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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma Kostenlos Bücher Online Lesen
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zusammengezogenen Brauen an.
    »Thakin«, sagte sie mit leiser Stimme, halb mürrisch, halb dringend.
    »Geh!« sagte Flory ärgerlich zu Ko S’la, indem er seine Angst und Wut an ihm ausließ.
    »Thakin«, sagte sie, »komm hier ins Schlafzimmer. Ich habe dir etwas zu sagen.«
    Er folgte ihr ins Schlafzimmer. In einer Woche - es war nur eine Woche - war ihr Äußeres außerordentlich verkommen. Ihr Haar sah fettig aus. All ihre Medaillons waren fort, und sie trug einen Manchester- Ingy i aus geblümter Baumwolle, der zwei Rupien, acht Annas gekostet haben mochte. Sie hatte eine so dicke Puderschicht auf dem Gesicht, daß es wie eine Clownsmaske aussah, und unter den Haarwurzeln, wo die Puderschicht aufhörte, war ein Band von naturfarbener brauner Haut. Sie sah wie eine Schlampe aus. Flory wollte ihr nicht ins Gesicht sehen, sondern blickte mürrisch durch die offene Tür auf die Veranda.
    »Was soll das bedeuten, daß du so zurückkommst? Warum bist du nicht nach Hause gegangen in dein Dorf?«
    »Ich wohne in Kyauktada bei meiner Kusine. Wie kann ich nach dem, was geschehen ist, wieder in mein Dorf gehen?«
    »Und was soll es bedeuten, daß du Männer herschickst, die von mir Geld verlangen? Wie kannst du noch mehr Geld haben wollen, wo ich dir erst vor e iner Woche hundert Rupien gegeben habe?«
    »Wie kann ich zurückgehen?« wiederholte sie, ohne auf das, was er gesagt hatte, zu antworten. Ihre Stimme hatte einen so scharfen Ton angenommen, daß er herumfuhr. Sie stand sehr aufrecht da, mit mürrischem Gesicht, die schwarzen Brauen zusammengezogen und die Lippen schmollend aufgeworfen.
    »Warum kannst du nicht zurück?«
    »Nach dem! Nach dem, was du mir angetan hast!« Plötzlich brach sie in eine wütende Tirade aus. Ihre Stimme
    war zu dem ungraziösen, hysterischen Kre ischen streitender Basarweiber angestiegen.
    »Wie kann ich zurückgehen, um mich verhöhnen und mit Fingern auf mich zeigen zu lassen von diesen niederen, dummen Bauern, die ich verachte? Ich, die ich eine Bokadaw gewesen bin, die Frau eines weißen Mannes, so ll heimgehen in das Haus meines Vaters und den Reiskorb schütteln mit alten Hexen und Weibern, die zu häßlich sind, um einen Mann zu finden? Ah, welche Schande, welche Schande! Zwei Jahre war ich deine Frau, du hast mich geliebt und für mich gesorgt, und dann hast du mich ohne Warnung, ohne Grund wie einen Hund von deiner Tür verjagt. Und ich muß zurück in mein Dorf, ohne Geld, und all meine Juwelen und seidenen Longyis sind auch weg, und die Leute werden auf mich zeigen und sagen: ›Da ist Ma Hla May, die s ich für schlauer hielt als wir anderen. Und nun sehe man sie an! Ihr weißer Mann hat sie so behandelt, wie sie es immer machen.‹ Ich bin ruiniert, ruiniert! Welcher Mann wird mich heiraten, nachdem ich zwei Jahre in deinem Haus gelebt habe? Du hast mir meine Jugend geraubt. Ach, welche Schande!«
    Er konnte sie nicht ansehen; hilflos, blaß, schuldbewußt stand er da. Jedes Wort war berechtigt, und wie konnte er ihr sagen, daß er nichts anderes tun konnte, als er getan hatte? Wie konnte er ihr sagen, daß es ein Frevel, eine Sünde gewesen wäre, weiter ihr Liebhaber zu sein? Er krümmte sich fast vor Abscheu vor ihr, und das Muttermal trat auf seinem gelben Gesicht hervor wie ein Tintenfleck. Er nahm instinktiv seine Zuflucht zum Geld - denn Geld hatte nie seine Wirkung auf Ma Hla May verfehlt - und sagte rundweg:
    »Ich werde dir Geld geben. Du sollst die fünfzig Rupien haben, um die du mich gebeten hast - später mehr. Ich habe erst nächsten Monat mehr.«
    Das stimmte. Die hundert Rupien, die er ihr gegeben hatte, und seine Ausgaben für Garderobe hatten den größten Teil seines Bargeldes verschlungen. Zu seinem Ärger brach sie in lautes Gejammer aus. Ihre weiße Maske bekam Falten, und gleich flossen die Tränen und liefen ihre Wangen herunter. Bevor er sie zurückhalten ko nnte, war sie vor ihm auf die Knie gefallen, und sie verbeugte sich und berührte den Fußboden mit ihrer Stirn in dem ›großen‹ Shiko äußerster Demütigung.
    »Steh auf, steh auf!« rief er. Der schändliche, verächtliche Shiko mit gebeugtem Hals und gekrümmtem K örper, als erwartete sie einen Schlag, entsetzte ihn immer. »Ich kann das nicht ertragen. Steh augenblicklich auf.«
    Sie jammerte wieder und machte einen Versuch, seine Fußknöchel zu umklammern. Er trat eilig zurück.
    »Steh jetzt auf und hör mit diesem furchtbaren Lärm auf. Ich weiß nicht, worüber du

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