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Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut

Titel: Ostseeblut - Almstädt, E: Ostseeblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt
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Kapitalverbrechens verdichten – und es sieht alles danach aus –, wird umgehend eine Mordkommission gebildet werden. Ich habe organisiert, dass wir ab morgen Verstärkung für unser Team aus Kiel bekommen werden.« Horst-Egon Gabler, der Leiter des K1 der Bezirkskriminalinspektion Lübeck, hatte seine Leute um den Einsatzbus herum versammelt. Ein Mord in einem Naturschutzgebiet auf dem Priwall – und nur drei viertel seiner Leute waren zurzeit einsatzfähig. Eine Welle grippaler Infekte und eine länger währende Erkrankung eines Kollegen hatten das Team in den letzten Tagen drastisch dezimiert.
    Kein Wunder, dass er auf die Ankündigung meiner Schwangerschaft vorgestern so gereizt reagiert hat!, dachte Pia. Seine Mordkommission bestand nur noch aus acht Leuten.
    Sie betrachtete reihum die aufmerksamen, leicht angespannt aussehenden Gesichter ihrer Kollegen, die im Licht der Scheinwerfer blass aussahen. Die, die hier waren, waren alle voll dabei, keine Frage. Der merkwürdige Todesfall auf dem Priwall hatte ihren Tatendrang geweckt. Sogar auf Gabler schien dieser Fall, nach immerhin dreißig Jahren im Polizeidienst, wie Pia vermutete, noch diese Wirkung zu haben. Er hob wieder die Stimme:
    »Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass die besonderen Umstände des Falles Aufsehen erregen und das Interesse der Presse in besonderem Maße auf sich ziehen werden. Dass nichts von unseren Ergebnissen nach außen dringen darf, muss ich Ihnen ja nicht erzählen. Die Pressemeldungen laufen über mich und unsere beiden Pressesprecher.«
    »Hier war vorhin schon Presse vor Ort«, warf einer der Männer ein.
    »Ich weiß. Gab es besondere Vorkommnisse?«
    »Ein Reporter war sehr früh am Tatort. Er wollte angeblich etwas über den Orientierungslauf schreiben. Muss für ihn gewesen sein, als fielen Weihnachten und Ostern auf einen Tag, unverhofft so einen dicken Fisch am Haken zu haben.«
    Ein paar Männer lachten leise auf.
    »Der hat auch mit ein paar Läufern geredet, und ich hörte die was von einem Sniper munkeln …«, sagte Michael Gerlach, der mit Cola-Flasche und einer Familienpackung Butterkeksen an den Bus gelehnt dastand. Pia hörte, wie ihr Magen leise knurrte.
    »Für einen Sniper gibt es überhaupt keinen Hinweis!«, erwiderte Gabler eisig. Die Idee, ein Heckenschütze könne sich auf dem Priwall hinter ein paar Büschen verborgen haben, um wahllos auf seine Mitmenschen zu schießen, war so abwegig, wie er unheimlich war. »Wir müssen mit dem Reporter reden.«
    »Der Fall heute könnte mit einiger Fantasie an Vorfälle erinnern, wie wir sie aus den Vereinigten Staaten kennen«, sagte Broders, der schräg hinter Pia stand.
    »Was meinen Sie, Broders?« Gabler klang ungeduldig.
    »Ich sage nur: John Allen Muhammad und Lee Boyd Malvo, 2002 in Washington. Oder Howard Unruh, 1949. Übrigens der erste Heckenschütze, der seine Opfer willkürlich aussuchte …«
    »Wir sind hier aber nicht in den Vereinigten Staaten.«
    »Trotzdem sollten wir die Möglichkeit in Erwägung ziehen. Hamburger und Coca-Cola sind schließlich auch hier angekommen.«
    So wie Broders die Namen und Jahreszahlen herunterleierte, waren Sniper wohl sein heimliches Hobby, vermutete Pia. Vielleicht hatte er schon länger darauf gewartet, dieses Wissen mal vor versammelter Mannschaft anbringen zu können? Hatte es tatsächlich einmal einen bekannten Kriminellen namens Unruh gegeben – Unruh wie Marten Unruh, ein ehemaliger Kollege von ihnen beim K1 , dessen Existenz Pia seit Wochen fast erfolgreich verdrängte? Oder hatte Broders nur die Gelegenheit ergriffen, die Namensgleichheit für einen Seitenhieb auf sie zu nutzen?
    Unsinn!, ermahnte sie sich. Es fehlte nur noch, dass sie paranoid wurde!
    Gabler zog es vor, nicht weiter auf Broders’ Ausführungen einzugehen. »Wenn der Tod des Mannes kein Unfall war, dann hatte der Schütze hoffentlich ein Motiv, gerade diesen Läufer zu erschießen. Unsere Chancen stehen ausgesprochen gut, solange es sich bei dem Mord um eine Beziehungstat handelt.«
    Und wenn es keine Beziehungstat war?, dachte Pia. Der Horror eines jeden Ermittlers: Jemand kam, suchte sich ein Versteck, zielte, erschoss den nächstbesten Menschen, der ihm vor die Flinte lief, und verschwand. Für den Kick, den Spaß, was auch immer. Niemand wusste, was in den Köpfen der Menschen so vor sich ging …

3. Kapitel
    H elga und Gunnar waren nach dem schockierenden Vorfall auf dem Priwall mit zu Katja nach Hause gefahren. Sie hatten sie auf

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