Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
geplant und bezahlt, Mutter. Du hast einfach alles getan, damit ich keine weiteren Fragen stelle und hast es billigend in Kauf genommen, dass ich versucht habe mir das Leben zu nehmen in meiner Verzweiflung.“
Deutlich verärgert über die plötzliche Wendung, die die Unterhaltung genommen hatte, bohrten Ellens Augen sich in den vorwurfsvollen Blick ihrer Tochter.
„Du warst immer schon ein labiles, rückgratloses Kind, Faith. Das ist leider eine Tatsache.“
Hart schluckte Faith an dem galligen Geschmack in ihrem Hals.
„Ist dein Lügengeflecht so verstrickt, dass du wirklich selbst nicht mehr weißt, was du getan und nicht getan hast?“, wollte Faith wissen. Ellens Wangen färbten sich rot und in ihren Augen lag ein Ausdruck, den Faith als erstes ehrliches Gefühl ihr gegenüber erkannte. Es war kalter Hass.
„Wie du willst“, bemerkte Ellen mit kalter Stimme. „Ja, es ist korrekt, dass ich die Beerdigung für dein Kind ausrichten ließ.“ Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern. „Ehe du in den Kreißsaal verschwunden bist, hast du die Einwilligung für die Freigabe zur Adoption gegeben. Danach jedoch wolltest du dein Kind zurück haben. Du hattest längst die Kontrolle über dein Leben verloren. Es war schon eine Zumutung, dass du überhaupt in diesem Zustand warst.“
Faith fühlte als zöge ihr jemand den Boden unter den Füßen weg. Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Sie konnte kaum glauben, was Ellen da sagte.
„Das ist nicht wahr. Ich habe niemals auch nur mit dem Gedanken gespielt mein Baby weg zu geben.“ Ihre Stimme brach. Zorn bebend sah sie ihre Mutter an. Ein eisiges Lächeln legte sich über Ellens harten Mund.
„Du warst nicht mehr wirklich bei dir, Faith. Ich habe die Formalitäten erledigt und die Angelegenheit in deinem Sinne geregelt.“
„In meinem Sinne?“
Faiths Stimme überschlug sich fast. Zögernd kam Ian, der bislang am Fenster gestanden hatte, zu der Sitzgruppe hinüber und näherte sich Faith. Sie wirkte, als würde sie sich jeden Moment über den Couchtisch hinweg auf ihre Mutter stürzen, um sie zu schlagen. Der Blick mit dem sie Ellen bedachte war mörderisch.
„In meinem Sinne?“
Offenbar verlor sie die Kontrolle. Ian trat neben Faith, um ihr eine Hand auf die Schulter zu legen. Fahrig fegte sie seine Finger bei Seite, machte einen Schritt auf Ellen zu und er bemerkte die geballten Fäuste neben ihren Hüften.
„Faith.“
Sie stockte in ihrer Bewegung, als sie seine Stimme hörte. Ihre Brust hob und senkte sich in hastigem Rhythmus, während sie um Atem rang. Ein Zittern überlief ihren Körper. Immer noch starrte sie Ellen an.
„Du hast noch nie in meinem Sinne gehandelt“, flüsterte Faith. „Ich war dir niemals genug und selbst als ich noch ein Kind war, hast du mich abgelehnt. Du hast mir das Einzige genommen, das mir wirklich wichtig war. Du hast mir mein Kind gestohlen, indem du dich in den wenigen Wochen vor der Geburt in mein Vertrauen geschlichen hast.“ Kopfschüttelnd baute sie sich vor Ellen auf, drückte die Schultern durch und sah sie von oben bis unten an.
Obwohl ihre Mutter fast einen Kopf größer war als Faith, wirkte die Endfünfzigerin plötzlich verunsichert.
„Du bist das Letzte“, stellte Faith bestimmt fest. Ian zuckte zusammen und war einen Moment lang versucht sich zwischen die Streithähne zu stellen.
Ein Ruck ging durch Ellen.
„Ich wollte dich nie“, entgegnete sie erzürnt. „Weder dich noch diesen
Bastard
, den du zur Welt gebracht hast.“ Ihr Blick glitt über Samantha, die bei ihren Worten sichtlich zusammen zuckte und nach einem Augenblick der Irritation mit wütendem Gesichtsausdruck aufstand. Wut wogte durch Ian, als er Ellen betrachtete. „Ich habe diese Entscheidung über deinen Kopf hinweg getroffen, weil sie die einzig Vernünftige war. Sieh was aus dir geworden ist. Eine Lehrerin.“ Sie betonte das Wort derart abfällig, als spräche sie von irgendwelchem abstoßenden Ungeziefer. „Dir standen alle Möglichkeiten dieser Welt offen, aber du hast dich irgendeinem Burschen an den Hals geworfen und dir ein Kind machen lassen. Statt vernünftig zu sein und es zu entfernen, beharrtest du darauf es auszutragen.“ Mit zusammengepressten Lippen schüttelte sie den Kopf. „Dein Vater wollte dich zu uns nehmen. Es kostete mich einige Mühe ihn davon zu überzeugen, sich damit zu begnügen dir diese Wohnung in Brisbane zu mieten. Es war bereits eine Zumutung dich aufziehen zu müssen.“
Faith
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