Osteopathie: Sanftes Heilen mit den Händen
Grenzen im Sinne von Behinderungen, da sie eigentlich überwindbar wären.
Die exakte Wissenschaft und die Realität
In der Schulmedizin wird ein statistischer Mittelwert zur Norm erhoben.
Die Schulmedizin arbeitet wissenschaftlich und gründet sich auf die Naturwissenschaften Physik, Biologie und Chemie. Die Schulmedizin versteht sich als eine exakte Wissenschaft. Ein Wesensmerkmal exakter Wissenschaften ist das Experiment, mit dem man eine Vermutung zubeweisen oder zu widerlegen versucht. Die Ergebnisse von Experimenten müssen außerdem reproduzierbar, also wiederholbar sein, sonst zählen sie nicht. Um Ergebnisse liefern zu können, die wissenschaftlichen Ansprüchen genügen, werden in der Schulmedizin Tests durchgeführt, etwa bei der Erprobung neuer Medikamente. Je mehr Versuche, desto besser, denn um so exakter und verlässlicher erscheint dann das wissenschaftliche Ergebnis.
WISSEN
Das Problem der Exaktheit in der Schulmedizin
Die Schulmedizin versteht sich als eine exakte Wissenschaft, doch diese Exaktheit existiert in der Realität von Körper und Krankheit nicht. Aber infolge der angenommenen Exaktheit gibt es in der Schulmedizin für jede diagnostizierte Krankheit ein normiertes Behandlungskonzept, das dem Patienten quasi übergestülpt wird. Der Patient hat sich dabei dem Konzept anzupassen und nicht das Konzept dem Patienten. Dass der Patient ein Individuum ist, das nicht immer der Norm entspricht, wird erst erkannt, wenn das Behandlungskonzept nicht greift oder sich unerwünschte Nebenwirkungen zeigen. Die Individualität des Menschen ist insofern der größte Feind exakter Wissenschaften.
Das Problem bei solchen Testreihen liegt darin, dass ein so gewonnenes Ergebnis immer einen statistischen Mittelwert darstellt. In der Realität kommt dieser Mittelwert jedoch selten vor. Er ist nämlich ein rechnerisches Produkt und entsteht aus der Summe zahlreicher realer Einzelwerte, die sich alle ein bisschen mehr oder ein bisschen weniger voneinander unterscheiden. In der Schulmedizin wird dieser statistische Mittelwert zur Norm erhoben. Ziel der Schulmedizin ist es, immer diesen Normwert zu erreichen. Individuelle Werte bilden kein Ziel, sondern finden sich, um beim Beispiel der neu erprobten Medikamente zu bleiben, lediglich als Hinweis auf dem Beipackzettel wieder: Das sind die Nebenwirkungen, die dann individuell und sehr real auftreten können.
Wenn Beschreiben zu »Zerlegen« führt
Die Schulmedizin arbeitet deskriptiv, beschreibt das, was sie vorfindet. Das setzt eine genaue Kenntnis und ein gutes Beobachtungsvermögen voraus. Der Weg der Beschreibung führt immer vom Gesamten zum Einzelnen, vomEinheitlichen zum Bruchstück. Der Patient wird dabei regelrecht »zerlegt«, vom ganzheitlichen Menschen zur einzelnen Krankheit. Hat der Allgemeinarzt noch den gesamten Patienten vor sich, sieht der Facharzt, an den der Patient überwiesen wurde, nur noch den ihn betreffenden Bereich. Das abschließende und so zwingend notwendige »Wiederzusammenlegen« findet kaum statt. Die Behandlung von fachübergreifenden Krankheiten – aus osteopathischer Sicht nahezu aller Krankheiten – fällt dann schwer. Zwar gibt es so genannte Konsiliardienste, bei denen sich Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen miteinander austauschen können, doch werden diese in der Praxis kaum genutzt.
Die Schranken der Nachweisbarkeit
Funktionelle Störungen, bei denen die Struktur noch intakt ist, werden in Laborwerten oder klinischen Befunden meist nicht erfasst.
In der Schulmedizin wird nur das beschrieben und behandelt, was auch wissenschaftlich belegbar ist. Sie arbeitet im klinisch nachweisbaren Bereich und beschäftigt sich vorwiegend mit der Struktur. Funktionelle Störungen, bei denen die Struktur noch intakt ist, können über Laborwerte oder klinische Apparate meist nicht erfasst werden. Ein Schulmediziner wird sie daher auch kaum behandeln können. Dabei führen – von Traumen abgesehen – funktionelle Störungen immer auch zu Schädigungen der Struktur. Erkennt der Schulmediziner eine Krankheit aber erst, wenn die Struktur geschädigt ist, kann er einen solchen Fall nicht vorbeugend behandeln.
Das Gesundheitswesen und der einzelne Patient
Es gibt schließlich auch Grenzen der Schulmedizin, die gesundheitspolitisch gesetzt sind. In Deutschland beispielsweise betrifft das den umstrittenen Abrechnungsmodus über den so genannten Einheitlichen Bewertungsmaßstab für kassenärztliche Leistungen (EBM). Demnach
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