Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
glaube, was sie gerettet hat, war allein die Unzuverlässigkeit solcher altertümlichen Waffen, denn Dread hatte direkt auf sie abgedrückt. Auch so ist sie immer noch sehr mitgenommen von den Wunden und dem Blutverlust, und sie kann nur auf einem Auge sehen, wie wir befürchtet hatten. Renie hat sich früher einmal über die Schwierigkeit beschwert, die drei Sims von Quan Li, mir und Florimel auseinanderzuhalten. Das Problem besteht nicht mehr.
    Doch selbst wenn Florimel schon am ersten Tag wieder reisefähig gewesen wäre, hätten wir die Haussimulation nicht verlassen können. Wir hatten zwar der von Dread zurückgelassenen Leiche das Feuerzeug abgenommen, aber letztes Mal hatten !Xabbu und ich es damit gerade einmal geschafft, ein Gateway zu öffnen, von dem wir bereits wußten, daß es existierte. Wir hatten keine Ahnung, ob es in der Nähe des Hugolinusturms irgendwo einen Durchgang gab, und ein Marsch zurück zu der Stelle, wo wir seinerzeit in das Haus eingetreten waren, wäre für Florimel zu lang gewesen. Wir nutzten die Gelegenheit, das Feuerzeug näher zu untersuchen.
    Ich hatte von Dread mehr erfahren, als er ahnte, und das war eine gewisse Hilfe. Ich wunderte mich, daß das Gerät überhaupt noch funktionstüchtig war, da er sich ausdrücklich bei mir erkundigt hatte, wie leicht es wohl aufzuspüren sei, und ich ihm erklärt hatte, wenn es in Betrieb sei, könne sein Besitzer es höchstwahrscheinlich lokalisieren. Aus irgendeinem Grund jedoch hatte Dread sich entschlossen, es nicht abzuschalten.
    Die abstrakte Zeichensprache, die !Xabbu und ich neulich entwickelt hatten, war nicht … tja, stabil wäre, glaube ich, das richtige Wort … war nicht stabil genug, so daß wir das Gerät nicht benutzen konnten, wie es nötig gewesen wäre. Renie hatte mir von ihrer seltsamen Begegnung mit der Erscheinung erzählt, die der Mönch die Madonna der Fenster genannt hatte, und obwohl ich nicht besser wußte als Renie, warum es dazu gekommen war, erschien es mir nicht geraten, ihren Ruf zu ignorieren, da es sein konnte, daß Sellars uns damit auf einem seiner üblichen notgedrungenen Umwege Informationen zukommen lassen wollte. Doch obwohl wir das Gerät in der Hand hatten, reichte der schlichte Wunsch, in eine Troja-Simulationswelt versetzt zu werden, sowenig aus, wie ein Auto und eine Landkarte einem Menschen helfen können, der niemals Autofahren gelernt hat.
    Es ist schwer zu erklären, was zwischen !Xabbu und mir vorgeht, wenn wir zusammen an diesen Dingen arbeiten. Sein Verständnis ist fast durchweg impressionistisch, unterstützt, denke ich, dadurch, daß er inzwischen Netzwerkinformationen auf die gleiche direkte Art empfängt, wie er einst lernte, Winde, Gerüche und Sandbewegungen als Zeichen zu lesen. Obwohl wir eine Art Sprache gefunden haben, in der wir uns begegnen und verständigen können, bekomme ich nur mit, was er erfahren oder erspürt hat, nicht wie das vonstatten gegangen ist. Was ich ihm übermittle, ist genauso persönlich, genauso subjektiv, so daß wir, gelinde gesagt, langsam vorankommen. Zum Glück habe ich aus Dread so viele neue, praktische Informationen herausgezogen, daß Renie bei unseren Experimenten ihre Erfahrung als Virtualitätstechnikerin einbringen und uns Aufschlüsse darüber geben kann, wieso bestimmte Dinge bestimmte andere verursachen und was für elementare Funktionen das Gerät aller Wahrscheinlichkeit nach wahrnimmt.
    Ich bin froh, daß wir diese Arbeit hatten. T4b und die kindliche Emily sind immer damit zufrieden, im Augenblick zu leben, und der Mönch hatte alle Hände voll damit zu tun, Listen und Zeichnungen der Einrichtungen und der Architektur anzufertigen. Florimel war zu geschwächt, um viel mehr machen zu können, als sich auszuruhen. Aber Renie wird von der Unruhe gepackt, wenn sie nichts zu tun hat.
    Und dennoch, obwohl sie eigentlich an der Nuß des Zugangsgeräts genug zu knacken haben mußte, war sie oft geistesabwesend und zerstreut. Ich realisierte es zunächst gar nicht richtig, da mich meine eigenen Verletzlichkeitsgefühle bedrückten, doch am zweiten Abend nach meiner Rettung gestand sie, daß die Worte von Bruder Factum Quintus ihr zu schaffen machten.
    Sie sagte: ›Was ist eigentlich unser Ziel? Wozu machen wir das alles?‹
    Ich antwortete, wir versuchten, ein Rätsel zu lösen und vor allen Dingen die Kinder wie ihren Bruder zu retten, die von den Gralsleuten mißbraucht wurden.
    ›Aber wenn wir nun das Netzwerk zerstören müssen, um sie

Weitere Kostenlose Bücher