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Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)

Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)

Titel: Outback: Unter australischer Sonne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewa Aukett
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ihrer von der Geburt erschöpften Mutter lag.
    Überhaupt gab es nur ein einziges Foto, dass Samantha mit Marilyn zeigte. Es wirkte künstlich und gestellt und die Haltung beider Menschen machte überdeutlich klar, wie weit sie sich emotional voneinander entfernt hatten.
     
    Faith riss sich vom Anblick der Bilder los und schritt langsam mit klopfendem Herzen nach draußen. Ihre Finger zitterten, als sie die Kaffeetasse auf den Tisch stellte, die plötzlich tonnenschwer zu sein schien. Zögernd ließ sie sich auf den Stuhl fallen, beugte sich vor, stützte die Ellenbogen auf den Knien ab und ließ den Kopf nach unten sinken. Ihr war schlecht und sie rang mühsam nach Atem.
    Es konnte einfach nicht sein.
    Ein dummer Zufall. Nur ein Zufall.
    Wahrscheinlich gab es nur deshalb keine Babyfotos von Samantha, weil Ian sie irgendwo in diversen Alben aufbewahrte oder in den ersten Monaten keine Zeit gefunden hatte, welche zu machen. Aber ließ ein Vater, der seine Tochter so sehr liebte und sie in jeder Lebenslage abgelichtet hatte, es sich wirklich entgehen ihre ersten Wochen und Monate fest zu halten oder Fotos von einem pausbäckigen Baby nicht ebenso zu rahmen und aufzuhängen wie alle anderen?
    Das erschien Faith eher unwahrscheinlich.
    Ein ungeheuerlicher Gedanke breitete sich in ihr aus und raubte ihr den Atem. Der dumpfe Schmerz, den sie jahrelang in sich vergraben hatte, bohrte sich langsam durch ihren ganzen Körper und machte sich auf unangenehme Weise wieder in ihr breit. Samantha war vierzehn. Vierzehn! Faith brauchte nicht groß herum zu rechnen, um zu wissen dass es passte.
    Nein. Nein.
    Sie wollte sich nicht an etwas klammern, das nicht existierte. Es war viele Jahre her, dass sie eine dumme, törichte Siebzehnjährige mit albernen Träumen gewesen war. Sie hatte damit abgeschlossen und auch wenn Samantha dieses Muttermal trug, hatte das gar nichts zu bedeuten. Es war einfach nicht möglich.
    Sie hatte Lillys Sterbeurkunde gesehen.
    Ihr Blick wurde glasig, als sie vor sich hinstarrte. Heiß und kalt überlief es sie und die Erinnerungen überrollten sie wie ein Tsunami. Das Bild von dem winzigen, weißen Sarg, der in die Erde gelassen worden war und in dem ihr totes Baby lag. Ein wahres Meer aus Blumen hatte das Grab bedeckt. Sie hatte sich die Augen aus dem Kopf geweint und voller Verzweiflung ihrem Kind in den Tod folgen wollen.
    Sie hatte Tabletten geschluckt und sich die Pulsadern aufgeschnitten, weil der Schmerz sie auseinander riss. Ein halbes Jahr lang hatte ihre Mutter sie in eine Klinik einweisen lassen und erst nach vielen, langen Gesprächen mit einer sehr netten, verständnisvollen Therapeutin war es Faith gelungen wieder so etwas wie ein normales Leben zu führen und sich mit dem abzufinden, was geschehen war.
    Irgendwann hatte sie den Schmerz über ihren Verlust einfach tief in sich vergraben und eine Mauer um ihr Herz errichtet. Seufzend schlug sie die Hände vor das Gesicht und versuchte die Gedanken zu vertreiben, die sich in ihren Kopf schlichen. Wahrscheinlich gab es für die fehlenden Babyfotos eine völlig logische Erklärung und davon abgesehen ging es Faith überhaupt nichts an. Samantha war Ians Tochter. Daran gab es nichts zu rütteln.
     
    „Hast du viel zu tun, Faith?“
    Die dunkle Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Faith hob den Kopf und erblickte Ian, der am anderen Ende der Veranda stand. Er sah müde und erschöpft aus. Alarmiert erhob sie sich von dem Stuhl und machte einen Schritt in seine Richtung. Stirnrunzelnd musterte er sie.
    „Bist du in Ordnung?“
    „Ja, alles okay“, erwiderte sie mechanisch. Mit einer flüchtigen Geste deutete sie auf die Unterlagen, die sie über den Tisch verteilt hatte. „Das kann warten. Brauchst du Hilfe?“
    Er nickte.
    „Im Stall. Eine der Stuten fohlt zum ersten Mal und das Junge liegt falsch im Geburtskanal.“ Ihr einen undefinierbaren Blick zuwerfend wandte er sich halb ab. „Es sei denn, du willst dir deine guten Klamotten nicht schmutzig machen.“
    Irritiert sah Faith ihn an und wunderte sich über die letzte Bemerkung, die eher zu dem Ian gepasst hätte, der ihr am ersten Tag über den Weg gelaufen war. Rasch schloss sie zu ihm auf und lief schweigend neben ihm her zu den Stallungen. Seine Augenbrauen waren drohend zusammen gezogen und sein Gesichtsausdruck eindeutig mürrisch. Vielleicht war er verärgert, weil sie so lang geschlafen hatte. Ihr schlechtes Gewissen regte sich und sie wollte gerade zu einer Entschuldigung

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