Ostfriesenmoor: Der siebte Fall für Ann Kathrin Klaasen (German Edition)
zwischen Rupert und dem Mörder, aber dann gab Rupert auf, denn so wie sie den Typen in der Lederjacke anhimmelte, hatte er keine Chance bei ihr. Sie wäre zweifellos Ruperts erste Wahl gewesen, aber so, wie es aussah, würden sich im Laufe der Nacht noch mehr Chancen für ihn auftun.
Auf solchen Festen hatte Rupert schon oft für sich einen One-night-stand abgestaubt. Wenn die Kerle besoffen genug waren, um sich nicht mehr um ihre Frauen zu kümmern, dann, so hoffte Rupert, saßen die Schlüpfer lockerer als sonst.
Er überließ dem Lederjackentypen, der ganz auf Harley-Davidson-Fahrer machte, die Rothaarige und wendete sich anderen Abenteuern zu.
Ubbo Heide hatte so viele Marzipanröschen gegessen, dass ihm jetzt nach einem Schnaps war. Er bestellte sich zwei Doppelte in einem Glas. Das war jetzt genau die richtige Portion für ihn.
Er lehnte sich mit dem Rücken gegen den Ausschankwagen und sah zu Ann Kathrin rüber. Sie sah glücklich aus, und das stimmte ihn fröhlich. Weller war ein guter Mann, und sie hatte einen Guten verdient. Er wünschte sich für seine Tochter auch so einen.
Er bestellte eine Runde Jever und wollte die Flaschen rüber zu den anderen tragen, doch wo die Stimmung besonders gut und ausgelassen ist, sagt eine alte Polizeiweisheit, sucht auch der Bösewicht seine Chance. Heute versuchten drei Jugendliche aus Moordorf ihre Karriere als Taschendiebe zu starten.
Ubbo wollte die Getränke gegen den Wind durch die Menge tragen. Es fiel ihm nicht leicht. Der Lederjackenmann bot seine Hilfe an, denn der Freund von Claudia sah aus, als sei er schwer auf Krawall gebürstet und suche nur ein Opfer für seine Kampfeslust … Der Mörder wollte keinen Stress und sich den Abend nicht verderben lassen. Da zog er sich lieber aus der Affäre, indem er dem alten Mann beim Flaschentragen half.
Melanie und Frank Weiß hatten den kleinen Ole mitgebracht. Sie zeigten ihm sein erstes Osterfeuer. Melanie tanzte jetzt mit Ole auf dem Arm.
Holger Bloem suchte eine gute Schussposition für ein Foto. Er fand das sehr stimmungsvoll. Im Watt spiegelten sich die Flammen, so als seien viele hundert kleine Osterfeuer auf dem Meeresboden entzündet worden.
Da sah er, dass sich ein jugendlicher Taschendieb von hinten an Monikas Tappers Handtasche heranmachte. Er hatte schon eine Hand in der Tasche und glaubte sich am Ziel.
Holger Bloem war gut vierzig bis fünfzig Meter entfernt, aber er rannte sofort los.
Der Jugendliche warf Monikas Portemonnaie zu seinen Freunden und versuchte, in Richtung Hundestrand zu entkommen, während seine Freunde in Richtung Deich loswetzten und dann einen Haken schlugen.
Holger verfolgte den Dieb, Rita Grendel stieß Peter an und der versuchte, die beiden anderen mit dem Portemonnaie aufzuhalten. Jörg Tapper schnitt ihnen den Weg zum Haus des Gastes ab. Sie liefen Peter direkt in die Arme.
»Aus dem Weg, alter Mann, oder ich brech dir die Knochen«, fauchte ein Junge, der seinen sechzehnten Geburtstag gerade erst mit einem fürchterlichen Rausch hinter sich gebracht hatte. Er kam sich cool dabei vor und sah zu seinem Kumpel. Er glaubte, den damit zu beeindrucken.
»Na klar«, sagte Peter Grendel und versuchte, beeindruckt zu gucken, »du brichst mir die Knochen.«
Den Bruchteil einer Sekunde später küsste der jugendliche Räuber den Sand.
Sein Freund hatte im Karate-Anfängerkurs einen Tritt gelernt, den Mae-Kin-Geri.
Jetzt führte er den Fußstoß filmreif gegen Peter Grendels Brust aus.
Es war, als hätte er gegen eine Steinwand getreten, und jetzt hüpfte er auf einem Bein in Richtung Dünen, während er sich mit beiden Händen den anderen Fuß festhielt, als könne er durch Handauflegen den Schmerz lindern.
Peter Grendel verpasste ihm eine Ohrfeige und legte ihn damit neben seinen Kumpel.
Er nahm den einen links und den anderen rechts unterm Arm und ging mit ihnen zu Monika.
Während er die Kids in Richtung Monika trug, rief der Karateschüler: »Ich zeig Sie an! Ich ruf die Polizei!«
»Gute Idee«, sagte Peter. »Würde ich an deiner Stelle auch tun. So ein Satz wie: Hilfe! Ich hab ein Portemonnaie geklaut und der Onkel war dagegen. Kommt bestimmt gut an bei unseren Ordnungshütern.«
Vor Monika ließ er die beiden fallen und sagte: »Die Jungs haben dein Portemonnaie gefunden, Monika. Sie wollten es dir gerne wiederbringen.«
Die zwei entschuldigten sich wortreich, gaben das Portemonnaie zurück und behaupteten tatsächlich, es da drüben im Sand gefunden zu
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