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Outback

Outback

Titel: Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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„Vermisste“ wieder gefunden werden.
    Vielleicht , dachte er, war der Tote aber auch woanders ermordet und dann erst nach Coocooloora geschafft worden. Dann stünde er nicht auf der Liste. Es könnte natürlich auch möglich sein, dass der Tote niemals als vermisst gemeldet worden war , weil er weder Familie noch Freunde hatte, keinen Beruf, kein Bankkonto, kein Auto. Doch an diese Möglichkeit wollte Shane nicht denken, jetzt noch nicht. Wer also war der Tote?
    Sein Gespür sagte ihm, dass hier einige Leute mehr wussten als sie zugaben. Der Fall würde sich noch eine ganze Weile hinziehen – wenn er ihn überhaupt lösen könnte . Mit dem nächsten Telefonat ließ er sein Zimmer im Pub für eine Woche reservieren.

Andy

    Andy war mit Brady zur Tankstelle gefahren, hatte aber nicht gewagt, ihn zu fragen, warum er in der letzten Nacht so seltsam wegen der Axt reagiert hatte. Am Nachmittag würde er auf den Schwager des Tankstellenpächters warten, der in Lambina gewesen war. Danach würde er entscheiden, was er tun wollte. Allmählich machte er sich immer mehr Gedanken über sein Vorhaben. Am Anfang war alles noch so einfach gewesen. Er hatte sich zu Bernie ins Auto gesetzt und war losgefahren. Jetzt aber , gerade mal zweihundert Kilometer weiter, hatte ihn der Mut verlassen.
    Seit zwei Tagen wartete er. Nein, eigentlich wartete er seit Jahren. Auf die Kommandos seines Vaters, auf einen Opal-Fund, auf den nächsten Tag, auf das Glück. Gestern hatte er auf den gewartet, der ihn mitnehmen sollte, und jetzt auf den Schwager eines fremden Tankstellenpächters. Das alles gefiel ihm nicht.
    Andy schlenderte am Pub vorbei und überlegte was wohl passieren würde, wenn er da noch mal hineingehen würde. Auf der anderen Seite sah er im Schaufenster des Lebensmittelladens Jo. S ie klebte Plakate mit Sonderangebo ten auf die Scheibe. Andy winkte ihr zu, doch sie schien zu erschrecken.
    Dennoch ging er in den Laden. Die Türglocke bimmelte und Jo stieg aus dem Schaufenster. Ihr Gesicht war rot, bemerkte er jetzt. Die Vorstellung, dass sie geweint hatte, machte ihn verlegen.
    „Ich dachte, du bist längst weg“, sagte sie und wich seinem Blick aus.
    „ Sie sagen , dass es keinen Sinn hat, nach Lambina zu gehen.“
    „Was hat schon Sinn?“ Sie sah ihn an, bis er sich losriss.
    „Ja, dann ... Auf Wiedersehen“, sagte er und drehte sich um. Er öffnete die Tür als ihn das Geräusch eines dumpfen Schlages herumfahren ließ. Jo riss die Tür zum Büro auf und stürzte die Treppe zum Büro hinauf. Andy stand da und wartete – auf irgendetwas.
    Sie rief nicht, sie schrie. Und er rannte die Treppe hinauf, darauf gefasst, etwas Schreckliches zu sehen. Er stolperte über einen dicken Teppich auf ein rötliches Licht zu, das aus einer Tür fiel.
    Jo stand vor zugezogenen Vorhängen, unfähig etwas zu tun. Und dann sah er ihn. Im Schlafanzug auf dem Teppichboden auf dem Bett, daneben ein umgekippter Rollstuhl. Zuerst dachte Andy wirklich, der Mann sei tot und beugte sich über ihn. Da bemerkte er, dass sich der Brustkorb hob und senkte.
    „Er wollte ins Bett“, sagte sie und kniete sich neben ihn. Andy nahm die Sache in die Hand. Er fühlte sich ungewöhnlich stark. Er schob den Rollstuhl zur Seite, griff mit einem Arm unter die Schulter und mit dem anderen unter die Kniekehlen des Mannes und hob ihn hob. Er war schwerer als er dachte. Andy legte ihn aufs Bett. Sie deckte ihn zu. Schuldbewusst, wie er fand.
    „Danke“, sagte sie zu Andy und er dachte, dass es ganz schön hart für sie sein musste, den Laden zu führen und ihren Vater zu pflegen. Doch da fiel Andys Blick im Hinausgehen auf eine Fotografie. Dort hatte der Mann seinen Arm um Jo gelegt , er sah darauf viel jünger aus und sie lachten beide in die Kamera.
    Langsam stieg Andy die Treppe hinunter. Als er sich unten umdrehte stand sie hinter ihm. Ihre Hände umfassten sein Gesicht, zogen ihn zu ihrem Mund. Es geschah so schnell, dass er sich nicht wehren konnte – aber das wollte er auch gar nicht. Er erschrak ein bisschen, aber dann überwältigte ihn ein ganz neues, unbeschreibliches Gefühl als er ihre weichen, war me n Lippen auf seinen spürte, und ihre Zunge seine berührte ... Heftig verscheuchte er das Bild ihres hilflosen Mannes eine Etage über ihnen. Andy wusste plötzlich, dass es richtig war, hier zu bleiben, richtig gewesen war, seinen Vater zu verlasse n. Das Glück ist jetzt und hier, oder nicht? Er würde es festhalten. Ganz fest

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