Outback
ihn neben dein Gesicht und lass ein paar Haarsträhnen von dir auf sein Fell fallen“, wies er an und machte sich an der Kamera zu schaffen, die er auf ein Stativ gestellt hatte. Er prüfte das Licht und richtete die diffusen Reflexionsschirme aus.
Ricarda trat zurück, nachdem sie einmal über das weiche Fell gestrichen hatte. „Hast du das gefühlt?“, fragte sie Naree.
„Nein, ich habe mich noch nicht getraut, einen anzufassen. Wie ist es denn?“
Mark kam mit einem weiteren Bären zu ihr und gab ihn ihr auf den Arm. Der Koala schmiegte sich an Naree und legte seine kurzen Pfoten um ihren Hals. Sie stand ganz starr und kicherte leise. „Das ist total aufregend!“
Ein Bediensteter kam mit einem Elektrogefährt angefahren und brachte Snacks, Drinks und Klappstühle auf der Ladefläche. Es wurde eine unterhaltsame, lustige Fotosession. Oliver begann bald mit John zu fachsimpeln, was die Aufnahmewinkel und –perspektiven betraf und bekam die Möglichkeit, selber zu fotografieren. John lobte ihn oft und meinte, er wäre sein bester Schüler. Oliver lächelte stolz Ricky an, die sich für ihn freute. Naree bekam eine Fotoserie, zusammen mit Jim, die ihr John als Andenken für später schenken wollte. Jeff und Joe fühlten sich wie zuhause und amüsierten sich über Eyleen, die absolut begeistert von den Koalas war. Sie wiegte sie in den Armen, streichelte sie, sprach mit ihnen und hatte kaum ein Ohr für Master Pic und seine Anweisungen. Ricarda saß kaum auf einem der Stühle, sprang wieder auf, um eines der Tiere zu streicheln, setzte sich wieder, sprang erneut auf und fütterte einen anderen Koala, es war für alle ein aufregendes Erlebnis.
Sundance kam eine ganze Zeitlang später und griff sich einen Koala. Sie setzte sich zu Ricarda und fragte sie, ob sie mit dem hellen Model zusammen sei.
„Du meinst Oliver? Ja, ich bin mit ihm zusammen. Wir haben uns kennengelernt, als ich nach Bangkok zog. Er ist mein Nachbar.“
„Aber er ist auch Deutscher, richtig?“
„Ja, genau. Er kam vor mir aus Deutschland nach Thailand, weil seine Modelagentur einen Werbeauftrag für ihn hatte und er blieb in Bangkok.“
„Ihr liebt euch und werdet heiraten?“
„Oh, hm ... Ich denke schon, irgendwann.“
„Bei mir ist es schwer, jemanden zu finden. Hier auf der Farm gibt es kaum Jungs, ich habe keinen Freund.“
Ricarda lächelte das Mädchen an. Ihr wurde wieder einmal schmerzlich bewusst, wie sehr sie es vermisste, kein Kind zu haben und sie nahm sich vor, bald mit Oliver darüber zu sprechen, um das zu ändern. „Das wird schon werden, keine Sorge, Sunny. Wie alt bist du jetzt?“
„Acht, fast neun. Wie gefällt es dir in Thailand?“ Sundance sah Ricky interessiert an. Ricky schaute zurück. Sundance war sehr schlank und besaß noch kindliche Züge, doch die Augen blickten intelligent und verrieten einen wachen Verstand, der seinem Alter voraus war.
„Es gefällt mir gut. Es ist ein schönes Land und die Menschen sind alle nett und freundlich. Ich bin froh, es gewagt zu haben, den Job in dem fernen Land angenommen zu haben. Sonst hätte ich Oliver nie kennengelernt.“
„Aber vermisst du nicht deine Freunde und deine Familie?“
„Doch, natürlich, das ist ganz normal. Mit meinen Eltern telefoniere ich in Abständen und meine beste Freundin treffe ich übers Internet im Chat und sehe sie per Webcam. Sie hat mich schon einmal in Bangkok besucht. Mit Naree habe ich eine neue Freundin gefunden, die mir sehr am Herzen liegt.“
Das ist gut so, Freunde sind wichtig, Familie ist wichtig. Meine Eltern haben nicht viel Zeit für mich, leider. Und Jungen gibt es auf der Ranch kaum. Die nächste Stadt, wo ich welche treffen könnte, ist weit weg, da komme ich selten hin.“ Sunny schwieg eine Weile. Dann fragte sie: „Die da ist deine Freundin, nicht?“ Sie zeigte auf Naree.
„Ja, sie ist eine Arbeitskollegin und eine sehr gute Freundin geworden.“
„Sie steht auf den Typen, wie heißt er, Jim?“
Ricky nickte. Sie staunte über die Beobachtungsgabe der Kleinen.
„Sie dort“, Sundance zeigte auf Eyleen, „ist das weibliche Model. Sie ist einsam und gibt sich etwas unnahbar, aber im Herzen ist sie traurig und allein. Sie sehnt sich nach einem Mann, die sie versteht und liebt.“
‚Wow‘, dachte Ricky. „‘Da könnte sie absolut recht haben. So habe ich Eyleen noch gar nicht gesehen.‘
„Wie ist es in Deutschland? Dort gibt es keine Farmen wie hier?“ Sunny spielte mit den Fingern im Fell
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