Orks vs. Zwerge
»Ich …« Er stockte. »Ich weiß es nicht genau. Dudaki – der mit dem Froschgesicht dort – hat mich nach dem Sturm auf das Osttor auf dem Schlachtfeld eingesammelt. Ich hatte die Besinnung verloren.« Seine Hand wanderte halb zur Platzwunde an seiner Stirn, bevor er sich daran erinnerte, dass er das besser lassen sollte.
Der Broca zupfte versuchsweise an dem Splitter in seinem Bein und verzog das Gesicht. »Hm. So was kommt vor. Solange man wieder aufwacht, gibt’s Schlimmeres.«
Krendar nickte. »Jedenfalls war außer mir niemand von meinem Trupp da. Oder von meinem Stamm. Ich habe keine Ahnung, wo sie sind. Vielleicht leben sie ja noch.«
»Vielleicht.« Der alte Krieger klang nicht so, als würde er daran glauben. »So etwas kommt vor. Dann hast du dir also einen zweiten Broca gesucht.« Er deutete mit dem Kinn auf den zerhackten Leichnam Ruheeles. »Hat ja nicht lange gehalten.«
Krendar zuckte etwas hilflos mit den Schultern. »Das Weib da, ihre Drûaka, meinte, ich muss mitkommen, weil sie sonst alle sterben würden.« Dass er selbst die Nacht nicht überleben würde, ließ Krendar aus. Das war schließlich seine Sache.
Ragroth schnaubte belustigt. »Als Glücksbringer taugst du ja offenbar nicht viel. Und jetzt brauchst du schon wieder einen neuen Broca.« Er zog sein Messer und holte von irgendwoher eine knotige, gelbe Wurzel hervor. Er trennte zwei Stücke ab und reichte eines dem jungen Aerc. »Hier. Kauen, bis sie bitter wird. Danach noch mal so lange. Hilft gegen das Hämmern.« Sein Messer zeigte auf Krendars Kopfwunde. Das andere Stück schob er sich selbst zwischen die Zähne.
Krendar musterte die Wurzelscheibe stirnrunzelnd. »Pranok?«
Der Broca nickte.
»In unserem Dorf wird es getrocknet und geraucht. Aber nur in der Versammlung der Männer, wenn wir mit den Ahnen in Kontakt treten. Es ist eine heilige Pflanze!«
»Na sieh mal an«, sagte Ragroth gleichmütig kauend. »Das war in meinem Dorf genauso. Aber für die Ahnen taugt es nur geraucht. Frisch hält es vor allem munter und dämpft den Schmerz. Du siehst aus, als könntest du das dringend brauchen.« Er steckte Messer und Wurzel wieder weg und sah Krendar an. »Also was ist? Meine Doppelfaust könnte ein paar Leute gebrauchen.«
Krendar überlegte einen Moment, dann steckte er die Wurzelscheibe in den Mund und nickte. Es sah immer noch nicht so aus, als hätte er etwas Besseres vor. »Ich denke schon. Aber wie gesagt, ich weiß nicht, ob mein Broca noch lebt.«
Der Ältere zuckte mit den Schultern. »Wenn wir ihn treffen, kannst du dich immer noch entscheiden. Bis dahin kannst du dich nützlich machen.«
Krendar zögerte kurz, bevor er den Kopf senkte, um den Nacken zu entblößen.
Ragroth brummte zufrieden. Er betrachtete den Leichnam des Ayubo. »So. Und was war die Taktik der Schwarzhäute? Sturmangriff?«
»Hm.«
Ragroth grunzte. »Ich staune immer wieder, wie weit Rogoru damit gekommen ist.«
Krendar runzelte die Stirn. »Ihr habt doch auch gerade …«
Der Broca sah auf. »Blödsinn. Wir haben es so aussehen lassen, weil die Wühler erwarten, dass wir brüllend auf sie zulaufen und uns abschlachten lassen. Wichtig waren nicht wir, sondern die dort.« Er deutete auf das Dach hoch über der Barrikade.
Krendar folgte seinem Fingerzeig. Dort oben entdeckte er in einem der Fensterlöcher zwei schwarze Schatten. Eine der Gestalten bellte gedämpft. Mit unglaublichem Geschick hangelten sich die beiden aus dem Fenster und kletterten die Wand hinab.
Krendar schluckte. »Was bei den Ahnen ist das?«
»Wir nennen sie Skrag. Aerc aus den Wäldern hinter den Gipfeln der Grûshnak im Westen. Wie’s scheint, haben die auch dort inzwischen Bekanntschaft mit den Wühlern gemacht. Es hat ihnen nicht gefallen. Die zwei und noch ’n paar andere scheinen jedenfalls nichts Besseres vorzuhaben, als allen Wühlern die Hälse umzudrehen. Das ist eine ihrer Spezialitäten. Sie sind besonders nützlich, wenn die kleinen Ärsche Hinterhalte mit Pfeilwerfern legen, wie du siehst.« Die kleinere der beiden Gestalten erwiderte Ragroths Nicken mit einem breiten Grinsen. Sie hob sechs Finger und krachte mehrfach mit ihrem beeindruckenden Gebiss. Der Broca nickte zufrieden.
»Drei Pfeilwerfer-Gruppen. Damit hätten sie den Platz eine ganze Weile halten können. Doch jetzt würde ich wirklich gern wissen, was in diesem zweiten Scheißwagen ist.« Der alte Aerc hob die Stimme. »Wie sieht’s jetzt aus?«
Die Korrach drehten sich um und
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