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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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alle Nahrungsmittel – am Leben erhielt.
    Vor dem Eingang von Decodyne am Ende des von Palmen gesäumten Gehwegs, ungefähr zwanzig Meter entfernt, tat sich etwas. Julie bemerkte es vor Bobby. Einer der Untersuchungsbeamten war unten erschienen, um die Wachen zu informieren, die an der Tür postiert waren. Einen Moment später winkte einer der Polizisten Julie und Bobby heran.
    »Sie haben diesen Rasmussen gefunden«, sagte er, als sie bei ihm waren. »Wollen Sie ihn sehen, damit Sie sicher sein können, daß er die richtigen Disketten hat?«
    »Klar«, erwiderte Bobby. »Aber ganz bestimmt«, entgegnete Julie, und ihre kehlige Stimme klang nun gar nicht mehr sexy, nur hart.

9
    Immer auf der Hut vor den Polizisten von Laguna Beach, die möglicherweise in der zweiten Nachtschicht Streife fuhren, holte Frank Pollard die Banknotenbündel aus der Reisetasche und sortierte sie auf dem Beifahrersitz. Er zählte fünfzehn Bündel Zwanzig-Dollar-Scheine und elf mit Hundertern. Er schätzte, daß in jedem der Bündel etwa hundert Scheine waren, und als er dann alles im Kopf zusammenrechnete, kam er auf 140.000 Dollar. Er hatte keine Ahnung, woher das Geld stammte, und ob es ihm gehörte.
    Das erste der beiden Reißverschlußfächer der Ledertasche brachte eine weitere Überraschung -eine Brieftasche, die weder Bargeld noch Kreditkarten enthielt, dafür aber zwei wichtige Ausweispapiere: eine Sozialversicherungskarte und einen kalifornischen Führerschein. Neben der Brieftasche lag noch ein US-Reisepaß.
    Die Fotos im Paß und im Führerschein zeigten denselben Mann: um die dreißig, braunes Haar, rundes Gesicht, abstehende Ohren, braune Augen, freundliches Lächeln und Sommersprossen. Als ihm bewußt wurde, daß er sogar vergessen hatte, wie er aussah, drehte er den Innenspiegel zu sich herum. Er konnte genug sehen um festzustellen, daß sein Gesic ht dem in den Ausweispapieren glich. Das Problem war nur -der Führerschein und der Reisepaß lauteten auf den Namen James Roman, nicht auf Frank Pollard.
    Er zog den Reißverschluß des zweiten Fachs auf und fand eine weitere Sozialversicherungskarte, einen weiteren Reisepaß und einen weiteren kalifornischen Führerschein. Alle diese Papiere waren auf den Namen George Farris ausgestellt, die Fotos aber zeigten Frank.
    James Roman sagte ihm nichts.
    Auch George Farris ließ bei ihm keine Glocke anklingen.
    Und Frank Pollard, der Mann, der er zu sein glaubte, war nur ein Name, ein Mann ohne Vergangenheit, denn er konnte sich an überhaupt nichts erinnern.
    »In was, zum Teufel, bin ich da nur verstrickt?« fragte er sich laut. Er hatte jetzt seine eigene Stimme hören müssen, um sich selbst davon zu überzeugen, daß er nicht nur ein Geist war, der zögerte, diese Welt zu verlassen, um in die einzugehen, auf die er durch seinen Tod Anspruch hatte.
    Als der Nebel sein Auto ganz eingehüllt und damit die Nacht größtenteils ausgeschlossen hatte, spürte er eine schreckliche Einsamkeit. Er vermochte sich an niemanden zu erinnern, an den er sich wenden könnte, an keinen Ort, an den er sich zurückziehen könnte, an keinen Ort, an dem er sicher wäre. Er war ein Mann ohne Vergangenheit und ohne Zukunft.

10
    Als Bobby und Julie im dritten Stock in Begleitung eines Polizeibeamten namens McGrath aus dem Aufzug stiegen, sah Julie Tom Rasmussen auf den glänzenden Kunstoff-Fliesen sitzen. Mit dem Rücken lehnte er an der Wand des Korridors. Seine Hände steckten in Handschellen und waren über eine Kette mit Fußfesseln verbunden.
    Er schmollte. Er hatte versucht, Software im Wert von Zehnmillionen von Dollars zu stehlen, wenn nicht gar im Wert von Hunderten von Millionen. Und er hatte von Ackroyds Fenster aus kaltblütig das Signal zum Mord an Bobby gegeben, doch hier saß er nun und zog einen Flunsch wie ein Kind. Sein heimtückisches Gesicht war verkniffen, die Unterlippe vorgeschoben, und seine gelbbraunen Augen wirkten feucht, als würde er augenblicklich in Tränen ausbrechen, wenn irgend jemand ein böses Wort sagte.
    Allein sein Anblick versetzte Julie in Wut. Sie hätte ihm am liebsten die Zähne eingeschlagen.
    Die Polizisten hatten ihn in einem Lagerraum gefunden. Er hatte hinter Kartons gehockt, die er vor sich aufgebaut hatte. Ein erbärmlich offensichtliches Versteck. Als er an Ackroyds Fenster stand, um sich das Feuerwerk anzusehen, das die beiden Gangster anrichteten, hatte ihn Julies Auftauchen in dem Toyota völlig überrascht.
    Julie hatte den Toyota schon sehr früh

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