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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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danke«, rief Ramsey zurück. »Ich muß gehen. Macht’s gut, ihr beiden.«
    Kurz bevor die Müllhalde, Madrikhor und Mittland überhaupt verschwanden, sah Catur Ramsey erst Belmak, dann den Roten Filou nacheinander zum Abschied winken.
     
     
    > Dread entledigte sich des Quan-Li-Sims an einem dunklen, stillen Ort und ließ ihn dort wie eine Marionette mit schlaffen Fäden sitzen. Obwohl es in dieser neuesten Simulationswelt noch sehr viel mehr zu erforschen gab, hatte er bereits genug gesehen, um zu wissen, daß es keinen Mangel an Verstecken gab – ein Wissen, das sein Raubtierherz erfreute. Außerdem gab es jetzt, wo er Sellars’ Riege von Flaschen endlich los war, keine Veranlassung mehr, so zu tun, als ob immer jemand in dem Sim präsent wäre.
    Bei dem Gedanken an sie und an die Art, wie sie sich auf ihn gestürzt hatten wie Schakale auf einen Löwen, durchzuckte ihn ein kurzer, beißender Haß, aber er unterdrückte ihn rasch. Er war hinter einem größeren Feind her, und die Idee, die in ihm zu glühen begonnen hatte, war weitaus wichtiger als diese Nullen und der kleine Ärger, den sie ihm bereitet hatten.
    Mit einem einzigen Befehl war er offline, lag ausgestreckt auf einer komfortablen Massagecouch in seinem Büro in Cartagena. Er drückte zwei Adrenaxtabletten aus dem Spender und schluckte sie, dann leerte er den Inhalt der Wasserflasche, die er vor Beginn dieser letzten Sitzung neben die Couch gestellt hatte. Er stellte die Musik in seinem Kopf von Barockstreichern und phasenverschobenem Knochenkontrabaß, die ihm zur Erforschung der neuen Simwelt geeignet erschienen waren, auf etwas Ruhigeres und Kontemplativeres um, passend zu den Szenen vom Helden, der sein großes Werk in Angriff nimmt – Magnumopus-Musik.
    Alles würde unendlich sublim sein. Er würde einen beispiellos kühnen und verwegenen Schlag führen, der selbst den Alten Mann überrumpeln würde. Dread wußte das Wie noch nicht, aber er spürte, daß er näher kam, so wie er beim Jagen die Gegenwart seiner Beute spürte.
    Er prüfte nach, ob Dulcy Anwin auf seinen gedächtnisstützenden Anruf reagiert hatte. Sie hatte. Als er sie abermals anklingelte, ging sie sofort dran.
    »Hallo.« Er setzte ein kleines, munteres Lächeln auf, aber das von den Weckaminen aufgeputschte dunkle Etwas in ihm hätte am liebsten wie eine Kürbislaterne gegrinst … wie ein Totenkopf. »Hast du deine freien Tage genossen?«
    »Und wie!« Sie war ganz in Weiß gekleidet, und der konservative, aber modische Slant-Suit betonte den neuen goldenen Hauch, den ihre blasse Haut nach einem Tag Sonnenbaden bekommen hatte. »Ich hatte ganz vergessen, wie es sich anfühlt, einfach Sachen in der Wohnung zu machen – die Post zu lesen, Musik zu hören …«
    »Gut, gut.« Er behielt das Lächeln bei, aber hatte das Gerede bereits satt. Das war eine der wenigen Sachen, die er an Männern mochte – manche konnten tatsächlich den Mund halten, solange es nichts zu sagen gab. »Dann kann’s also losgehen?«
    »Unbedingt.« Ihr erwiderndes Lächeln war strahlend, und einen Augenblick lang beschlich ihn ein leises Mißtrauen. Spielte sie etwa ein eigenes Spiel? Er hatte ihr in den letzten paar Tagen vor ihrem verordneten Kurzurlaub keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Sie war immerhin ein gefährliches, schwaches Kettenglied. Er gab seiner inneren Musik ein paar langsame, pingende Töne hinzu, auf Steine tropfendes Wasser, und bügelte die plötzliche Falte aus seiner ruhigen, selbstsicheren Stimmung.
    »Gut. Also, es hat ein paar Veränderungen gegeben. Ich informiere dich später ausführlich darüber, aber zuerst habe ich etwas Wichtiges für dich zu tun. Dafür brauche ich dich in deiner Eigenschaft als Gearprofi, Dulcy.«
    »Ich höre.«
    »Ich arbeite grade an etwas, deshalb will ich im Moment nicht, daß du den Sim benutzt, aber ich habe in die Simulation einen Kasten einprogrammiert, und ich hätte gern, daß du dir anschaust, was darin ist. Es sieht aus wie ein normales altes Feuerzeug – du weißt schon, die altmodischen Anzünder für Zigaretten und so –, aber es ist mehr. Viel mehr. Ich möchte also, daß du es genau unter die Lupe nimmst. Du sollst mit allen Mitteln rauskriegen, wie es funktioniert und was es macht.«
    »Ich verstehe nicht so recht«, sagte sie. »Was ist das für ein Ding?«
    »Es ist ein Gerät, mit dem man im Otherlandnetzwerk Gateways aufrufen kann. Aber ich bin mir ziemlich sicher, daß es auch andere Verwendungen dafür gibt. Um

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