Fracht war zu wertvoll, um sie von nur einer Drûaka begleiten zu lassen.
Das andere Weib war Torakas Brutschwester und damit ihre Krûshal. Ihre Leibdienerin und Leibwächterin. Die Krûshal ähnelte ihrer Schwester erstaunlich wenig. Sie war kleiner als die Schamanin, muskulös und mit einem ausladenden Hinterteil gesegnet, das es den Kriegern schwermachte, ihre Augen abzuwenden. Die Krûshal fing seinen Blick auf und nickte ihm mit einem amüsierten Lächeln zu, als sie an ihm vorbeimarschierten.
Krendar war sich ziemlich sicher, dass sich seine Ohren dunkler verfärbten, denn Sekesh neben ihm schnaubte abfällig. Torakas Blick traf ihn wie ein Eimer eiskaltes Wasser, huschte dann jedoch zu Sekesh als lohnenderem Ziel ihrer Verachtung. Krendar musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass der Blick der Ayubo dem der anderen in nichts nachstand. Er räusperte sich und wandte sich ab. »Kommt«, sagte er, hob sein Bündel auf und hängte es sich über den Rücken. »Wir haben einen langen Tag vor uns. Und das Zeug trägt sich nicht von allein.«
»So viel Glück möchte ich mal haben«, brummte Modrath hinter ihm und baute sich vor dem Häuflein Menschen auf. »Auf, ihr mageren Würmer. Auf die Beine.«
Die Menschen kauerten sich vor dem riesigen Oger zusammen, beeilten sich jedoch, auf die Füße zu kommen, als der Kapuzenmann seine Worte übersetzte.
Krendar musterte die blassen Wesen. Die Aerc hatten sie mit ledernen Schnüren aneinandergebunden, die vom Hals eines Menschen zum nächsten führten. Auf Handfesseln allerdings hatte Krendar verzichtet. Für wen sollten diese armseligen Wesen eine Bedrohung sein? Außer für sich selbst vielleicht. Drei Männer, vier Weiber, zwei Welpen mit Tränen in den Augen und der seltsame Junge mit seinem Sprecher. Auch für jeden der Menschen gab es ein schweres Bündel. Kein Aerc würde Futter für einen der Gefangenen tragen, hatte Prakosh angeordnet. Wenn sie fressen wollten, mussten sie ihre eigenen Vorräte schleppen.
Krendar musterte jeden. »Wir brechen auf«, sagte er schließlich. »Ihr gehört jetzt mir und steht damit unter meinem Schutz. Unter drei einfachen Bedingungen.« Er hob einen Finger. »Eins. Wer zu fliehen versucht, stirbt.« Ein zweiter Finger gesellte sich zum ersten.
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