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Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas

Titel: Otherland 3: Berg aus schwarzem Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Bursche mit breitem Kinn und langem Schnurrbart. »Wie wir hören, suchst du Auskünfte.«
    »Und wir haben Auskünfte zu verkaufen, fürwahr«, fügte sein Gefährte, ein drahtiger kleiner Mann mit rotblonden Haaren, kurz darauf hinzu. Ihre Stimmen hatten eine merkwürdige Ähnlichkeit, obgleich die des Kleineren ein wenig höher war.
    »Ach?« Ramsey bemühte sich, kein Interesse zu zeigen. In einer Stadt voller Leute, die teure Spiele spielten, hätte ihn nichts weniger überrascht, als daß jemand ihn um sein Geld erleichtern wollte, aber nichts hätte ihn mehr überrascht, als wenn er dafür etwas Brauchbares bekommen hätte. »Was bringt euch auf den Gedanken, daß ich bereit wäre, für eure Auskünfte etwas zu bezahlen?«
    »Potzblitz, hast du dich nicht überall im Abenteurerviertel nach Thargor, dem Dunklen, umgehört?« erwiderte der Große. »Nun, fürwahr, wer hier vor dir steht, ist Belmak der Bukanier mit seinem Gefährten, dem Roten Filou. Wir können dir helfen.«
    Es gab eine Pause, dann meldete sich der Kleine. »Gegen Gold, versteht sich.«
    »Versteht sich.« Ramsey nickte gewichtig. »Gebt mir eine Ahnung davon, was ihr wißt, und ich gebe euch eine Ahnung davon, was ich zu zahlen bereit wäre.« Seine Befürchtung, verprügelt zu werden, war geringer geworden, nicht jedoch das Gefühl, daß er hier seine Zeit verschwendete. Wenn die echten Personen hinter diesen skurrilen Maulhelden überhaupt schon im führerscheinfähigen Alter waren, hätte es ihn sehr gewundert.
    »Wir bringen dich zu einer bestimmten Person, die dir sagen kann, wo Thargor sich aufhält«, erklärte der Rote Filou mit spitzbübischem Augenzwinkern. Er schien sich aber dabei etwas getan zu haben, oder vielleicht war ihm ein Ascheteilchen vom Feuer ins Auge geweht, denn er verbrachte eine Weile damit, abwechselnd zu zwinkern und es sich zu reiben. Als er fertig war, setzte sich sein Gefährte abrupt in Bewegung, als ob er auf ein Stichwort gewartet hätte.
    »Du mußt uns folgen, wahrlich, so ist es«, verkündete der Schnauzbärtige. »Fürchte nicht, daß dir ein Leid geschehen könnte, denn du hast das Wort Belmaks, der noch nie einen Mann hintergangen hat.«
    »Was meinst du, Beezle?« subvokalisierte Ramsey. »Das ist unsere erste Fährte, seit wir hier sind. Hast du je von diesen Kerlen gehört?«
    »Glaube nicht, aber die Leute hier wechseln manchmal die Figuren.« Das unsichtbare Krabbeltier schien sich zu bedenken. »Wir können’s ja mal probieren. Ich leg grad noch alle Daten darüber, was wir heute gemacht haben, außerhalb ab. Dann müssen wir beim nächsten Einsatz nicht einen Haufen Zeug nochmal abkaspern, falls es nötig sein sollte, schnell rauszugehen.«
    »Na gut«, erklärte Ramsey daraufhin. »Geht voraus. Aber keine Tricks.« Es war fast unmöglich, nicht in die B-Film-Melodramatik der Simwelt zu verfallen.
    Entweder waren Belmak und der Rote Filou sturzbetrunken, oder sie kamen aus einem fremden Land, wo der Boden ganz anders beschaffen war, denn beide konnten nur mühsam gehen. Sie redeten auch kein Wort, und während sie Ramsey bei leichtem Nieselregen durch die schlüpfrigen, kopfsteingepflasterten Gassen des Abenteurerviertels führten, versuchte er sich darüber klarzuwerden, was ihn an den beiden befremdete.
    »Ich muß gestehen, daß ich eure Namen nicht kenne, edle Helden«, sagte er. »Vielleicht könntet ihr mir etwas von euch erzählen. Ich bin hier leider fremd.«
    Belmak der Bukanier ging noch drei Schritte, dann drehte er sich zu Ramsey um. Sein Begleiter stolperte ein Stück weiter, bevor er stehenblieb wie ein Mann, der in jedem Hosenbein eine Bowlingkugel hatte. Eigenartigerweise schaute er weiter unverwandt geradeaus, als Belmak sprach.
    »Wir sind berühmt, und das nicht nur in Madrikhor, sondern auch in Qest und Sulyaban und allen Städten, die am Großen Ozean liegen. Berühmt.« Er verstummte unvermittelt.
    »Wir haben fürwahr viele Abenteuer erlebt«, fügte der Rote Filou hinzu, wobei er nach wie vor in die andere Richtung blickte. Dann setzten er und Belmak ihren Holpermarsch fort.
    »Beezle, was ist los mit diesen Kerlen?« wisperte Ramsey.
    »Ich glaube, ›Kerle‹ ist das falsche Wort, Sportsfreund«, antwortete der Käfer. »Ich denke, es ist einer. Einer, heißt das, der zwei Sims führen muß – und das ohne besonders gutes Gear.«
    »Hat er deswegen so Schwierigkeiten, sie beide fortzubewegen?« Ramsey fühlte einen mächtigen Lachdrang in sich aufsteigen.
    »Nicht

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