Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
Glond wusste, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegte. Wenn Zornthal den Köder nicht schluckte, würde er sicherlich nicht zögern, seinen Unmut darüber zum Ausdruck zu bringen. Er war der Anführer eines der ältesten Clans des Königreichs und nicht unbedingt für seine Gnädigkeit bekannt. Eher für das Gegenteil. Aber jetzt gab es ohnehin kein Zurück mehr. Glond hatte den Stein ins Rollen gebracht und konnte ihn nicht mehr aufhalten. »Es ist richtig, dass Variscit mich zu seinem Stellvertreter ernennen wollte. Aber wie ihr wisst, habe ich abgelehnt. Er ist ein mächtiger Kriegsherr und großer Stratege, aber ich denke, dass …«
Zornthals Hand krachte donnernd auf die Armlehne. »Sag es, wie es ist, sprich doch frei heraus!« Ein gefährliches Glitzern trat in seine Augen. »Du hast den Posten seines Stellvertreters abgelehnt und stattdessen jemand anderen dafür vorgeschlagen. Einen Oberen, und eine Frau noch dazu. Glaubst du, ich hätte nicht verstanden, wie du General Variscit auf die Probe gestellt hast, indem du ihm einen völlig unsinnigen Kandidaten vorgeschlagen hast? Als der alte Zausel darauf eingegangen ist, wurde dir klar, wie es wirklich um seinen Geisteszustand bestellt ist, nicht wahr?« Erneut donnerte die Hand auf die Stuhllehne, und die Heetleute unterbrachen erschrocken ihre Gespräche, um die Köpfe einzuziehen.
»Wir wissen beide, dass die Zeit des alten Drachentöters abgelaufen ist. Der Fall Deroks ist das beste Zeichen dafür. Die Stadt ist einer der wichtigsten Handelsposten im Norden, und sie ist der Stolz der Oberen Clans. Deren Vertreter sind entsetzt darüber, dass er sie so einfach den Orks überlassen hat. Das wird in der Clanversammlung nicht ohne Reaktion bleiben. Es wird die Stimmverhältnisse in der Clanversammlung entscheidend verändern.« Sein massiger Zeigefinger deutete auf Glond. »Es wird Veränderungen im Reich geben. Große Veränderungen! Wir wissen das beide, und im Gegensatz zu all diesen Duckmäusern im Reich reden wir gar nicht erst drum herum. Wir sagen es, wie es ist.«
Glond überfiel das dringende Bedürfnis, sich unauffällig rückwärts aus dem Zelt zu bewegen, doch er zwang sich, ruhig stehen zu bleiben. Er hätte nicht gedacht, dass sein Plan so gut funktionieren würde. Offenbar hatte er da an einer Sache gerührt, die tiefer ging als bloße politische Streitereien. Vielleicht sogar ein wenig zu tief für seinen Geschmack.
»Große Veränderungen!«, wiederholte Zornthal. Sein Gesicht war ganz rotfleckig, und ein Diener reichte ihm eilig einen Krug Bier, den er in einem Zug leerte. Dann strich er sich mit dem Handrücken über den Bart. »Wenn es so weit ist, brauche ich gerissene Männer wie dich, Glond. Männer, die wissen, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Unterstell dich meinem Befehl, und ich gebe dir eine Einheit meiner besten Krieger an die Hand, um die Orkherzen zu finden. Ich verspreche dir, wenn du diese Aufgabe zu meiner Zufriedenheit erfüllst, wird mein Triumph auch der deine sein.«
Glond gefiel nicht, welchen Verlauf die Unterredung genommen hatte. Das Letzte, was er wollte, war, zwischen die Fronten der Adligen zu geraten. Vor allem, wenn auf der anderen Seite Syen stand. Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe. Aber hatte er denn eine Wahl? War es nicht genauso wie damals vor dem Stadtrat, als er zwischen Tod und Teufel hatte entscheiden müssen? Er konnte ablehnen, aber dann hätte er keine Möglichkeit mehr, Navorra zu retten. Nicht ohne die Hilfe von Zornthal.
Verdammtes Scheiß-Schicksal. »Also gut«, krächzte er und räusperte sich. »Ich nehme das Angebot an und unterstelle mich eurem Befehl.«
»Abgemacht.« Zornthal schmetterte den leeren Bierkrug so heftig auf die Armlehne, dass er in tausend Scherben zerbarst. »Dann ist es beschlossene Sache.«
»Aber was hindert ihn daran, sich mit den Orkherzen aus dem Staub zu machen?«, begehrte Bresch ein letztes Mal auf. »Wer wird ihn an die Abmachung erinnern, wenn er hat, was er sucht?«
»Auch daran habe ich gedacht.« Zornthals Mundwinkel zuckten eine Winzigkeit in die Höhe, während er sich kleine Tonsplitter vom Brustpanzer fegte. »Du wirst ihn daran erinnern, Bresch. Du führst die Einheit an, die die Orkherzen holt.«
TEIL II
»Düster in das Dunkel schauend
stand ich lange starr und grauend,
Träume träumend, die hienieden
nie ein Mensch geträumt vorher.«
E DGAR A LLAN P OE: » DER R ABE«
ELF
Zeichen und Knochen
B ei den Ahnen, der Kerl ist
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