Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
nicht das erste Mal, dass Faith sich deplatziert fühlte. Allerdings war es ihr noch nie so schwer gefallen, sich damit zu arrangieren. Normalerweise verband sie allerdings auch kein persönliches Interesse mit den Angehörigen ihrer Schüler.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht, sich mit Ian einzulassen?
Wozu das führte, erlebte sie nun in aller Deutlichkeit. Seufzend wälzte sie sich auf die Seite und stopfte das Kissen unter ihrem Kopf zurecht. Sie war wütend auf sich selbst und darauf, dass sie sich in ihre Kleinmädchenträume verrannt hatte.
Die Augen geschlossen legte sie zwei Finger an die Schläfe und versuchte den pochenden Schmerz hinaus zu massieren. Nachdem sie sich vergebens darum bemüht hatte, so etwas wie eine entspannte Stimmung zwischen Samantha und sich zu erzeugen, hatte sie irgendwann entnervt aufgegeben. Sie suchte ihr Lehrmaterial zusammen, entschuldigte sich und zog sich auf ihr Gästezimmer zurück. Schmerzlich war ihr bewusst geworden, dass die traute Zweisamkeit mit Ian nun ein Ende hatte.
Als Elaine sie zum Abendessen rief, hatte sie mit einer Ausrede abgelehnt, die Vorhänge vor den Fenstern zugezogen und sich mit dröhnendem Kopf ins Bett gelegt. Sie verdrängte den dumpfen Schmerz, der sich langsam in ihr ausbreitete und dessen Ursprung sich dort befand, wo ihr Herz war.
Schlaf war ihr nicht vergönnt, weil sie sich schon seit Stunden von einer Seite auf die andere wälzte. Doch die Tränen, die immer wieder in ihrer Kehle hoch krochen, verbot sie sich. Sie würde sich für die nächsten Wochen weitere Albernheiten verkneifen und tun, wofür sie hergekommen war.
Faith fuhr erschrocken zusammen, als die Matratze sich hinter ihr absenkte. Ihr Kopf flog herum und sie erblickte Ian, der sich neben ihr auf das Bett gesetzt hatte und sie im Halbdunkel beobachtete.
„Du hast mir keine Antwort gegeben, als ich geklopft habe“, erklärte er sein plötzliches Auftauchen. „Also dachte ich, ich schau lieber nach dir.“
„Hmm.“
„Was macht dein Kopf?“, wollte er wissen.
„Er tut weh“, gab sie leise zurück. Sein Gesicht lag im Schatten und sie konnte nicht einmal seine Augen erkennen. Alles in ihr sehnte sich danach, dass er sie in die Arme nahm, aber sie hütete sich, ihn darum zu bitten.
„Brauchst du Tabletten?“
Stumm schüttelte sie den Kopf und starrte ihn nur an. Er seufzte, stand auf und ging zurück zur Tür. Statt jedoch einfach zu gehen, schloss er sie, kehrte zurück zu Faith und kroch neben ihr in das Bett, das für zwei Personen eigentlich zu schmal war.
Ohne auf ihren halbherzigen Protest zu achten, hob er die Bettdecke ein Stück an, schob sich eng an sie und zog Faith an sich. Ein erleichtertes Aufatmen unterdrückend, legte sie ihm eine Hand auf die Brust und ein Zittern überlief sie.
Der Mond warf sein Licht quer über das Bett und tauchte Ians Gesicht in bleichen Schein.
„Du bist böse auf mich“, stellte er leise fest. Stirnrunzelnd betrachtete sie ihn.
„Eigentlich habe ich gedacht, dass es genau umgekehrt ist“, gab sie zurück.
„Ich gebe zu, deine Antwort an Sam hat mir nicht gefallen.“ Er atmete tief durch, hob die Hand und strich Faith eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Der Gedanke, dass du irgendwann einfach wieder gehen könntest, ist mir unerträglich.“
Ihr Herz stolperte zwei- oder dreimal ehe es wieder zu seinem normalen, wilden Rhythmus zurückfand. Reglos starrte sie ihn an und wagte kaum zu atmen.
„Es sei denn, du willst fort von hier.“ Ein seltsamer Ausdruck trat in seinen Blick, während seine Augen versuchten in ihrem Gesicht zu lesen. „Ich kann dich hier nicht festhalten und das Outback ist nicht für jeden der passenden Ort.“
„Nein.“
„Nein was?“
Beglückt lächelte Faith ihn an.
„Ich will nicht fort von hier und ich möchte dich nicht verlassen“, hauchte sie. „Aber ich konnte Sam doch nicht damit überfallen.“
Mit einem freudigen Grinsen beugte Ian sich über sie und küsste Faiths Lippen. Erleichtert erwiderte sie seine Zärtlichkeit.
„Ich fürchte, sie weiß schon ziemlich genau, dass wir beide nicht nur befreundet sind“, murmelte er.
„Nicht gerade die beste Vorraussetzung, um ihr als Lehrerin gegenüber zu treten“, stellte Faith fest. Kopfschüttelnd lächelte er auf sie hinab.
„Mag sein.“ Seine Lippen berührten ihre Nasenspitze und wanderten über ihre Wangen. „Aber auch wenn sie ein bisschen kratzbürstig erscheint, wird sie uns keine Steine in den Weg
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