Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
bereitet. Und ich meine damit nicht die Tatsache, dass du eine besser bezahlte Aufgabe gefunden hast. Das war zwar ärgerlich, aber so ist das nun mal im Leben. Geld hat schon so manchen Charakter verdorben. Aber dass du mich sitzengelassen hast wie eine dumme Schankmaid, das hat mich wirklich zornig gemacht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was ich mir alles ausgedacht habe für den Fall, dass ich deiner noch einmal habhaft werde. Ich habe in der Hinsicht wirklich eine ganze Menge Fantasie.« Die Spitze der Armbrust schwang auf den Wolfmann zu. »Aber ich habe ja auch von dem Besten gelernt, nicht wahr, mein Liebster?«
»Ich musste dir nicht mehr viel beibringen. Du warst ein echtes Naturtalent.«
Nyorda lachte leise. »Natürlich hab ich dich nicht in die Finger bekommen. Dazu bist du viel zu gerissen. Außerdem ist die Stadt nicht mein Revier. Zu viele Zwerge dort und zu wenig Loyalität. Also habe ich meinen Zorn heruntergeschluckt und darauf vertraut, dich Hundesohn nie wieder sehen zu müssen. Als Derok erobert wurde, war ich mir ziemlich sicher, dass die Orks dir das Fell über die Ohren gezogen haben. Doch gerade als ich mir sicher war, dass du tot bist, kommst du durch meine Tür stolziert, so als wäre nichts gewesen. Was glaubst du wohl, was mir in diesem Augenblick durch den Kopf gegangen ist?«
»Nichts Gutes vermutlich«, musste der Wolfmann zugeben.
»Ich bin die Herrin dieser Siedlung. Zu den Männern, die mir dienen, gehören einige der übelsten Verbrecher, die die Menschheit je hervorgebracht hat. Sie dienen nur dem, der echte Stärke beweist. Es würde wirklich nicht gut aussehen, wenn ich den Mann, der mich verraten hat, einfach so gehen ließe. Ich meine: Was sollen die Männer denn von mir denken?«
»Das Gleiche, was sie schon immer von dir dachten. Dass du ein herzloses Miststück bist und sie eine Menge Geld verdienen können, wenn sie dir folgen.«
»Das soll gefälligst auch so bleiben.«
»Und was bedeutet das für uns?«
Es folgte eine schicksalsschwere Pause, in der keiner ein Wort sagte. Glond starrte grimmig auf Nyordas Zeigefinger, der sich mit langsamer Unerbittlichkeit um den Abzug der Armbrust krümmte. Diesmal schien das Schicksal es nicht mehr so gut mit ihnen zu meinen. Aber wenigstens würde es schneller gehen als in den Minen, wo es Wochen oder Monate dauerte, bis sich ein Zwangsarbeiter zu Tode geschuftet hatte.
Nyorda senkte die Armbrust. »Wenn ich dich hätte umbringen wollen, dann hätte ich Hastyr weitermachen lassen, wo er aufgehört hat. Es hätte ihm sicherlich viel Freude gemacht, dich leiden zu sehen.« Sie schnaufte, dann trat ein schmales Lächeln auf ihr Gesicht. »Ich habe euch zugehört. Ich verstehe jetzt, warum du abgehauen bist, Cryn. Du bist nicht wie all die anderen Männer hier, du hast noch so etwas wie Anstand im Leib. Ich glaube sogar, du kannst noch was aus deinem Leben machen. Ehrbar werden und den Göttern erhobenen Hauptes gegenübertreten und all solche Dinge. Ich habe selbst immer versucht, ehrbar zu sein, aber es wollte mir nie so recht gelingen. Wenn ich dich jetzt gehen lasse, bekommt wenigstens einer von uns die Chance.« Damit beugte sie sich zum Wolfmann hinab und schloss seine Ketten auf.
Er schaute zu ihr auf. »Du kannst uns begleiten, wenn du willst.«
Nyorda winkte ab. »Ich habe die Verantwortung für diese Menschen hier übernommen. Für mich sind sie das Gleiche wie Navorra für dich. Auch wenn manche von ihnen echte Drecksäcke sind, könnte ich es nicht übers Herz bringen, sie ihrem eigenen Schicksal zu überlassen. Irgendwer muss ja darauf aufpassen, dass sie nicht noch mehr Mist bauen als ohnehin schon.« Sie zuckte mit den Schultern. »Außerdem kann ja nicht plötzlich jeder ehrbar werden. Wo bliebe denn da der Spaß am Leben?«
Die Ketten um Glonds Handgelenke rasselten als Letzte zu Boden, und Nyorda nickte zur Tür hinüber. »Draußen findet ihr eure Ausrüstung. Das meiste ist noch da, nur die Münzen haben die Männer unter sich aufgeteilt. Aber ich denke, das könnt ihr verschmerzen.«
Glond nickte. Ja, das konnten sie. Die Münzen waren ein kleiner Preis für ihr Leben. Die ganze Sache hätte wesentlich schlimmer ausgehen können als mit ein paar blauen Flecken und einem ausgebrochenen Zahn. Er schaute sich nach Dvergat und dem Wolfmann um. »Sind wir dann so weit?«
»Bereit, wenn du es bist«, sagte der Wolfmann.
»Wir folgen dir«, sagte Dvergat.
Glond stieß einen tiefen Seufzer aus. Wenn das
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