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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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krachte und es tat schon beim Zugucken weh. Ihm schien es nichts auszumachen.
    »Warum sind Sie nach Duisburg gefahren? Ihr Schwiegervater hat erzählt, Sie seien in Berlin, um festzustellen, ob es da eine Markgrafenstraße gibt.«
    Sassen winkte ab. »Ach was. Da war ich doch schon vor zwei Wochen. Ihre Kollegen waren ja nicht in der Lage, so etwas festzustellen. Als wir von Ihren tapferen Berliner Kollegen erfahren haben, dass es keine Markgrafenstraße 13 gibt, wussten wir das längst. Glauben Sie, wir verbringen vier Wochen in Todesangst, ohne etwas zu unternehmen? Was meinen Sie, was wir alles versucht haben? Zunächst habe ich einfach bei der Post angerufen. Ich dachte, die sagen mir, von wo der Brief abgeschickt wurde, aus Berlin oder aus Duisburg. Immerhin hatten wir die Hoffnung, er könnte aus Duisburg sein und nur ein Bluff von Meuling. Aber bei der Post haben sie mir gesagt«, – jetzt klatschte er die Hände gegeneinander, »das würde gegen die Datenschutzbestimmungen verstoßen. Sie müssten ihren Kunden schützen, sie seien dem Absender verpflichtet, nicht dem Empfänger. Ja, das haben sie wörtlich gesagt! Ist das nicht ein Witz? Früher gab es Briefmarken, da war ein Stempel drauf. Da konnte man genau nachlesen, wo ein Brief aufgegeben wurde. Das hat auch nicht gegen den Datenschutz verstoßen. Heute kleben sie so einen kleinen digitalen Zettel darauf, da muss man den Code lesen können, um zu wissen, wo das Ding aufgegeben wurde … Die Typen von der Post haben mich voll hängen lassen.«
    »Aber«, warf Weller ein, »man kann doch sogar im Internet nachverfolgen, wo die Postsendung ist … «
    »Jaja«, nickte Sassen. »Als Absender kann man das. Denn dann hat man den Code. Glauben Sie, das hätte ich nicht versucht? Ich habe nichts unversucht gelassen, um Mareike zu beruhigen. Wir dachten ja, sie sei nur hysterisch und solle sich nicht so sehr aufregen. Wir waren genauso Arschlöcher wie ihr. Sie hatte recht. Und jetzt ist sie tot … «
    »Und Sie glauben, das waren Herr Meuling oder Herr Sidorov?«
    »Ja, wer denn sonst?«, fragte Markus Sassen mit irrem Blick, als wolle er gleich auf Weller losgehen.
    Weller trat einen Schritt zurück und brachte seine Hand fast unwillkürlich in die Nähe seiner Dienstwaffe. Ann Kathrin registrierte das mit einem tadelnden Blick.
    Weller schämte sich deswegen. Er stand jetzt ein bisschen herum wie ein dummer Junge und wusste nicht wohin mit seinen Händen. Vielleicht log dieser Sassen ja und war wirklich aus Berlin zurückgekommen, wie sein Schwiegervater in spe behauptet hatte. Vielleicht hatte er inzwischen die wahre Identität von Herrn Sidorov herausgefunden oder zumindest seinen Aufenthaltsort und ihn ausgeknipst.
    Der Gedanke erleichterte Weller fast. Wer immer Mareike Henning umgebracht hatte, er durfte nicht länger frei herumlaufen. Sassen würde jederzeit mildernde Umstände kriegen, falls er Sidorov …
    Mit Blicken und Gesten bot Ann Kathrin Markus Sassen den bequemen Sessel an, doch er griff sich stattdessen einen Kinderstuhl und setzte sich rittlings darauf.
    Sie befürchtete, er könne die dünne Stuhllehne abbrechen, so sehr krampften sich seine Finger darum, während er sprach.
    »Als wir endlich wussten, dass es die Markgrafenstraße 13 in Berlin gar nicht gibt, beziehungsweise, dass dort kein Sidorov und kein Inkassobüro sind, dachten wir, alles wäre gut und dieser Meuling sei nur ein Großmaul. Aber dann … «
    Sein Gesicht verzog sich und seine großen Lippen zitterten. Er sprang auf und nahm wieder die Position an der Wand ein, als wolle er sich hinter der Tapete verkriechen.
    Ann Kathrin unterdrückte den Impuls, den jungen Mann in den Arm zu nehmen. Ein bisschen sah sie in ihm ihren Sohn Eike. Wenn der gar nicht mehr weiterwusste und völlig verzweifelt war, dann stand er auch so da. Mit einer Mischung aus Ratlosigkeit, Verzweiflung und Wut.
    »Aber dann hat dieses Schwein versucht, sie zu entführen.«
    Weller war wie elektrisiert. Er sah Ann Kathrin an. Sie erwiderte
seinen Blick nicht. Sie war ganz auf Markus Sassen fixiert.
    »Davon haben wir nichts in den Akten gelesen.«
    »In den Akten? Glauben Sie immer noch an Akten?«
    Ann Kathrin versuchte, ihn mit Gesten zu beruhigen, und fragte sachlich und sanft: »Erzählen Sie mal. Was ist denn passiert?«
    »Sie kam vom Jazztanztraining. Ich habe sie nicht abgeholt. Ich werde mir das nie verzeihen. Auf der Accumer Riege wurde sie von einem VW -Bus überholt. Der Fahrer hat

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