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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nur ein paar der Metallzähne aus dem Absatz des Schuhs herausgepult. Nachdem er sie einen Moment lang genau betrachtet hatte, legte er das Taschenmesser weg, lehnte sich auf dem Sofa zurück und blickte nachdenklich durch das große Bürofenster in den Himmel hinaus, der nach wie vor trübe war, obwohl es nicht mehr regnete. Sie schwiegen alle und warteten darauf zu hören, welche Schlüsse er aus dem Zustand der Kleidungsstücke und der Schuhe zog.
    Trotz seiner Erschöpfung, und obwohl er mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt war und die Dakotas erst seit einem Tag kannte, war sogar Frank bewußt, daß Bobby der phantasievollere und geistig beweglichere in dieser Partnerschaft war. Julie war vermutlich klüger als ihr Mann. Aber sie war auch die methodischere Denkerin, was es weit weniger wahrscheinlich sein ließ, daß sie mit unvermuteten logischen Schlußfolgerungen und phantasievollen Lösungen aufwarten würde. Julie mochte weit häufiger richtig liegen als Bobby, doch bei Gelegenheiten, bei denen die Firma die Probleme eines Klienten schnell lösen mußte, war dieser Erfolg meist Bobby zuzuschreiben. Sie waren ein gutes Team, und Frank vertraute darauf, daß ihre sich ergänzenden Talente ihn retten könnten.
    An Frank gewandt, fragte Bobby: »Können Sie sich vorstellen, daß Sie sich durch Psychokinese, das heißt ohne physischen Kontakt in Sekundenschnelle von hier nach dort bewegen können - eine Art Teleporting?«
    »Aber das ist ja - Hexerei«, entgegnete Frank. »Ich glaube nicht an Zauberei oder Magie.«
    »Oh, ich schon«, sagte Bobby. »Nicht an Zauberinnen und Zaubersprüche und Flaschengeister zwar, aber an die Möglichkeit, daß es phantastische Dinge gibt. Allein die Tatsache, daß diese Welt existiert, daß wir leben, daß wir lachen und singen und die Sonne auf unserer Haut spüren können - allein das erscheint mir wie eine Art Zauberei, eine Art Magie.«
    »Teleporting, ich? Wenn ich das kann, dann weiß ich nicht, daß ich es kann. Offenbar muß ich erst mal einschlafen, was bedeutet, daß dieses Teleporting eine Funktion meines Unterbewußtseins sein muß, daß es absolut unfreiwillig passiert.«
    »Sie haben nicht geschlafen, als Sie wieder in dem Krankenhauszimmer aufgetaucht sind, und auch bei den anderen Gelegenheiten nicht, bei denen Sie verschwunden sind«, widersprach Hal. »Möglicherweise beim erstenmal, aber später auf keinen Fall. Ihre Augen waren offen. Sie haben mit mir gesprochen.«
    »Aber ich kann mich nicht daran erinnern«, sagte Frank hilflos. »Ich kann mich nur erinnern, eingeschlafen zu sein, dann lag ich plötzlich wach im Bett, unter großen Qualen, verwirrt, und Sie alle waren da.«
    Julie seufzte. »Teleporting. Wie soll das funktionieren?«
    Bobby zuckte mit den Schultern. »Du hast es gesehen.« Er nahm seine Kaffeetasse und trank einen Schluck. Er war entspannter als die anderen im Zimmer, als sei die Tatsache, einen Klienten mit so erstaunlichen psychischen Kräften zu haben, wenn schon keine ganz normale Sache, so doch zumindest eine, die sie alle als einfach unvermeidlich  akzeptieren mußten, nachdem sie so lange im Geschäft waren.
    »Ich habe gesehen, wie er verschwand«, stimmte Julie zu, »aber ich bin nicht sicher, ob das beweist, daß es -Teleporting war.«
    »Als er verschwand«, fuhr Bobby fort, »ist er irgendwohin gegangen. Stimmt's?«
    »Nun ... Ja.«
    »Und von einem Platz zum anderen zu gehen - in Sekundenbruchteilen -aufgrund eines Akts bloßer Willenskraft, das ist für mich - Teleporting.«
    »Aber wie?« fragte Julie.
    Bobby zuckte wieder mit den Schultern. »Im Augenblick spielt es keine Rolle, wie. Akzeptiert doch einfach zunächst einmal, daß es Teleporting gibt.«
    »Als eine Theorie«, sagte Hal.
    »Okay«, stimmte Julie zu. »Laßt uns theoretisch annehmen, daß es Teleporting gibt.« Für Frank, der wegen seiner Amnesie von seinem eigenen  Erleben ausgeschlossen war, war das, als solle er davon ausgehen, Eisen müsse leichter sein als Luft, damit ein aus Stahlplatten bestehendes Kleinluftschiff fliegen konnte.
    »Gut«, sagte Bobby, »in Ordnung, denn diese Annahme erklärt den Zustand dieser Kleidungsstücke.«
    »Wie?« fragte Frank.
    »Es wird ein Weilchen dauern, bis wir über die Kleider sprechen. Warten Sie einen Moment. Zunächst müssen Sie in Erwägung ziehen, daß sich die Atome Ihres Körpers beim Teleporting zeitweilig voneinander trennen, und dann innerhalb kürzester Zeit an einem anderen Ort wieder zusammenfinden

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