Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
einer der beschissensten Anführer, unter dem ich je gelaufen bin«, knurrte Modrath im Morgengrauen. »Nicht mal der Ohrensammler hätte einen Gefangenen wie den abgestochen. Und die fette Sau war schon wirklich dämlich.« Er zerrte einen moosbedeckten Baumstamm ans Ufer und ließ ihn in das schlammige Wasser fallen. Das alte Holz lag tief im Wasser, schien jedoch zu schwimmen. Krendar hatte beschlossen, bis zum Sonnenaufgang zu warten, ehe sie den Befehl Prakoshs umsetzten und den Leichnam des Kapuzenmanns auf seine Reise flussabwärts schickten.
Die Menschen hatten den Toten gereinigt und auf die mit Mühe und vielen Gesten erteilten Anweisungen der Aerc hin am Ufer abgelegt. Dabei hatten sie dem hässlichen Mann, wie Krendar fand, bemerkenswert viel Ehrerbietung entgegengebracht. Eines der Weiber weinte noch immer, während die drei Männer mit verbissener Entschlossenheit arbeiteten. Krendar warf ihnen ein paar Seile zu, mit denen sie den Toten jetzt auf dem Baumstamm befestigten. Immerhin schienen sie an der Idee eines Totenfloßes nichts auszusetzen zu haben. Aber was hätten ihnen Proteste auch genutzt? Die Anweisung Prakoshs war klar, und ohnehin hätte niemand ihren Protest verstanden. Der Kapuzenmann würde den großen Fluss bis hinab in die Länder der Menschen und Zwerge treiben. Oder aber er würde sich, was wahrscheinlicher war, irgendwo am Ufer verfangen und den Aasfressern als Mahl dienen. Auf jeden Fall würde sein Geist ihre Spur verlieren, was Krendar nur recht war.
»Blödsinnige Idee, wenn ihr mich fragt«, murmelte Modrath düster.
»Das tut aber keiner«, gab Krendar knapp zurück. »Und jetzt hör auf, dich zu beschweren.« Er trat beiseite und sah Sekesh zu, wie sie einige Zeichen in den Stamm über dem Kopf des Leichnams in die faulige Rinde schnitt. Die Menschen murrten leise, doch die Aerc ignorierten sie. Schließlich nickte die Schamanin und stand auf. »Es ist getan – dieser Stamm wird den Fluss hinabtreiben, bis er auf Menschen trifft, denen er unsere Botschaft bringen kann. Vorausgesetzt, irgendjemand unter den Blassnasen kapiert, was das soll.« Sie verzog verächtlich den Mund. »Vielleicht hätte der Mensch mit der Kapuze eine Nachricht in den Zeichen der Menschen malen sollen. Oh … halt. Prakosh musste ihn ja abstechen. Zu dumm aber auch.«
Krendar verdrehte die Augen. Er konnte den Groll seiner Leute nachvollziehen. Aber trotzdem sollte man nicht so über seinen Raut sprechen. Andererseits – vermutlich hatte man als Oger oder Drûaka gewisse Privilegien, die ein normaler Krieger nicht hatte. Er seufzte und bedeutete dem Menschenjungen Navorra, einige Worte zu sagen. Er wusste nichts über die Totenrituale der Menschen, aber es würde vermutlich nicht schaden, wenn sie sich von ihrem Gefährten verabschieden konnten.
Der Junge warf ihm einen eisigen Blick zu, bevor er sich dem Aufgebahrten zuwandte und leise zu sprechen begann.
»Ich wüsste zu gern …«
»… was er ihnen erzählt«, sagten die Korrach-Zwillinge leise.
»Er bedankt sich bei dem Hässlichen und wünscht ihm eine gute Reise zu seinen Göttern. Außerdem soll er den Menschen im Süden sagen, dass die Aerc hier mörderische Bastarde sind, deren Stunde einst schlagen wird. Sein Tod soll nicht umsonst gewesen sein.«
Krendar nickte. So was in der Art habe ich erwartet. Trotzdem erstaunlich. Ein Aerc würde vermutlich etwas Ähnliches sagen. Dann runzelte er die Stirn. Wer …? Er wandte sich um.
Einige Schritte hinter ihnen stand die Leibwächterin von Prakoshs Schamanin. Corsha, wenn sich Krenda richtig erinnerte. Die Aercfrau war kleiner als die meisten Männer ihres Volkes, jedoch breiter gebaut als Krendar selbst. Sie hatte sich die Haare im Stil eines Kriegers zum Zopf gebunden und die Schläfen geschoren. Außerdem trug sie einen eisernen Harnisch, dem man deutlich ansah, dass er zurechtgehämmert war, um ihrer beachtlichen Oberweite Platz zu bieten, und einen über und über mit Amuletten behängten Zwergengürtel. Allein auf die magischen Fähigkeiten ihrer Schwester schien jedoch auch sie sich nicht verlassen zu wollen, denn hinter ihren Schultern konnte Krendar den eisernen Rand eines Zwergenschilds erkennen, und auch die Axt an ihrem Gürtel war Kriegsbeute aus den Beständen der Wühler. Insgesamt eine Ausrüstung, um die sie so mancher Krieger beneiden musste.
»Was willst du?«, fragte Sekesh kühl.
Corsha musterte die Ayubo ruhig, dann berührte sie mit einer Hand ehrerbietig ihren
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