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Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)

Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)

Titel: Outback: Unter australischer Sonne (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ewa Aukett
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angehalten entsprechend mit ihren Kindern zu arbeiten.
    Faith hatte Samanthas Zeugnisse gesehen und die waren grundsätzlich gut. In dem Jahr nach dem letzten Besuch ihrer Lehrer waren Samanthas Leistungen jedoch drastisch abgefallen und sie hatte sich in sämtlichen Fächern verschlechtert. Ihre Leistungen waren nicht annähernd so schlecht, wie Faith nach Marilyns Ausführungen erwartet hätte und es bestand keinerlei Grund zu glauben, dass Samantha ihren Schulabschluss nicht schaffen würde. Aber irgendeinen Anlass für die plötzliche Verschlechterung musste es geben.
    Faith bezweifelte allerdings, dass der Leistungsabfall tatsächlich ein schulisches Problem war und sie hatte am Vortag vorsichtig bei Ian nachgefragt, ob Samantha schon einen Freund habe. Er schien im ersten Moment regelrecht entsetzt darüber zu sein, bis Faith ihm erklärte, dass sie fürchte seine Tochter wäre vielleicht unglücklich verliebt. Es gab nun einmal Dinge auf dieser Welt, die eine junge Teenagertochter nicht mit ihrem Vater besprechen wollte.
    Ian war nicht wirklich angetan von Faiths Gedankengängen und stritt vehement die Möglichkeit ab, dass Samantha ein irgendwie geartetes romantisches Interesse an einem Jungen habe. Faith hatte sich nicht weiter dazu geäußert und sich abends genauer die Arbeiter auf dem Hof angesehen. Die Meisten waren gestandene Männer, ab vierzig aufwärts, es war unwahrscheinlich, dass Samantha in einen von ihnen verliebt war. Nur Jackson war im passenden Alter, um einer Vierzehnjährigen ungewollt den Kopf zu verdrehen. Er war ein schlaksiger, junger Mann von gerade einmal einundzwanzig, mit semmelblondem Haar und himmelblauen Augen. Ständig hatte er ein Grinsen im Gesicht und einen flotten Spruch auf den Lippen. Sein einnehmendes Wesen und seine fröhliche Art waren durchaus in der Lage, ein junges Mädchen verrückt zu machen.
    Faith hatte es sich verkniffen Ian zu erzählen, was ihr durch den Kopf ging. Auch Elaine hatte ihr diesbezüglich keine näheren Auskünfte geben können, allerdings stand sie der Möglichkeit das Samantha unglücklich verliebt sei, weniger ablehnend gegenüber als ihr Sohn. Faith entschloss sich, Samantha vorsichtig auf den Zahn zu fühlen, wenn sie zurück war und sie sich aneinander gewöhnt hatten. Vielleicht würde es dem Mädchen leichter fallen, wenn sie in ihr eine Freundin sah, der sie sich anvertrauen konnte.
    Nachdem sie sich die Aktentasche unter den Arm geklemmt hatte, nahm Faith ihre Kaffeetasse, trat auf die Veranda hinaus und setzte sich an dem gemütlichen Tisch, an dem sie die Abende gemeinsam mit Ian und Elaine ausklingen ließ. Sie arbeitete konzentriert eine gute Stunde vor sich hin, bis ihre Gedanken sich wieder verselbstständigten und sie sich mühsam von ihren Erinnerungen an die letzte Nacht los riss.
    Kopfschüttelnd ging sie erneut in die Küche, goss sich einen weiteren Kaffee ein und blieb auf dem Rückweg im Korridor stehen, wo sie die Fotos von Ians Familie betrachtete. Samantha war deutlich darauf zu erkennen. Ein hübsches, blondes Mädchen mit leuchtenden, grünen Augen. Sie lachte oft in die Kamera und die Bilder dokumentierten deutlich die Jahre einer unbeschwerten, glücklichen Kindheit.
    Ein besonders schönes Portraitfoto zeigte Samantha im halben Profil. Die lockigen Haare waren hochgesteckt und sie zeigte ein strahlendes Lächeln mit ebenmäßigen, weißen Zähnen. Ein winziges, halbmondförmiges Muttermal war unter ihrem linken Ohr zu erkennen. Genau dort, wo auch ihr Puls lag.
    Faith Lächeln erlosch.
    Sekundenlang starrte sie das Bild an, ihre Lippen öffneten sich einen Spalt und sie spürte wie ihr die Kaffeetasse aus den Fingern zu gleiten drohte. Hastig griff sie mit der anderen Hand zu und hielt sie fest.
    Ihr Herzschlag hatte sich verdoppelt, vielleicht sogar verdreifacht und ihre Hände begannen plötzlich zu zittern. Sie spürte wie kalter Schweiß ihren Rücken hinab rann, dann begann sie systematisch die Fotos abzusuchen. Samantha auf einem Pferd, Samantha mit ihrem Vater, Samantha mit einer Schultüte in der Hand und Wasser spritzend in einem aufblasbaren Pool. Die süße, blonde Samantha inmitten einer Familie, die sonst nur aus dunkelhaarigen Menschen bestand, von denen niemand grüne Augen hatte.
    Es gab Samantha in allen Lebenslagen und allen Altersstufen, vom zweijährigen Kleinkind bis zum heranwachsenden Teenager. Aber nirgends ein Babyfoto und nicht ein einziges Bild, wo sie als schreiendes Bündel in den Armen

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