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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Fliesen mit seinen Berechnungen. »Selbst wenn wir den Zyklus so schnell durchlaufen, wie wir können, und ich mit allem andern recht habe, werden wir eine knappe Stunde brauchen, bis wir einen Durchgang nach Troja öffnen können.«
    Der alte Mann trat gerade wieder an seiner Rettungsleine durch das nächste Gateway wie ein spindeldürrer Astronaut, der zu einem Spaziergang im Weltraum aufbricht, da sagte Nandi plötzlich: »Nein, es war nicht Brummond – so hat er sich zuerst genannt, aber es war nicht sein richtiger Name. Es hätte mir gleich einfallen müssen, aber im Moment habe ich einfach den Kopf zu voll. Er hieß Jonas, Paul Jonas.«
    Orlando hätte beinahe Herrn Pingalaps Leine losgelassen. »Jonas! Das ist doch der Typ, den Sellars uns suchen geschickt hat!« Er wandte sich an Fredericks. »Hieß er nicht so? Jonas?«
    Fredericks nickte. »Sellars hat gesagt, Jonas wär ein Gefangener der Bruderschaft gewesen. Er hätte ihm fliehen geholfen, glaub ich.«
    Ein zweimaliges Reißen am Tuch erinnerte sie an ihre Pflichten; sie zogen Herrn Pingalap zurück, der meldete, er habe meilenweit verschneite Wälder und von großen Rentieren gezogene Schlitten gesehen, was Nandi sehr froh stimmte. »Kalevala, ausgezeichnet.« Seine Miene verfinsterte sich, als er wieder Orlando und Fredericks ansah. »Das heißt, der Mann, den ich kennengelernt habe, wurde von eurem geheimnisvollen Sellars befreit? Jonas hat mir erzählt, er werde von der Bruderschaft verfolgt, aber er habe keine Ahnung, warum. Hat Sellars euch gesagt, warum die Bruderschaft diesen Mann gefangengehalten hat?«
    »Fen-fen hat Sellars uns gesagt«, antwortete Orlando. »Es war keine Zeit – jemand hatte Atasco in der wirklichen Welt getötet, und wir mußten alle zusehen, daß wir wegkommen.«
    Nandis Erwiderung ging in einem gewaltigen gongenden Schlag unter, der den Boden erbeben und sie alle zusammenfahren ließ. Draußen vor dem Nebenraum ertönten Schreie der Wut und der Panik.
    »Es geht los.« Nandis Gesicht war hart. »Das ist übel. Uns bleibt noch weniger Zeit, als ich gehofft hatte.«
    Fiebrig vor Schreck und Erregung kam Wassili in den Gatewayraum gestürzt. »Sie brechen das Tor auf! Es ist Krieg! Die Bruderschaft kommt!«
    »Das ist nicht die Bruderschaft.« Ein verhaltener Zorn schwang in Nandis Stimme. »Das alles geschieht nur in dieser Simulation, und die meisten Beteiligten sind Replikanten. Hilf mit, diese Kinder zu finden! Du erweist dem Kreis keinen Dienst, wenn du dich umbringen läßt.«
    Wassili schien ihn gar nicht gehört zu haben. »Sie kommen! Aber der Herr hat sie gesehen, all ihre Lästerung hat er gesehen, und ihr Blut wird er vergießen!« Eine Reihe dröhnender Erschütterungen drang aus dem großen Saal herüber, als ob jemand einen riesigen Gong schlüge. Wassili rannte wieder in den Hauptteil des Tempels hinaus.
    Nandi schloß kurz die Augen; als er sie wieder aufmachte, ging eine eiserne Ruhe von ihm aus. »Wir müssen mit den Werkzeugen arbeiten, die wir haben.« Er wandte sich an Herrn Pingalap. »Ich denke, wir sollten uns ein letztes Mal vergewissern, daß ich mich mit dem Schema nicht vertan habe. Dann fangen wir an, die Gateways so schnell wie möglich zu öffnen und zu schließen.«
    Der alte Mann deutete eine Verbeugung an. Er trat gerade in das neu geöffnete Gateway, als ein ohrenbetäubendes, knirschendes Quietschen die Luft zerriß, gleich darauf gefolgt von einem gewaltigen Krachen, das selbst die Bodenplatten durchzitterte. Nach einem Moment der Stille fing das Schreien wieder an.
    »Klingt, als wäre das Tempeltor gefallen«, bemerkte Nandi. Er sah, wie Orlandos Blick zur Tür schoß. »Haltet fest«, mahnte er. »Wir wissen nicht sicher, was dort draußen geschieht, aber Herr Pingalap braucht euch hier.«
    »Aber warum gehen wir nicht einfach durch eins von diesen Dingern?« wandte Fredericks ein. »Wir können doch diese Testerei auch woanders machen, oder?«
    Nandi unterbrach sein Zählen. »So einfach ist das nicht …«
    »Und warum nicht?« Orlando hatte es allmählich satt, wie ein Kind behandelt zu werden. »Sollen wir hier warten, bis sie kommen und uns abmurksen? Diese ganzen Gateways führen doch irgendwohin!«
    »Ja«, gab Nandi bissig zurück, »und viele führen an Orte, wo es noch viel schlimmer zugeht als hier.« Er faßte Orlando scharf ins Auge, und seine heftige Reaktion machte ihn einen Moment lang zu jemand ganz anderem – einem Krieger, einem Kreuzritter. »Ihr jungen Leute

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