Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
Prakosh, und der Mensch zuckte zusammen.
»Verzeih, Raut. Was ich sagen wollte – die Stämme hier unten im Waldland verwenden Bäume dieser Art als Wegmarken. Als Warnung, gewiss, auch das.« Er deutete auf einen gelblichen Schädel, in dessen zerborstener rechter Augenhöhle Moos wuchs. Ein Zwergenschädel, wurde es Krendar plötzlich bewusst. Zwei weitere hingen in den Ästen, und am Boden zwischen den mächtigen Wurzeln lagen verstreut die zernagten Reste der zugehörigen Skelette. Und nicht nur die. Was Krendar bislang für aus dem Moos ragende, kahle Zweige gehalten hatte, sah jetzt verdächtig nach dicken Gebeinen von Ogern und den dünnen Knochen von Menschen aus.
»Wenn man ein Wühler ist oder sonst irgendein Feind seiner Bewohner, sollte man den Weg wohl besser nicht nutzen«, fuhr der Mensch fort. »Das dürfte deutlich zu erkennen sein. Für alle anderen bedeutet das jedoch nur, dass hier eine siche re Passage zu finden ist. Die unseren Weg um gut zehn Tage abkürzt.«
Modrath schnaubte. »Ich habe anderes gehört«, sagte er und klang trotzig. »Das Land meines Stamms liegt nördlich von hier, und für uns ist der Wald tabu. Niemand wird ihn betreten – und wer es dennoch tut, wird ihn nicht verlassen.«
»Ich habe diesen Wald bereits durchquert und lebe noch«, stellte Kyrk trocken fest.
Irgendjemand kicherte hämisch.
»Das heißt also wohl nur, dass Krieger deines Stamms in diesem Wald nicht gern gesehen sind.«
»Vielleicht sollten wir ihm einen Sack über den Kopf hängen«, warf einer der Broca ein.
Diesmal war sich Krendar sicher, dass es Ronkh gewesen war.
»Schöner wär’s auf jeden Fall«, setzte ein anderer nach.
»Und ich sage, dieser Baum bedeutet, dass der Wald tabu ist!«, grollte der Oger. »Niemand betritt ihn. Unheil wohnt dort, schon seit Urzeiten, so lehren es unsere Drûaka.«
»Woher wollen sie das wissen, wenn niemand ihn betritt?«, gab Kyrk zurück.
Selbst Prakoshs Schnauben klang verdächtig nach einem unterdrückten Lachen. »Bei den Ahnen«, murmelte er nicht eben leise. »Nicht nur der Jungspund und das schwarze Hexenweib – jetzt hab ich auch noch den einzigen ängstlichen Oger der Stämme am Arsch. Was hab ich für ein Glück.« Lauter, vielleicht, um Modraths Knurren zu übertönen, wandte er sich an seine Schamanin: »Toraka, was sagen die Knochen? Sollen wir den Worten des ängstlichen Ogers Beachtung schenken oder denen unseres glattzüngigen Halbbluts?«
Die hagere Schamanin warf Krendar und Sekesh einen düst eren Blick zu, dann richtete sie sich hoch auf. Ihre Stimme war leise, doch sie hatte etwas Schneidendes, das Krendar an Obsidian erinnerte. »Die Dunkelheit naht schnell. Auf manchen Wegen schneller als auf anderen. Sie wird die Welt hier draußen verschlingen und folgt uns ebenso in das Herz des Waldes. Doch entgehen werden wir ihr nicht.« Unvermittelt warf sie Prakosh eine Handvoll beschnitzter Knochen vor die Füße und sah die versammelten Aerc scharf an. Auf dem Waldboden knisterte es leise, und das Moos um die Knochen verfärbte sich zusehends braun. »Die Ahnen sagen: Wenn du nicht achtgibst, Prakosh, wird die Dunkelheit die Herzen der Krieger verschlingen, bevor sie die Erde ihrer Ahnen erreichen.«
Krendar glaubte, Sekesh leise die Luft zwischen den Zähnen einsaugen zu hören. Er warf ihr einen verstohlenen Blick zu und sah, dass die Ayubo die Stirn gerunzelt hatte und die andere Schamanin durchdringend ansah.
»Stimmt das?«, fragte er leise.
»Keine Ahnung«, sagte Sekesh, ohne die Augen von der anderen zu nehmen. »Ich kann ihre Knochen nicht lesen.« Mit hohlem Klappern schüttelte sie die Knöchel, die sie selbst nutzte, um mit ihren Ahnen zu sprechen, aus ihrem Lederbeutel. Die Knochen fielen zu Boden. Auch um sie begann das Moos zu welken.
Für einen langen Augenblick hielten die beiden Schamaninnen ihren Blickkontakt aufrecht. Obwohl keine der beiden auch nur einen Laut von sich gab, schien ein Knurren in der Luft zu liegen. Schließlich sah Sekesh nach unten, wo inmitten brauner Flecken der toten Pflanzen ihre Zauberknochen lagen. »Die Urawi der Felsenbären hat recht«, sagte sie ernst. »Dunkelheit folgt uns, und sie wird uns einholen. Meine Ahnen kennen das Land hier nicht, also können sie mir nicht sagen, welcher der Wege der richtige ist.«
Prakosh grunzte unwirsch, und Sekeshs Kopf zuckte hoch. Ihre Augen bohrten sich in die des Raut. »Eines aber wissen sie – von dieser Wahl hängt ab, wer von uns die
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