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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hinaus.
    »Unterzombies sind nicht für alles zu gebrauchen«, bemerkte der verlegene Dreyra Jarh zur Erklärung. »Und ich bin zur Zeit ein bißchen knapp bei Kasse …«
    »Erzähl einfach die Geschichte fertig. Du hattest ein Juwel gefunden.«
    Die Geschichte des Hexers nahm einen ähnlichen Verlauf wie die Orlandos, soweit Ramsey sie kannte. Er war von der goldenen Stadt besessen gewesen, so anders als alles, was er jemals in Mittland gesehen hatte, war sie gewesen und so hundertprozentig sicher er, daß sie ein Abenteuer verhieß, bei dem nur die allererstklassigsten Spieler auf einen glücklichen Ausgang hoffen konnten. Doch die Suche war fruchtlos geblieben, und er hatte jede Möglichkeit innerhalb der Simwelt wie auch außerhalb im RL erschöpft, um die Stadt aufzuspüren. Er hatte seine Position als einer der bedeutendsten Hexenmeister von Mittland ausgenutzt, um die ganze Simwelt auf den Kopf zu stellen, hatte überall gesucht, jedermann befragt, virtuelle archäologische Expeditionen zu jeder dunkel erinnerten potentiellen Grabungsstätte in dem gesamten Spielenvironment durchgeführt.
    »Ich bin dran pleite gegangen«, erklärte er traurig. »Nach einer Weile hab ich Imperiale ausgegeben, die ich gar nicht hatte. Aber ich hab sie nicht gefunden. Ich mußte immerzu denken, daß Orlando vielleicht Glück gehabt hat, daß er sich deswegen aus dem System abgeseilt hat, aber ich konnte ihn nicht erreichen.« Der Zauberer versuchte, seine Stimme beiläufig klingen zu lassen, doch es mißlang. »Und … und hat er?«
    Ramsey war damit beschäftigt, einzelne Stücke zu einem sinnvollen Ganzen zusammenzusetzen, und daher halb in Gedanken versunken. »Hmmm? Hat er was?«
    »Hat er die Stadt gefunden, Mann?«
    »Ich weiß nicht.« Nach ein paar weiteren Fragen stand Ramsey auf, wobei er die unangenehme Entdeckung machte, daß man in einem virtuellen Environment genauso steif werden konnte, wenn man zu lange in einer unbequemen Position saß, wie im realen Leben. Er warf Dreyra Jarh die Börse in den Schoß. »Du mußt Informationen über einige der Quellen haben, die du angezapft hast«, bemerkte er. »Suchpfade, solche Sachen.«
    »Hä?«
    »Na … Daten darüber, was du gemacht hast, um die Stadt zu finden.«
    »Denke schon.« Der Hexer zählte seine Einnahmen. Es war deutlich, daß er mit dem Geld, so froh er war, es zu haben, weder sein Land zurückkaufen noch auch nur allzu viele neue Unterzombies anheuern konnte.
    »Hör mal zu«, sagte Ramsey. »Wenn du mir deine gesamten Dateien zugänglich machst, strikt privat natürlich, dann verspreche ich dir, daß für dich dabei sehr viel mehr rausspringt als dieser Beutel mit Spielgeld.« Er versuchte sich über das tatsächliche Alter von Dreyra Jarhs Rollenspieler klarzuwerden. »Wie war’s mit so tausend Krediten? Echtes Geld. Damit müßtest du dir eigentlich jede Menge Zauberkram kaufen können. Und vielleicht könntest du sogar dem armen Kerl, der Belmak und den Filou spielen muß, anständiges Gear besorgen.«
    »Du willst mir … Geld geben? Um zu sehen, was auf meinem System drauf ist?«
    »Ich bin Anwalt. Du kannst es von mir aus machen, wie du willst – mit einem Vertrag oder sonstwie. Aber ja, ich will Zugang zu allem haben, was du je gemacht hast. Und hast du die goldene Stadt oder das Juwel noch?«
    Dreyra Jarh schnaubte. »Kein Gedanke. Das ganze Ding hat sich pffftt verflüchtigt. Futsch. Hat noch ein kleines Loch in meinen Speicher gefressen, als ob es überhaupt nie dagewesen wäre. Du wirst sehen.«
     
    Bevor ihm einfiel, daß er einfach offline gehen konnte, war Catur Ramsey schon ein gutes Stück am Rand der riesigen Unrathaufen zurückgegangen. Er war tief in Gedanken und hatte keinen Sinn für etwas anderes als die mögliche Tragweite dessen, was er soeben erfahren hatte.
    Was Orlando widerfahren war, war auch anderen widerfahren. Aber aus irgendeinem Grund war es nicht bei allen so weit gegangen. Der Knabe, der Dreyra Jarh spielte, war vollkommen pleite und nicht sehr glücklich darüber, aber er lag immerhin nicht im Koma.
    Sinnierend blieb Ramsey ein paar hundert Meter vor einer Bude stehen, die nur geringfügig größer und einladender war als der Verschlag des Hexenmeisters. Das über dem Eingang baumelnde Schild wies sie als die Taverne »Zur guten Entsorgung« aus. Im Eingang erblickte er zwei bekannte Gesichter.
    Als er Kä-tör von Rhamsi erkannte, forderte Belmak der Bukanier ihn lautstark auf, sich zu ihnen zu gesellen.
    »Nein,

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