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Outback

Outback

Titel: Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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Ansprüche hat! Die seh ich mir lieber von weitem an!“ Dann fügte er noch hinzu: „Bis ich mal genug Kohle hab, dann hau ich hier vielleicht ab, geh an die Küste und kauf mir `n Boot. So `ne lange Yacht. Dann laufen mir die Weiber nur so nach!“ Er brüllte wieder vor Lachen. „Mike, Bier ist alle!“
    S ein Bruder stand auf, um Nachschub aus dem Haus zu holen. Und Brady sah Andy an.
    „Weißt du, Mike und ich sind froh, dass du unser Freund bist . Es ist nicht leicht, Freunde zu finden.“ Brady kaute an einem Stück Fleisch. „Man muss Vertrauen zueinander haben. Mike und ich haben Vertrauen zueinander, weil wir Brüder sind. Okay, es gibt auch Brüder, die haben kein Vertrauen zueinander, aber wir haben es. Wir machen alles zusammen. Manche denken, wir sind Zwillinge. Das stimmt nicht. Mike ist ein Jahr später geboren als ich.“ Er puhlte eine Fleischfaser zwischen den Zähnen hervor. „ Und weißt du, das beste Gefühl im Leben ist ? W enn man sich auf jemanden verlassen kann. Dann kannst du jemandem vertrauen. In jeder Situation, weißt du? Dann lässt er dich nicht im Stich, fällt dir nicht in den Rücken, egal, was ist. Verstehst du, was ich meine?“ Brady war ganz nah an Andy gerückt und verlangte eine Antwort. Andy fühlte sich plötzlich unwohl. Brady legte eine Hand auf seine Schulter. Schwer und breit. „Verstehest du, was ich mein e?“
    Andy nickte hastig. Brady war betrunken, und Betrunkene waren unberechenbar. „Klar, schon!“, antwortete er. „Aber ...“
    „Was aber?“, fragte Brady heiser und die Hand auf Andys Schulter wurde schwerer.
    „Ich meine ... ich meine ... wenn ... es nicht richtig ist ... was der andere tut ...“
    „Siehst du, genau das ist es, was ich gerade gesagt habe. Man vertraut darauf, dass der andere das Richtige tut. Er wird schon seine Gründe dafür haben. Du wirst es schon noch kennen lernen, dieses Gefühl, sich auf den anderen verlassen zu können, egal, was man tut.“ Brady klopfte ihm auf die Schulter.
    „Egal, was man tut?“, wiederholte Andy nicht ganz über zeugt.
    „Egal, was man tut“, sagte Brady nickend und nahm endlich seine Hand von Andys Schulter.

Shane

    Am Samstag bestellte sich Shane zum Frühstück Eier mit Speck, Toast, Kaffee und Orangensaft, weil er glaubte, einen langen Tag vor sich zu haben. Nach dem Meeting in Charleville mit Detec t ive Russell und Kollegen wollte er zum Pferderennen.
    „Du verspielst dein ganzes ver dammtes Gehalt“, hielt ihm Jack immer wieder vor. Aber Shane erklärte ihm, dass er sich ja sonst nichts gönnte. Urlaub hatte er seit der Scheidung nicht mehr gemacht, er fuhr einen Die nstwagen, sein Apart ment zahlte er bis zu seinem sechzigsten Lebensjahr in kleinen Raten ab, und die Unterhaltszahlungen für Pamela hielten sich in Grenzen. Also, warum sollte er sparen und sich den einzigen Spaß nicht gönnen?
    Schon um acht Uhr morgens flimmerte der schwarze Asphalt der Straße. Das verfluchte Auto, das ihm Paddy besorgt hatte, besaß noch nicht mal einen CD-Player. Er schaltete das Radio ein, Jeffs Outback-Sender, etwas anderes schien man hier sowieso nicht empfangen zu können. Auch wenn er die Countrymusik nicht mochte – es war immerhin besser, als während der einstündigen Fahrt bis Charleville nur das Brummen des Motors zu hören. Gleichmäßig surrte der Wagen dahin. Ab und zu kam Shane ein anderes Fahrzeug entgegen. Mal ein Truck mit Rindern, mal ein Milchauto oder ein Lieferwagen, hin und wieder ein Nissan Patrol oder ein Toyota Landcruiser.
    Er dachte, wenn er auf der einundsiebzig einfach weiterführe, wäre er morgen in Sydney, am Ozean. Am Wochenende fuhr er öfter an die Gold Coast, spielte ein bisschen im Casino in Surfers Paradise und traf sich mit Louis, einem Ex-Cop, den sie vor drei Jahren zum Krüppel geschossen hatten und der seine hohe Versicherungssumme in ein Apartment in Broadbeach investie rt hatte. Nachdem er nur noch an Krücken gehen konnte, hatte ihn seine Frau verlassen. Seitdem saß er allein in seinem Dreihundertfünfzigtausend – Dollar – Apartment und er so ff sein Hirn . Manchmal, in seinen selbstkritischen Stunden, sah Shane sich selbst wie Louis – als einsamen Alkoholiker in einem verwahrlosten Apartment.
    Sogar durch die Scheibe konnte er spüren, wie die sengende Sonne die Rinde der Bäume beizte, und die allerletzten Tropfen Feuchtigkeit aus den Blättern presste. Er entdeckte ein paar große, graue Kängurus, die rasch wieder hinter den Büschen und

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