Ostseegrab
die Sache vorhin«, entschuldigte sich ihr Mann. »Ich weiß, ich hatte dir versprochen, mich nicht mehr mit ihr zu streiten, aber ... Herrgott noch mal! Sophie tut so, als würden wir aus lauter Spaß Verbrechen vertuschen.«
»Weißt du, wo sie ist?«
»Ist sie denn nicht da?«
»Bevor du Hoffnung schöpfst, ihr Wagen steht noch hier.«
»Ich hab jedenfalls keine Ahnung! Ich bin auf dem Weg nach Lübeck, nur für den Fall, dass du dich auch um mein Verschwinden sorgst.«
»Ach! Willst du jetzt die beleidigte Leberwurst spielen? Du hast es ja nicht mal für nötig gehalten, dich zu verabschieden!«
»Liebling, lass uns bitte nicht streiten! Ich war stinksauer und ich wollte nicht reinplatzen, wenn du den Kleinen beruhigst. Außerdem habe ich einen Haufen Arbeit zu erledigen.«
»Kommst du heute noch zurück?«, fragte Tina versöhnlich.
»Ich versuche es. Ich ruf dich an und ich liebe dich.«
Er hatte aufgelegt. Armer Stefan! Er zerriss sich fast, um möglichst viel Zeit mit der Familie zu verbringen und sie hatte nichts Besseres zu tun, als ihn anzumaulen. Tina nahm sich fest vor, ihn mal wieder richtig zu verwöhnen. Ein schönes Abendessen bei Kerzenschein und eine gute Flasche Champagner im Bett waren längst überfällig. Damit sollte sie allerdings bis nach Sophies Abreise warten. Bei einem Candle-Light-Dinner zu dritt würde ihr Mann sicher nicht in Stimmung kommen. Sophie! Wo steckte sie nur? Stefan hatte ihr ganz schön zugesetzt. Sie musste schon genug unter der Trennung leiden. Wahrscheinlich war sie irgendwo am Wasser. Tina spazierte durch den alten Obstgarten und stieg den Deich hinauf. Keine 20 Meter weiter stand Sophie und warf für Pelle einen Ball ins Meer. Erleichtert lief Tina zu ihr hin. »Hier bist du!«
Sophies Augen waren rot und verweint. »Soll ich lieber nach Hause fahren?«
»Nein!«, Tina nahm ihre Hand. »Bitte bleib! Es ist wirklich schön, eine Freundin hier zu haben. Ich werde nur dafür sorgen müssen, dass du Stefan nicht mehr begegnest.«
Sophie lächelte ein bisschen. »Du musst mir glauben, dass ich fest vorhatte, nett und freundlich zu ihm zu sein. Ohne die Geschichte heute Morgen hätten wir vielleicht tatsächlich eine Chance gehabt.«
»Die habt ihr doch immer noch. Hör zu, Stefan hat in Lübeck zu tun und er weiß auch noch gar nicht, ob er es heute nach Hause schafft. Du solltest dich entspannen. Warum machst du mit Pelle nicht einen langen Spaziergang? Ihr seid doch hier, um Urlaub zu machen.«
Sophie seufzte. »Wahrscheinlich hast du recht. Wir könnten uns das Hünengrab ansehen oder den Kitern zuschauen. Oder noch besser, ich erkundige mich mal nach Kursen. Da ist doch diese Surfschule?«
Tina hatte plötzlich einen schlimmen Verdacht. »Sophie, wenn du da irgendwelche Fragen stellst oder die polizeilichen Ermittlungen behinderst, wirst du dir großen Ärger einhandeln. Das ist dir hoffentlich klar?«
Sophie sah sie erstaunt an. »Welche Ermittlungen denn? Sie ist ertrunken, sagt dein Mann. Und er ist der Profi. So, wie es aussieht, ist der Fall doch bereits abgeschlossen. Außerdem hat Stefan mich doch auf die Idee gebracht. Es war doch sein Vorschlag, dass ich mir einen Kerl oder ein Hobby suchen soll.«
Tinas Unbehagen wuchs. Sophie schien ihr neues Hobby bereits gefunden zu haben. Sie würde ein bisschen Detektiv spielen.
11
Hanjo stellte das schmutzige Geschirr auf ein Tablett. Nur Clara und dieser unangenehme Kalle saßen noch beim letzten Schluck Kaffee in der Ecke. Die Stimmung bei den Gästen war heute Mittag sehr bedrückt gewesen. Wie sollte es auch anders sein? Schließlich hatten viele Sarah gekannt und waren geschockt, von ihrem Tod zu hören. Broder hatte ihn informiert und ein paar Fragen gestellt. Ben hatte richtig entschieden, die Kurse zu verlegen. Hanjo brachte das Tablett in die Küche. Er sollte lieber gleich die Tische abwischen. Freya hatte immer erst die Gaststube wieder hergerichtet, bevor sie sich um den Abwasch gekümmert hatte. Die Gäste müssen immer eine gemütliche und saubere Atmosphäre genießen können, hatte sie immer gesagt. Manchmal war sie ihm damit auf die Nerven gegangen, aber seit sie nicht mehr da war, befolgte er ihr Gebot liebevoll. Wie schön waren doch die vielen Jahre, die sie gemeinsam in dem kleinen Bistro gewerkelt hatten. Freya war die Seele des Bistros gewesen. Es ohne sie zu führen, kostete seine ganze Kraft. Zum Glück kümmerten sich die beiden Jungs um die Surfschule. Sonst würde wohl alles
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