Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
Vom Netzwerk:
Wasser. Auf dieser Seite der Halbinsel war das nicht die Ostsee oder die Trave, sondern die Pötenitzer Wiek, erinnerte sie sich.
    »Wenn mich mein Gefühl nicht trügt, sind wir heute bestimmt nicht pünktlich zum Tatort zu Hause«, begrüßte Heinz Broders sie, als Pia bei den anderen eintraf. Er war einer ihrer Kollegen vom K1 .
    »Ich habe es nicht eilig«, sagte sie und sah sich um. Jemand hatte einen Polizeibus über Stock und Stein hierhergefahren, und ein Kollege in Uniform stand mit einem Klemmbrett am Wagen, verteilte Aufgaben und gab Auskünfte. Nachdem Pia sich gemeldet und ihre Anweisungen erhalten hatte, wandte sie sich wieder Heinz Broders zu. »Ich weiß bisher nur, dass da draußen ein Toter im Gelände liegt. Erschossen. Wonach sieht es denn aus, Unfall oder Mord?«
    Broders, der einen seiner Stiefel neu schnürte, sah zu ihr auf. »Bisher hat sich niemand gemeldet, der hier herumgeschossen und versehentlich einen Läufer umgelegt hat.« Er richtete sich mit einem leichten Ächzen wieder auf.
    »Also ein Mord.« Pia musterte die unwirtliche Umgebung. Der Wind hatte nachgelassen, aber die Sonne hatte nicht genug Kraft, die Wolkendecke zu durchbrechen. Hin und wieder war sie als blasse Scheibe im grauen Dunst zu erkennen.
    »Genau. An späte Reue glaube ich nicht. Höchstens an gerissene Anwälte«, antwortete Broders. Er deutete hinüber zum abgesperrten Bereich, wo das Spurensicherungsteam bei der Arbeit war. »Siehst du den Holzschuppen dahinten? Vermutlich hat der Schütze sich dort versteckt, als er die tödlichen Schüsse abgegeben hat.«
    »Gibt es Patronenhülsen?«
    »Ja, eine. Die hat der Täter wohl nicht wiedergefunden, so finster, wie es da drinnen ist. Vielleicht war er in Eile.«
    »Also sind mehrere Schüsse abgegeben worden?«
    »Drei, wie es aussieht.«
    »Haben die Kriminaltechniker noch andere tatrelevante Spuren gefunden?«, fragte Pia. Sie wusste, dass Broders immer einer der Ersten aus ihrem Kommissariat war, der irgendwo auftauchte, und deshalb meistens zur Tatortarbeit eingeteilt wurde.
    »Bisher sieht es schlecht aus. Hier wirft doch jeder seinen Dreck hin, wie es ihm passt.«
    »Gibt es irgendwelche Zeugen?«
    »Nicht direkt. Die Läuferin, die nach dem Opfer gestartet ist, hat die Leiche entdeckt und einen Schock erlitten. Unser Chef rotiert. Wir haben fünfunddreißig Teilnehmer der Sportveranstaltung nebst Begleitung, die wir alle befragen müssen.«
    »Ich bin auch zu den Befragungen eingeteilt worden«, sagte Pia. »Kannst du mir etwas mehr über das Opfer erzählen?«
    »Ein achtunddreißigjähriger Arzt namens Timo Feldheim. Er hatte mit seiner Frau zusammen eine Praxis für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Lübeck. Vielleicht kennst du ihn?« Er sah sie spöttisch an.
    »Nein. Ein Arzt also … und er war verheiratet.«
    »Ja. Der Name seiner Frau ist Katja Simon. Sie ist auch hier. Ich habe sie kurz gesehen, als Gabler mit ihr sprach. Sie hat ein Alibi«, setzte er hinzu. »Wäre aber auch zu einfach gewesen, nicht wahr?«
    Pia wollte sich nicht auf weitergehende Diskussionen über den Fall mit Broders einlassen. Er war ein erfahrener Kriminalbeamter, dessen Wissen und Urteilsvermögen sie schätzte. Allerdings neigte er ihrer Ansicht nach zu einer gewissen Voreingenommenheit, die er wohl als »Welterfahrenheit« bezeichnet hätte. Vielleicht einer der Gründe, weshalb er trotz langer Dienstjahre im K1 noch nicht weiter aufgestiegen war. Sie wusste nicht, ob er das bedauerte; sie wusste überhaupt wenig über seine Hoffnungen und Pläne. Manchmal war es schwierig, mit ihm auszukommen, aber im Grunde konnte sie auf ihn zählen. Er würde mir fehlen, wenn er nicht mehr dabei wäre, dachte sie. Wie kam sie jetzt auf diesen Gedanken? Lag es an der düsteren Stimmung hier?
    »Ich werde mir mal ein schönes Plätzchen für meine Befragungen organisieren«, sagte sie. »Wir sehen uns später noch.«
    »Der Tod trat zwischen elf Uhr fünfzig, das ist der Zeitpunkt, als Timo Feldheim zuletzt gesehen wurde, und zwar am Startplatz am Fliegerweg, und zwölf Uhr zwanzig ein. Zu dem Zeitpunkt hatte die Läuferin den Toten gerade gefunden und war zum Startplatz zu den anderen zurückgelaufen. Und wir haben Zeugen, die die Schüsse gehört haben wollen, und zwar ziemlich genau um zwölf Uhr. Jetzt ist es neunzehn Uhr fünfundvierzig, und wir haben noch keinen konkreten Hinweis auf die Identität des Schützen. Sollten sich die Verdachtsmomente in Richtung eines

Weitere Kostenlose Bücher