Ort des Grauens
Geheimnisse des ehelichen Schlafzimmers.
»Samstag, bei uns, um halb sieben? Jack wird einen riesigen Pott seines Chili kochen, und wir werden Pinochle spielen und Chili essen und Bier trinken und herumalbern, bis wir umkippen. Okay?«
Ja.
»Und sag Clint, es ist okay -wir erwarten nicht, daß er viel redet.« Feiina lachte und sagte dann mit den Fingern: Er bessert sich doch schon.
»Das ist dein Einfluß, Kindchen, du machst einen zivilisierten Menschen aus ihm.«
Sie umarmten sich noch einmal, dann ging Alice.
Feiina schloß die Tür, schaute auf ihre Armbanduhr und sah, daß es sieben war. Sie hatte nur eine Stunde, um sich fürs Abendessen fertigzumachen, und sie wollte ganz besonders schön sein für Clint - nicht weil dies ein besonderer Anlaß gewesen wäre, sondern weil sie immer gut aussehen wollte für ihn. Sie war schon unterwegs ins Schlafzimmer, als ihr einfiel, daß sie die Haustür nur hatte ins Schloß fallen lassen. Sie ging in die Halle zurück, drehte die Flügelschraube, die den Sicherheitsriegel einrasten ließ und legte die Kette wieder vor.
Clint machte sich zu viele Sorgen um sie. Wenn er nach Hause kam und merkte, daß sie vergessen hatte, die Kette vorzulegen, würde er direkt vor ihren Augen in einer Minute um Jahre altern.
50
Nachdem er den ganzen Tag frei gehabt hatte, erschien Hal Yamataka am Dienstagabend um 18.35 Uhr wieder im Büro. Clint hatte ihn angerufen und ihn gebeten, dort Posten zu beziehen, für den Fall, daß Frank zurückkehrte, nachdem die Tagesschicht gegangen war. Clint wartete in der Empfangshalle auf ihn, stellte ihm einen Kaffee hin und erklärte ihm, warum das nötig war.
Er mußte alles das erfahren, was in seiner Abwesenheit geschehen war, und nachdem er gehört hatte, was sich ereignet hatte, erwog er wieder einmal wehmütig, den Job zu wechseln und Gärtner zu werden.
Fast alle in seiner Familie hatten entweder Gärtnereien oder besaßen kleine Baumschulen, und allen, allen ging es gut. Die meisten verdienten mehr als Hal bei Dakota & Dakota, und einige sogar sehr viel mehr. Seine Eltern, seine drei Brüder und etliche wohlmeinende Onkel hatten verschiedentlich versucht, ihn zu überreden, für sie zu arbeiten oder bei ihnen einzusteigen, doch er hatte immer abgelehnt.
Es lag nicht daran, daß er irgend etwas dagegen gehabt hätte, eine Baumschule zu betreiben, Gartenzubehör zu verkaufen, sich an Landschaftsarchtitektur zu versuchen, Bäume zu beschneiden oder den Garten zu pflegen. Es lag daran, daß der Begriff »japanischer Gärtner« in Südkalifornien eher ein Klischee denn ein Beruf war, und er konnte den Gedanken nicht ertragen, in irgendeine Schablone gepreßt zu werden.
Sein ganzes Leben lang hatte er Abenteuer-und Kriminalromane verschlungen und sich danach gesehnt, so zu sein wie die Helden, von denen er las. Ganz besonders gern aber wäre er jemand, der es wert war, eine Hauptfigur in einem Roman von John D. MacDonald zu sein. Denn John D.s Hauptfiguren verfügten über ebensoviel Scharfblick wie Mut, waren ebenso sensibel wie zäh und hart.
In seinem tiefsten Inneren wußte Hal, daß seine Arbeit bei Dakota & Dakota an den meisten Tagen ebenso prosaisch war wie die tägliche Schinderei eines Gärtners und daß die Gelegenheiten, Heldentum unter Beweis zu stellen, weit geringer waren, als Außenseiter meinten. Wenn man jedoch einen Sack Torf oder einen Kanister Insektenvertilgungsmittel oder einen Container Ringelblumen verkaufte, konnte man sich nicht mehr vorgaukeln, eine romantische Figur zu sein oder die Chance zu haben, je eine zu werden. Und immerhin war das richtige Selbstbild häufig der bessere Teil der Realität.
»Falls Frank hier auftaucht«, sagte Hal, »was fang' ich dann mit ihm an?«
»Pack ihn in ein Auto und bring ihn zu Bobby und Julie.«
»Du meinst in ihr Haus?«
»Nein. Santa Barbara. Sie fahren heute abend hin, wohnen im Red Lion Inn, damit sie morgen gleich anfangen können, die Pollard-Familie zu durchleuchten.«
Stirnrunzelnd beugte sich Hal auf dem Sofa in der Empfangshalle vor. »Ich meinte, du hättest gesagt, sie glaubten nicht, Frank jemals wiederzusehen.«
»Bobby sagt, er glaubt, Frank fiele allmählich auseinander und würde die nächste Serie seiner Trips nicht überstehen. Das ist nur so ein Gefühl.«
»Also, wer ist denn dann der Klient?«
»Bis auf weiteres ist es Frank.«
»Hört sich kompliziert an. Sei ehrlich mit mir, Clint. Warum machen sie sich mit dem Kerl soviel Mühe, besonders
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