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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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weil du mich aus dem Weg geschubst hat",'beklagte sich Simon und versetzte ihm einen Stoß. „Du hast geschummelt."
    „Ich rieche Ingwerkekse", meinte Grace, die Nase schnuppernd in die Höhe gereckt.
    „Das ist kein Ingwer, das ist Nelkenpfeffer", verbesserte sie Annabelle und zog angewidert die Nase kraus. „Eunice kocht schon wieder Haggis."
    „Vielleicht hat sie Kekse und Haggis gemacht." Charlottes Gesichtsausdruck war hoffnungsfroh, während sie durch die Tür humpelte.
    „Sie würde dir jedenfalls jetzt keinen Keks geben", erklärte Jamie im Brustton der Überzeugung. „Sie wird dich darauf hinweisen, dass bald Abendessenszeit ist."
    „Erzähl ihr, du hättest heute ein paar nackte Damen auf den Bildern gesehen", schlug Annabelle vor. „Dann gibt sie dir einen Keks, damit du es vergisst."
    „Wenn ihr Eunice von den Bildern berichten wollt, die ihr heute angeschaut habt, dann ist das eine gute Idee", sagte Genevieve und trat über die Schwelle. „Doch ihr habt gerade erst Tee und Kuchen gehabt, und das sollte bis zum Abendessen reichen. So, und nun wollen wir unsere Mäntel und Hüte in den Schrank hängen, bevor wir in den Salon gehen und unsere Lektüre von ,Gullivers Reisen' fortsetzen."
    Sie löste die Bänder ihrer Haube und ihres Umhangs. „Simon, würdest du das bitte für mich aufhängen?"
    Der Knirps eilte herbei, um Genevieve den schweren Mantel abzunehmen, der ihn fast unter seinen üppigen Falten begrub. Die dünnen Ärmchen des Knaben konnten keine weitere Last mehr tragen, also setzte Genevieve ihm zur allgemeinen Freude die Haube auf den Kopf.
    „Guckt mich an: Ich bin Genevieve!" krähte er und drehte sich im Kreis, damit alle ihn bewunderten.
    „Pass auf, dass du den Stoff nicht zerknitterst", mahnte Genevieve mit gespielter Strenge. „So, sind jetzt alle fertig? Lasst uns hineingehen." Sie öffnete die Tür zum Salon.
    Und rang nach Atem, als ein hoch gewachsener, elegant gekleideter Mann sich aus dem Sessel erhob, in dem er es
    sich bequem gemacht hatte, und sie begrüßte.
    „Guten Abend, Miss MacPhail", sagte Haydon und verbeugte sich höflich. „Ich hoffe, Sie und die Kinder hatten einen angenehmen Tag."
    Verschwunden war der wilde, schöne Krieger mit dem dunklen, zerzausten Haar und den bärtigen Wangen, den es Mühe gekostet hatte, sich auf den Beinen zu halten.
    Der Bart war fort, so dass seine wie gemeißelt wirkenden Wangenknochen und sein markantes Kinn besser zur Geltung kamen, die an das Werk eines RenaissanceKünstlers erinnerten, und sein dichtes, kohlschwarzes Haar war gewaschen und gestutzt und lockte sich an seinem Kragen. Sein muskulöser Körper steckte in einem schwarzen Schoßrock, einer taubengrauen Weste, einem weißen Hemd samt gekonnt geschlungenem Halstuch und weit geschnittenen Hosen. Es waren die Kleider ihres Vaters, erkannte Genevieve bei näherem Hinsehen, doch sie waren offenbar geändert worden und umschmeichelten die eindrucksvolle Statur ihres Patienten. Seine Haltung war aufrecht und sicher, seine Bewegungen schienen nicht länger von Schmerzen erschwert zu werden. In der Tat, er wirkte ganz und gar wie ein eleganter Gentleman, der zu einer feierlichen Abendgesellschaft geladen hatte oder sich gerade auf dem Weg zu seinem Lieblingsclub befand.
    Oder zu seinem Haus in der Nähe von Inverness.
    Ein seltsames Gefühl des Verlusts ergriff Besitz von Genevieve, als sei ihr etwas entrissen worden, das sie eben erst zu schätzen begonnen hatte.
    „Genevieve hat uns in eine Galerie mit Bildern von nackten Leuten mitgenommen", berichtete Jamie, lief an Genevieve vorbei und ließ sich in einen Sessel neben dem Kamin fallen, in dem ein behagliches Feuer brannte. Wie alle anderen Kinder war Jamie in Haydons Zimmer ein- und ausgegangen, während dieser genas, und nicht im Mindesten über seine Verwandlung überrascht.
    „Tatsächlich?" Haydon zog die Braue hoch und warf Genevieve einen belustigten Blick zu. „Und hat es dir gefallen?"
    Jamie zuckte mit den Schultern. „Die Bilder von den Schiffen waren besser."
    „Das Beste war der Besuch in der Teestube", entschied Simon. „Ich hatte zwei Tassen mit Milch und Honig und habe einen von Charlottes Rosinenkuchen aufgegessen, den sie nicht mehr wollte."
    Charlotte schenkte Haydon ein scheues Lächeln. „Einer ist genug für mich."
    „Und ich bekomme beim nächsten Mal auch zwei Tassen", fügte Grace hinzu.
    „Damit es gerecht ist."
    „Und ich sitze beim nächsten Mal neben Jack", sagte Jamie, den

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