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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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keinen Briefkopf und der Brief war nicht unterschrieben.
    Mit diesem Einschreibebrief ging Frau Henning sofort zur Polizeiinspektion Norden, Am Markt 10 . Dort nahm PK Schrader die Strafanzeige wegen Bedrohung und Nötigung auf. Schrader leitete die Angelegenheit wenige Tage später an den Kollegen Jürgen Harms vom Ermittlungsdienst weiter. Dieser übergab alles der Staatsanwaltschaft Aurich.
    Aus einem internen Vermerk ging hervor, dass Mareike Henning, ihr Verlobter und ihr Vater in regelmäßigen Abständen bei der Polizeiinspektion anriefen, um von Schrader zu erfahren, wie der Stand der Dinge sei. Er lehnte dies ab und sagte ihnen, wenn sie etwas wissen wollten, müssten sie sich einen Anwalt nehmen, nur der könne Akteneinsicht verlangen.
    Insbesondere wollte Frau Henning natürlich wissen, ob es in Berlin wirklich einen Herrn Sidorov gab und ob er ein stadtbekannter Schläger sei. Sie versuchte einzuschätzen, wie bedrohlich die Situation wirklich war.
    Inzwischen verstrich der ihr gesetzte Termin 15 .April, ohne dass die Untersuchungen vorangekommen waren. Die Staatsanwaltschaft Aurich gab den Vorgang zur weiteren Ermittlung nach Berlin.
    Unter dem Briefkopf des Polizeipräsidenten in Berlin lag ein Tätigkeitsbericht vom 21 .April vor. Inzwischen war die Frau Henning gesetzte Frist also um eine Woche überschritten.
    Kopfschüttelnd las Ann Kathrin Klaasen Weller den Bericht aus Berlin vor: »Tatsächlich ist in 10117 Berlin-Mitte eine Markgrafenstraße 13 nicht existent. Vielmehr ist in 10969 Berlin (Kreuzberg) in der Verlängerung der in Berlin-Mitte befindlichen Markgrafenstraße die Markgrafenstraße 12 – 14 vorhanden. Es handelt sich gemäß am gestrigen Tag geführter Ermittlungen vor Ort um ein reines Büro/Geschäftshaus. Anhaltspunkte für das Vorhandensein eines Inkassounternehmens oder einer Person namens Pjotr Sidorov waren nicht vorhanden. Gemäß Aussagen ist für das Gebäude die Delta-Lloyd-Immobilien, Lietzenburger Straße 51 , 10789 Berlin, verwaltend tätig. Aufgrund von Urlaub der Sachbearbeiterin sei jedoch in dringenden Fällen mit dem zuständigen Hausmeister Rücksprache zu halten. Herr Bauer gab auf fernmündliche Nachfrage an, im fraglichen Haus sei tatsächlich kein Inkassounternehmen tätig, ein Herr Sidorov sei ihm unbekannt. Einwohnermelderechtlich konnte innerhalb Berlins eine Person namens Pjotr Sidorov nicht ermittelt werden. Der Vorgang wird von hier aus der Staatsanwaltschaft Aurich zurückgesandt.«
    Weller nippte an seinem Espresso. »Ja, was hast du denn geglaubt? Natürlich gab es diesen Sidorov nicht. Entweder hat der Meuling den bloß erfunden, um Druck auf Frau Henning zu machen, oder … «
    Ann Kathrin walkte sich das Gesicht durch und atmete schwer. » … oder die Herren machen das regelmäßig. Stell dir das doch mal vor. Es ist ein einträgliches Geschäft. Die fahren
einen hochwertigen Sportwagen in ein viel frequentiertes Touristengebiet, stehen in der Nähe und warten nur darauf, dass jemand neben ihnen parkt. Mit dem legen sie sich dann an und beschuldigen ihn. Wer wäre nicht bereit, ein paar Euro zu investieren, um den Ärger los zu sein? Wenn die Leute die Polizei rufen wollen, geht der natürlich, weil ja kein Schaden entstanden ist und das Ganze nicht polizeilich registriert werden soll. Wer nicht an Ort und Stelle zahlt, kriegt Post von ihm. Ich kenne eine Menge Leute, die das Geld überweisen würden, wenn man ihnen androht, sie sonst zusammenzuschlagen. Das Ganze ist doch nichts weiter als simple Erpressung, und der Sachschaden wird nur vorgetäuscht, damit man Herrn Meuling nicht sofort wegen Erpressung und Nötigung verhaften kann. So sieht es wenigstens noch so aus, als hätte er versucht, zu seinem Recht zu kommen.«
    Weller stellte seinen Espresso ab und nahm Ann Kathrins Idee auf: »Stell dir mal vor«, sagte er, »die machen das nur zehnmal am Tag. Macht bei zweihundertsechzig Euro schon zweitausendsechshundert. Das ist mehr, als ich im Monat verdiene.«
    Ann Kathrin stand auf und ging wieder auf und ab. »Es ist auch clever von ihnen, nicht ein paar tausend Euro zu verlangen, denn dann würde sich jeder einen Anwalt nehmen und kämpfen. Aber das ist genau so eine Summe, die man noch verschmerzen kann. Hauptsache, man ist den ganzen Ärger los.«
    »Und dann?«, fragte Weller, » Glaubst du, weil sie nicht gezahlt hat, haben sie sie im Lütetsburger Schlosspark aufgespießt? Als so eine Art abschreckendes Beispiel für andere? Warum haben

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