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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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seiner Bewußtseinsfasern an ihm festzuknoten und es dann zu seinem Ursprung zurückzuverfolgen. In seinen gesamten 29 Lebensjahren waren seine Geschwister die einzigen Menschen, denen er begegnet war, die über etwas verfügten, was man übersinnliche Fähigkeiten hätte nennen können. Sollte es da draußen in der Welt jemanden geben, der ebenfalls diese Begabung hatte, mußte er herausfinden, wer das war. Ein solcher Mensch, dem nicht seine selige Mutter das Leben geschenkt hatte, war ein Rivale, eine Bedrohung, ein Feind.
    Obwohl die Sonne hinter den zugezogenen Vorhängen noch nicht ganz aufgegangen war, wußte er, daß er nicht noch einmal würde einschlafen können. Er warf die Decke zurück, durchquerte das dunkle, mit Möbeln vollgestellte Zimmer mit der Sicherheit eines Blinden, der sich in vertrauter Umgebung bewegt, und ging ins Bad. Nachdem er die Tür verriegelt hatte, zog er sich aus, ohne in den Spiegel zu schauen, und ließ Wasser, ohne zu dem hassenswerten Organ niederzusehen. Als er duschte, seifte er das Sex-Ding mit dem Waschhandschuh ein, den er selbst genäht hatte und der seine unschuldige Hand davor bewahrte, von dem widernatürlichen, tückischen Fleisch da unten verdorben zu werden.

39
    Vom Krankenhaus in Orange fuhren sie sofort in ihr Büro nach Newport Beach. Sie hatten eine Menge Arbeit vor sich, was Franks Fall anging, und sein miserabler Zustand, der sich weiter verschlechtert hatte, ließ sie erkennen, daß die Sache eiliger war, als sie angenommen hatten.
    Frank fuhr mit Hal, und Julie folgte, um helfen zu können, sollte während der Fahrt eine unvoraussehbare Entwicklung eintreten. Der gesamte Fall schien eine einzige Serie unvoraussehbarer Entwicklungen zu sein.
    Zu dem Zeitpunkt, da sie die menschenleeren Büros betraten - das Personal von Dakota & Dakota würde erst in einigen Stunden eintreffen -, war die Sonne hinter den Wolken im Osten aufgegangen. Ein dünner Streifen blauen Himmels war über dem Ozean im Westen sichtbar geworden. Als die vier durch die Eingangshalle ins Allerheiligste gingen, hörte der Regen so unvermittelt auf, als habe eine göttliche Hand einen Himmelshebel umgelegt. Das Wasser floß nicht länger wie ein schimmernder Vorhang an den großen Fenstern hinunter, sondern löste sich in Hunderte kleiner Perlen auf, die von dem wolkenverhangenen Morgenhimmel mit einem bleigrauen Glanz erfüllt wurden.
    Bobby deutete auf den ausgebeulten Kissenbezug, den Hal trug. »Gehen Sie mit Frank in den Waschraum und helfen Sie ihm, die Sachen anzuziehen, die er trug, als wir ihn ins Krankenhaus brachten. Denn wir sollten uns die Kleider, die er jetzt anhat, einmal wirklich genau anschauen.«
    Frank hatte seinen Gleichgewichtssinn und einen Großteilseiner Kräfte wiedergefunden. Er brauchte Hals Hilfe eigentlich nicht. Doch Julie wußte, daß Bobby Frank ab sofort nirgendwo mehr unbeaufsichtigt würde hingehen lassen.
    Sie mußten ihn ständig im Auge behalten, um nicht vielleicht irgendeinen Hinweis zu versäumen, der zu einer Erklärung für sein fortgesetztes plötzliches Verschwinden und Wiederauftauchen beitragen konnte.
    Bevor sich Hal um Frank kümmerte, holte er die zerknitterten Kleidungsstücke aus der Kissenhülle. Den Rest ihres Inhalts ließ er auf Julies Schreibtisch zurück.
    »Kaffee?« fragte Bobby.
    »Dringendst«, entgegnete Julie.
    Er ging in die kleine Pantry in der Halle hinaus und warf eine der beiden großen Kaffeemaschinen an.
    Julie setzte sich an ihren Schreibtisch und leerte die Kissenhülle. Sie enthielt dreißig Bündel Hundert-Dollarnoten, die von Gummiringen zusammengehalten wurden. Bei zehn Bündeln ließ sie die Ecken der Geldscheine durch ihre Finger gleiten, um zu sehen, ob vielleicht auch kleinere Scheine darunter waren. Es waren alles Hunderter. Willkürlich griff sie sich zwei Bündel heraus und zählte die Scheine. Jedes enthielt einhundert Banknoten. Das bedeutete, daß jeder Packen zehntausend Dollar enthielt. Als Bobby mit Bechern, Löffeln, Sahne, Zucker und einer Kanne heißen Kaffees zurückkehrte, hatte Julie festgestellt, daß dies der größte von Franks bisherigen drei Fischzügen war.
    »Dreihunderttausend«, sagte sie, als Bobby das Tablett auf ihrem Schreibtisch absetzte. Er pfiff leise. »Auf welche Gesamtsumme kommen wir da?« »Mit diesen hier bewahren wir sechshunderttausend Dollar für ihn auf.« »Wir werden wohl bald einen größeren Büro-Safe anschaffen müssen.«
    Hal Yamataka legte die Kleider, die Frank

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