Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
Vom Netzwerk:
so
erwische.«
    Purefoy drückte Newbury fest die Hand. »Nein, Sir Maurice. Ich
glaube nicht, dass es noch einmal geschehen wird.« Er
zog am Türgriff und trat ohne einen Blick zurück in den Vorraum und verließ das
Haus.
    Newbury kehrte zu Bainbridge zurück. »Eines Tages wird dieser Junge
ein ausgezeichneter Agent sein.«
    Bainbridge schüttelte gereizt den Kopf. »Eines Tages, Newbury, werde
ich vielleicht eine Ahnung haben, was in Ihrem geheimnisvollen Kopf vor sich
geht.« Er stützte sich schwer auf den Gehstock. »Was
ist denn nun mit Winthrop?«
    Newbury strich sich mit der Hand über das Kinn. »Ich weiß nicht, was
ich dazu noch sagen soll. Solange wir nicht wissen, was gestohlen wurde und was
unbeachtet liegen blieb … solange ist es einfach nur ein abscheulicher Mord an
einem allseits bekannten Gentleman. Sie müssen natürlich mit Blake reden, und
ich versuche, Ashfords Versteck ausfindig zu machen. Irgendwie kann ich den
Gedanken, dass er mit alledem etwas zu tun hat, nicht abschütteln.«
    Â»Gewöhnlich vertraue ich ja Ihrem Instinkt, Newbury, aber dieses Mal
bin ich sicher, dass Sie auf der falschen Fährte sind.«
    Newbury seufzte. »Die Zeit wird es zeigen, alter Freund. Die Zeit
wird es zeigen.« Er klappte den Kragen seines Mantels
hoch. »Was halten Sie von einem Abendessen? Das White Friar’s hat einen neuen
Koch, der ausgezeichnete Pigeons à la Duchesse macht …«
    Â»Was denn, wollen Sie schon gehen?«
    Newbury schnitt eine schmerzliche Grimasse. »Ich kann hier nicht
mehr viel tun, Charles, und ich habe Miss Hobbes versprochen, ihr in dem
unangenehmen Fall der vermissten Frauen zu helfen. Außerdem will ich ein wenig
über diesen Ashford nachdenken. Sie haben ja Foulkes. Lassen Sie ihn und seine
Männer das Haus auf den Kopf stellen. Um sieben treffen wir uns dann in meinem
Club, und wir reden darüber.«
    Bainbridge winkte mit dem Gehstock in Richtung der Tür. »Also gut,
heute Abend um sieben. Ich nehme an, ich werde dann auch einen Weinbrand
brauchen können.«
    Newbury lachte. »Da schließe ich mich gern an.«
Er nickte zum Abschied und verließ erleichtert das Haus, um sich ein Stück von
der grausam verstümmelten Leiche des Lord Henry Winthrop zu entfernen. Er hatte
keine Ahnung, was Ashford im Schilde führte und warum er Winthrop auf so
bestialische Weise abgeschlachtet hatte. Auch musste er die Bedeutung der
fehlenden Uschebti-Figur und der seltsamen Inschriften herausfinden, die er
während der Party bemerkt hatte. Schließlich galt es, Ashfords Versteck zu
finden und zu klären, welche Verbindung zu Winthrop bestand. Vor allem aber
brauchte er Zeit zum Nachdenken, und er kannte einen Ort, wo er sie finden
würde.
    Zuerst wollte er allerdings noch Veronica im Büro aufsuchen, ihr
erklären, was ihn aufgehalten hatte, und ihr vorschlagen, dass er sie am folgenden
Tag unterstützen würde. Dann wollte er Johnny Chang’s einen Besuch abstatten.

10
    Als Newbury das obere Ende der Steintreppe erreichte,
stellte er fest, dass es bereits dunkelte. Es war windig und kalt – so kalt,
dass der Atem als Dampffahne vor dem Gesicht stand –, doch der warme Nebel des
Opiumrauschs überdeckte alle unangenehmen Auswirkungen des schlechten Wetters.
Die Straße war belebt, Passanten eilten hin und her, Geschäftsleute klappten
die Läden vor die Schaufenster, um den Abend bei ihren Familien zu verbringen.
Newbury blickte auf die Taschenuhr. Es war fast halb sechs. Wenn er seine
Verabredung mit Charles nicht versäumen wollte, musste er sich auf den Weg zum
White Friar’s machen.
    Er blinzelte erschrocken, als eine Omnibahn vorbeifuhr. Die großen
Räder knirschten unter dem beachtlichen Gewicht der Apparatur. Dampf wallte aus
dem Schornstein, hinter der riesigen Zugmaschine klapperten die Personenwagen.
Die Fahrgäste kehrten aus den Manufakturen und Schreibstuben mit mürrischen
Mienen heim, nachdem sie viele Stunden lang für ein erbärmlich geringes Entgelt
geschuftet hatten. Der Fahrer hockte frierend und erschöpft auf dem offenen
Führerstand. Newbury schauderte. Seit der Begegnung mit einem Mann, der ein
paar Monate zuvor als »leuchtender Bobby« in Erscheinung getreten war, hatte er
sich nicht mehr in die Nähe dieser Ungetüme begeben. Bei dem Kampf mit dem Mann
auf dem Dach eines solchen Zuges hatte

Weitere Kostenlose Bücher