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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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Olivers Miene verfinsterte sich. „Der elende Schuft hat seine Verlobung mit ihr gelöst und sich davongemacht. Er erzählte überall herum, sie habe den Verstand verloren und er sei nicht verantwortlich für das, was aus ihr werden würde."
    „Dann packte die Viscountess ihre Siebensachen zusammen und verschwand ebenfalls", fügte Doreen hinzu. „Was an sich keine Tragödie war, nur dass sie alles Geld mitnahm, das Genevieves Vater hinterlassen hatte, und den verbliebenen Dienstboten kündigte. Und so blieb Miss Genevieve mit diesem alten Haus und einem Berg Schulden allein zurück."
    „Das erste Jahr war hart für sie", sagte Eunice und servierte Haydon einen frischen Schub Haferkuchen. „Ganz allein in diesem Haus und weit und breit niemand, der ihr zur Hand ging oder ihr zeigte, wie man einen Säugling versorgt. Ihre angeblichen Freunde begannen, sie zu meiden, und luden sie nicht mehr zu Gesellschaften ein, weil sie nicht mit dem Skandal in Verbindung gebracht werden wollten. Bis ich schließlich hier eingezogen bin, hat das arme Mädchen sich mehr recht als schlecht allein durchschlagen müssen."
    „Wie kam es, dass Sie hier angestellt wurden?" fragte Haydon.
    „Nun ja, ich fürchte, auch das war ein kleiner Skandal." Eunices ohnehin rosige Pausbacken liefen dunkelrot an. „Miss Genevieve hatte erfahren, dass ich bald aus dem Gefängnis entlassen werden sollte, wo ich eine Strafe wegen Diebstahls verbüßte, weil ich meinem früheren Dienstherrn Lord Dunbar eine Brosche entwendet hatte."
    „Weil er ihr keinen anständigen Lohn gezahlt hat, von dem sie etwas für ihre alten Tage hätte zurücklegen können", unterbrach Doreen, um klarzustellen, dass Eunice einen triftigen Grund für ihr Handeln gehabt hatte. „Stattdessen erwartete man von ihr, dass sie von früh bis spät schuftete, und als man sie nicht mehr brauchte, hat man sie ohne ein Wort des Dankes auf die Straße geworfen wie einen alten Lappen."
    „Miss Genevieve packte Jamie warm ein, ging zum Gefängnis und bat, mich sprechen zu dürfen", fuhr Eunice fort und lächelte Doreen voller Zuneigung an.
    „Sehr reizend und höflich war sie, ganz anders als die anderen reichen Leute, denen ich bis dahin begegnet war. Nachdem wir eine Weile geplaudert hatten, fragte sie mich, ob ich irgendwelche Pläne für die Zeit nach meiner Entlassung hätte. Ich verneinte, doch ich war sicher, dass niemand mich anstellen würde, da ich meinen früheren Dienstherrn bestohlen hatte und daher bis ans Ende meiner Tage als unzuverlässige Verbrecherin gelten würde. Sie fragte, ob ich mir vorstellen könne, zu ihr und Jamie zu ziehen, was sie sehr freuen würde, da sie wirklich auf meine Hilfe angewiesen sei. So wie sie es sagte, klang es, als würde ich ihr einen unerhörten Gefallen erweisen. Sie könne mir nicht viel Lohn zahlen, doch ich hätte ein Dach über dem Kopf, ein warmes Bett und gutes Essen, und falls ich jemals mehr benötigte, solle ich sie nur darum bitten und sie würde sehen, ob es sich einrichten ließe. Und hier bin ich nun und danke dem Himmel jeden Tag aufs Neue, dass er mir Miss Genevieve geschickt hat, denn ich wüsste nicht, was sonst aus mir geworden wäre." Sie zog ein riesiges Schnäuztuch aus ihrer Schürzentasche, tupfte sich die Augen trocken und putzte sich dann geräuschvoll die Nase.
    „Danach kamen wir anderen", nahm Doreen den Faden auf. „Miss Genevieve begann, sich der Kinder anzunehmen, die nach ihrer Entlassung aus dem Gefängnis keinen Ort hatten, an den sie gehen konnten. Zuerst kam Grace, dann Annabelle, danach Simon und Charlotte. Sie bat mich herzukommen, nachdem ich meine Strafe dafür abgesessen hatte, dass ich den Gästen der Schenke, in der ich für einen Hungerlohn schuftete, ein paar lausige Münzen entwendet hatte." Sie schnaubte verächtlich, als übersteige es ihre Vorstellungskraft, dass man sie für ein derart nichtiges Vergehen hatte einkerkern können. „Sie teilte mir mit, sie könne meine Hilfe wirklich gut brauchen, da ich Erfahrung darin hätte, mich um viele Leute zu kümmern und für Sauberkeit zu sorgen."
    Haydon richtete den Blick auf Oliver. „Und was ist mit Ihnen?"
    „Nun, junger Freund, ich bin stolz darauf, sagen zu können, dass ich der einzig wirklich Professionelle unter uns bin, Spross einer langen, ruhmreichen Ahnenreihe", erklärte Oliver dünkelhaft.
    „Ihr Vater war Butler?" erkundigte sich Haydon ein wenig überrascht.
    „Nein, Dieb", berichtigte Oliver belustigt. „Und

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