Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
sternchenfunkelnden Dunkel nach dem grellen Licht mußte der benommene Ramsey, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, sich auf das Schwert in seiner Hand stützen wie auf das dritte Bein eines Dreifußes. Sein anfänglicher Schreck verebbte rasch. »Ja, ganz nett«, sagte er. Er war zu geblendet, um seinen Widersacher zu erkennen, und konnte nur hoffen, daß er in die richtige Richtung blickte. »Das dürfte ein ziemlich teurer Trick gewesen sein – hat dich wahrscheinlich das Taschengeld eines ganzen Monats gekostet oder einen Haufen Bonuspunkte, die du hier mit wochenlangem eifrigen Rumgerenne gesammelt hast, oder was weiß ich. Aber wenn du mehr als ein oder zwei solcher Tricks auf Lager hättest, würdest du nicht hier draußen im Dreck sitzen, stimmt’s oder hab ich recht? Dann hättest du einen Palast wie das mordsmäßige Zaubererschloß, das ich neulich gesehen habe.«
    Dreyra Jarh zögerte kurz, dann schob er langsam die Kapuze zurück, unter der ein kahlgeschorener Schädel und ein langes, hageres und leichenblasses Gesicht zum Vorschein kamen. »Okay, Gardiner, du hast gewonnen. Laß uns reden.«
    Gardiner? Ramsey setzte an, ihn aufzuklären, doch dann überlegte er es sich noch einmal. »Na gut, reden wir.«
     
    Dreyra Jarhs Haus, entschied Ramsey, war wahrscheinlich eines der wenigen realistischen Beispiele für original mittelalterliche Lebensbedingungen in ganz Mittland. Das Ambiente wurde nicht besser durch die getrockneten Dungfladen, die der Hexenmeister zum Heizen benutzte, aber unter den gegebenen Umständen war ein solcher Brennstoff sinnvoll: Diese Gesellschaft konnte es sich nicht leisten, Papier oder auch nur Holz zu vergeuden. Er hoffte, daß das nicht auch ein Omen für die Qualität von Dreyra Jarhs Informationen war.
    Vielleicht um wenigstens irgendwie noch den Überlegenen spielen zu können, hatte der Hexer sich auf der einzigen Sitzgelegenheit in der einzigen Stube der Hütte niedergelassen, einem hohen, aber wackligen Hocker, so daß Ramsey sich auf den nackten Erdboden setzen mußte. Im Feuerschein war ein schmales, himmelblaues Spitzbärtchen an Dreyra Jarhs Kinn zu erkennen, eine Geckerei, die darauf hindeutete, daß er einst bessere Tage gesehen hatte, oder wenigstens darauf, daß die Person hinter der Figur mehr Zeit für Schönheitspflege als für Raumausstattung aufwandte.
    »Beezle«, murmelte Ramsey, ohne die Lippen zu bewegen, »hast du je von diesem Typ gehört? Wieso meint er, ich wäre Orlando?«
    »Von ihm gehört? Heilige Scheiße, klar hab ich von dem gehört. Er und Thargor hatten sich öfter in der Wolle, als du zählen kannst, aber früher hat er viel mehr hergemacht als jetzt. Er hatte mal ’n ganzes Land, richtig in Besitz, weißte? Damals war er der Magierkönig von Andarwen. Aber er hat’s in ’nem Würfelspiel mit ’nem Dämon verloren. Als Thargor das letztemal mit ihm zusammengerasselt ist, hatte er immerhin noch ’n Riesenanwesen, und alles dar auf – Diener, Jagdhunde, die ganze Chose – war aus lebendigem Glas.« Beezle überlegte einen Moment. »Ich würde sagen, er ist seit damals ziemlich unter die Räder gekommen.«
    Ramsey konnte sich ein Schnauben nicht verkneifen. »Sieht so aus.«
    »Du bist doch Orlando Gardiner, nicht wahr?« Trotz seines grimmigen Totenschädellooks hörte sich der Hexenmeister beinahe flehend an. Er hatte einen leichten Akzent, von dem Catur Ramsey nicht recht wußte, wo er ihn hintun sollte. »Ich mache ein Schiedsgerichtsiegel auf alles, was in diesem Raum passiert, wenn du willst. Ungeduppt, ich schwöre, ich sag’s nicht weiter. Aber ich muß es wissen.«
    Ramsey zögerte, aber er wußte, daß er auch nach wochenlanger Ermittlungsarbeit keine Lügen über diese Spielwelt erzählen konnte, die glaubwürdig genug gewesen wären. »Nein, bin ich nicht. Ich habe nur Erkundigungen nach seiner Figur eingezogen, Thargor.«
    »Mist!« Dreyra Jarh erhob sich und stampfte wütend auf. »Gottverdammter oberblockigster Blockmist!«
    »Hast du mich bloß deshalb hier rausgelockt?« fragte Ramsey, als sich der andere ein wenig beruhigt hatte. »Weil du dachtest, ich wäre Orlando Gardiner?«
    »Ja«, antwortete der Zauberer mürrisch. »Tut mir leid.« Die Entschuldigung klang nicht sehr überzeugend.
    Nach einem Fußweg von gut fünf virtuellen Meilen durch einige der abstoßendsten Gegenden, die Madrikhor zu bieten hatte, dachte Ramsey nicht daran, sich so billig abspeisen zu lassen. »Was wolltest du ihm sagen?«
    Das

Weitere Kostenlose Bücher