Outback: Unter australischer Sonne (German Edition)
zerrissen.
Für sie gab es weder Pyjamapartys noch geteilte Geheimnisse. Sie war einsam gewesen. Mit einer der Gründe, warum sie heute noch Probleme hatte so etwas wie Freundschaften aufzubauen. Der einzige Mensch, den sie vielleicht so nennen würde war ihre Kollegin Cady.
Das Grundstück, das die Villa umgab, war in ebenso geometrische, geradlinige Formen gedrückt wie alles andere. Eine wenige Quadratmeter große, kurz geschnittene Rasenfläche gesäumt von Buchsbäumen und Pappeln, die regelmäßig von einem Landschaftsgärtner gepflegt wurden, und nur hier und da durch ästhetisch platzierte Trittsteine durchbrochen war. Am Eingang standen beidseitig zwei Rosenbüsche, die sich ebenso wenig hatten entwickeln dürfen wie Faith.
Wenn sie an die Weite der Ridgley-Ranch zurückdachte, fühlte sie sich hier regelrecht erdrückt von all dem Luxus und Perfektionismus der ihr entgegen schlug. Auf der Ranch konnte sie atmen. Sie durfte in der Erde wühlen, sie durch ihre Finger rieseln lassen und es gab keinen kinderunfreundlichen Garten, dessen Rasen man nicht zu betreten hatte. Dort durften Pflanzen sich wild und urwüchsig entwickeln. Nun jedoch fühlte Faith sich plötzlich wieder wie siebzehn.
Eingezwängt und voller Beklemmungen.
Sie sah wie die Haustür sich auftat und straffte die Schultern, als sie ihre Mutter erkannte die mit missbilligend zusammengepressten Lippen in der Öffnung erschien.
Was auch immer heute geschah, dies würde höchstwahrscheinlich ihr letzter Besuch an diesem Ort werden. Die Aussicht änderte nichts an dem mulmigen Gefühl in ihrem Bauch.
Sich zur Ruhe zwingend stieg Faith aus, strich das rote Kleid glatt, das sie sich extra angezogen hatte und streckte den Rücken durch. Betont langsam ging sie zu ihrer Mutter hinüber, die ihr mit den gleichen braunen Augen entgegen sah, die Faith von ihr geerbt hatte.
Wie üblich war Ellen Robinson die perfekte Gastgeberin. Jedes Haar saß wie es sollte, ihr Make-up war tadellos und der Schnitt ihres perlgrauen Kostüms vollkommen. Auch mit Ende fünfzig war sie immer noch eine schöne Frau.
Schönheit war nur leider nicht alles und Faith hätte sich gewünscht sie nur einmal in ihrem Leben ohne dieses perfekte Äußere zu erleben und einen Blick hinter die Fassade werfen zu dürfen. Ellens Blick war abschätzend und Faith presste schmerzhaft ihre Kiefer aufeinander, als ihre Mutter sie von oben bis unten ansah. Hastig stieg sie die vier Stufen zu dem Portal hinauf.
8. Kapitel
„Guten Tag, Mutter“, begrüßte Faith sie. Zu ihrem Verdruss klang ihre Stimme rau und unsicher.
„Faith.“
Ellen nickte ihr zu, trat einen Schritt bei Seite und ließ ihre Tochter in die elegante Halle eintreten. Der Marmorboden im Schachbrettmuster ließ die Absätze von Faiths halbhohen Pumps lauter klingen als sie eigentlich waren. Sie verfluchte sich im Stillen, weil sie nicht auf ihre sonst üblichen, flachen Schuhe zurückgegriffen hatte. Sie hasste diese klappernden Absatzgeräusche.
„Du hast abgenommen“, stellte Ellen fest. Ihre Augen taxierten immer noch Faiths Figur. Sie schloss die Tür und ging voraus zum Salon.
Aus jedem anderen Mund hätte es schmeichelnd oder zumindest wie eine sachliche Feststellung geklungen. Bei ihrer Mutter schwang weiterhin der Vorwurf mit, dass da längst noch nicht genug Kilos verschwunden waren. Ein Seufzen unterdrückend, schloss Faith zu ihr auf und schüttelte leicht den Kopf. Vielleicht litt sie auch schon an Verfolgungswahn und seitens ihrer Mutter war es völlig wertfrei gemeint.
Sie musste aufhören jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.
„Du hättest dir auch die Haare machen lassen sollen“, bemerkte Ellen tadelnd. Faith biss sich auf die Unterlippe und ballte kurz die Hände zu Fäusten. Sie würde sich nicht provozieren lassen. Genug war genug.
Wortlos folgte sie Ellen in den Salon und blieb auf der Türschwelle wie angewurzelt stehen, als sie die beiden Menschen erblickte, die dort nebeneinander auf einem der teuren Kanapees saßen. Ian erhob sich höflich und sah ihr mit glänzenden Augen entgegen. Er wirkte in dem dunklen Blazer und dem weißen Hemd völlig verändert, trotz Jeans und Cowboystiefeln. Auch Samantha, die sitzen geblieben war, trug statt der üblichen ausgefransten Jeans ein paar marineblaue Bermudas und eine weiße Bluse. Die blonden Locken trug sie offen über ihre Schultern.
Für eine Sekunde war Faith versucht zu ihnen zu rennen, sich in Ians Arme zu werfen und Samantha an
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