Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ostseegrab

Ostseegrab

Titel: Ostseegrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Clausen
Vom Netzwerk:
lange würde Sophie wohl noch auf der langweiligen Ostseeinsel bleiben?
     
    Sophie baute ihr Equipment gewissenhaft zusammen. Sie checkte jeden Knoten und jede Leine dreimal, bevor sie Olli zuwinkte.
    »Schon fertig?«
    Sophie nickte stolz.
    »Na, dann lass mal sehen!«
    Während er ihren Kiteschirm kontrollierte, studierte sie heimlich sein Gesicht. Olli war wirklich attraktiv. Mit Sicherheit interessierten sich nicht weniger Frauen für ihn als für Ben. Hatte er seine Freundin umgebracht?
    »Und? Was glaubst du?«
    Sie sah ihn erschrocken an. Er konnte unmöglich Gedanken lesen. Hatte sie etwa laut ausgesprochen?
    »Was ist?« Olli war verwirrt. »Hey! Hast du einen Geist gesehen? Ich wollte nur wissen, ob du glaubst, dass du alles richtig aufgebaut hast!«
    Sophie nickte erleichtert. Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich selbst. »Ich bin alles noch dreimal durchgegangen.«
    »Ist auch alles perfekt! Los dann!«
    Er half ihr, den Schirm im Wasser zu starten. Sophie ließ ihn in kleinen Achten am Himmel kreisen. Sie fühlte sich sicher. Der Wind war gleichmäßig. Olli erklärte ihr ein letztes Mal, was sie beim Bodydragging zu beachten hatte. Sophie atmete noch einmal tief durch und lenkte den Kite dann in einem weiten Bogen in die Powerzone. Die ungeheure Kraft zog sie nach vorne. Sie schoss auf dem Bauch durch das Wasser. Sophie ließ den Drachen nicht aus den Augen. Sie zog ihn wieder nach unten und gleich wieder hoch, um ihm neue Kraft zu geben. Nach 100 Metern ließ Sophie den Schirm abstürzen. Sie hatte Angst, sich zu weit von den anderen zu entfernen. Noch hatte sie nicht gelernt zu wenden oder den Kite allein zu starten. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihn durchs Wasser zurückzuziehen. Olli kam ihr auf halber Strecke entgegen. Was hatte Tina erzählt? Ollis Freundin war ertrunken, als er ungefähr 14 war. Und nun, Jahre später, ist wieder eine Frau ertrunken, die was mit ihm hatte. Konnte das ein Zufall sein?
    »Das war doch super! Wie sieht es aus? Wollen wir es mal mit Brett versuchen?«
    Sophie war etwas mulmig zumute.
    »Na los. Ich würde das nicht vorschlagen, wenn ich nicht sicher wäre, dass du es packst.«
    Eine Viertelstunde später half Olli ihr, die Füße in die Schlaufen zu stecken. »Jetzt machst du es gleich genau wie beim Bodydragging. Zieh den Schirm nach unten und gleich wieder hoch. Und los gehts.«
    Sophie war unentschlossen und abgelenkt. Die Sache mit dem toten Teenager mogelte sich immer wieder in ihre Gedanken. Aber 14-Jährige brachten doch niemanden um! Sie zog den Drachen aggressiv nach unten. Teenager erschossen ihre Lehrer und die halbe Klasse, wenn sie durchdrehten, aber Mord? Sie wusste ja nicht mal, unter welchen Umständen das Mädchen ertrunken war. Der Wind packte ihren Schirm mit solcher Wucht, dass sie sich panisch an die Bar klammerte und durch die Luft flog.
    »Lass los! Sophie! Lass die verdammte Bar los!«
    Sophie lockerte den Griff. Mit großer Wucht klatschte sie aufs Wasser. Olli war sofort bei ihr. »Scheiße! Alles klar?«
    Er half ihr auf die Beine. Ihr Schirm lag flatternd auf der Wasseroberfläche. »Bist du verrückt? Du bist ja abgedüst, wie eine Rakete! Das war total leichtsinnig! Was war denn?«
    Sophie wischte sich das nasse Haar aus dem Gesicht. »Keine Ahnung, was los war! War wohl so eine Böe.«
    »Ne Böe? Quatsch! Warum hast du nicht losgelassen? Das ist hier zu gefährlich, um unkonzentriert riskante Manöver zu fahren! Kapiert? Es kann doch nicht so schwierig sein, die einfachsten Grundregeln zu begreifen!«
    Es machte sie sauer, dass er sie behandelte wie ein dummes kleines Mädchen. »Komm wieder runter!«, schnauzte sie zurück. »Ich bin kein Teenager mehr, den du zusammenstauchen kannst. Etwas mehr Respekt! Und ich ersauf auch nicht so schnell!«
    Seine Augen wurden schmal. »Aha, du bist schon groß!«, zischte er. »Dein Alter ist der Ostsee ziemlich egal. Und das Wasser hat auch keinen Respekt. Es kann dich umbringen!«

23
    Hanjo stand in der Gaststube am Tresen und wählte die Nummer des Hotel Ostseeblick.
    »Ostseeblick. Tees Hansen am Apparat.«
    »Moin, Tees. Ich bins, Hanjo.«
    »Mensch, Hanjo! Schön, dass du dich mal meldest.«
    »Tees, ich brauch dringend eine Aushilfe. Ich pack das hier sonst nicht. Hast du nicht noch jemanden?«
    »Du, hab ich tatsächlich! Eine junge Frau aus Burg. Sie sucht einen Ferienjob und hat bei uns angefragt. Wir haben aber genug Leute. Soll ich der mal deine Nummer geben?«
    »Unbedingt!

Weitere Kostenlose Bücher