Outback
letzt e Nacht in de n Knochen. Als er am Morgen aufgewacht war, das Hirn von zu viel Whis ky benebelt, hatte er gehofft, getr äumt zu haben, doch seine aufgeplatzte Lippe bewies ihm, dass er sich tatsächli c h geprügelt hatte.
Er warf einen Blick auf den Schädel, den Howard auf den Nebentisch gelegt hatte. Anstelle der Augen gähn ten schwarze Höhlen, Nase und Wa nge n knochen waren seltsam deformiert, Maden hatten Löcher in die pergamente ne Haut gefressen. Die üppigen, lockigen Haare um ihr winziges Gesicht sahen verstaubt aus. Aber d ie Zähne waren weiß und vollstä ndig wie das Modell beim Zahnar z t .
Shane schluckte gegen die Übelkeit an, blickte auf, sah in Dr. Howards kleine Brille n gläser, und konnte in seinen Augen weder Trauer noch Ekel noch Grauen erkennen.
„Sauber ab getrennt vom Rumpf.“ Howard deu tete auf die scharfen Schnittkanten der Seh n en, die wie ausgedörrte Lederriemen vom hinteren Teil des Schädel s herabhingen. Shane spürte, wie ihm das Blut aus dem Kopf sackte .
„Wir können froh sein, dass er sie diesmal vergraben hat, sonst wäre ni cht so viel übrig. Wieder entha uptet, mit Axt oder Beil, soweit ich das in dem Zustand noch erkennen kann. Möglicherw ei se vor der Enthauptung auch gefesselt, wegen der Stellung der Beine. Der Stich im Bauch ebenfalls wie immer“, sagte Howard und sah auf. „Und was die 64.000 Dollar - Frage angeht: Die kann ich im Moment nicht beantworten, aber ich nehme an, dass wie in den übrigen Fällen kein Verkehr stattgefunden hat.“ Howar d zog sein Latexhandschuhe aus. „Strengt euch bloß an, dass ihr den Kerl endlich fasst !“
Shane atmete auf als er d u r ch die Tür de s John Tong e-Centers auf die Straße trat. Es war Punkt acht und schon heiß. Bei der nächsten Obduktion wäre Jack mal wieder dran. Immer drückte er sich! Von wegen empfindlicher Magen! Aber Cola und Bier konnte er literweise in sich reinschütten! Shane hatte schlechte Laune. Da draußen lief ein Verrückter rum und hielt sie zum Narren. Und das nahm er persönlich.
Das war jetzt bereits die vierte derartig zugerichtet e Leiche, die innerhalb v o n sechs Jahren in einem Gebiet von fast 6000 Quadratkilom e tern in Queensland gefunden worden war.
Die Opfer waren Frauen, die jüng st e achtunddreißig, die älteste achtundvierzig. Der Mörder zwang sie offensichtlich, sich auszuziehen, dann fesselte e r sie, knebelte sie mit einem K l e idungsstück, ließ sie niederkn i en und den Kopf auf einen Baumstumpf legen und enthauptet e sie dann mit einer Axt oder einem Beil. Dann nahm er ihnen Hand- und Fußfesseln wieder ab , stieß ihnen ein Messer in den Bauch und schleifte den Körper hinter ein Gebüsch oder war f ihn in eine Grube oder Schluch t, irgen d wo in einem a b gelegenen Gebiet. Den Kopf u nd die K l eider stop fte er in eine Plastik tüte und vergrub sie zwanzig bis fünfzi g Meter entfernt.
Nach dem seit einem halben Ja h r keine Leiche me h r aufg efunden worden war, hatte die Ho micide Squ ad vor zwei Tagen von Detective Greg S utton aus Roma am Warrego Highway, v ierhundert Kilo m e ter westlic h von Brisbane, einen Anruf erhalten: Dingo f allensteller hatten unter dem steilen Abbruch eines Creek u fers einen nackten toten Körper ohne Kopf gefu n den. Unerwartet er Rege n mus ste den ver grabenen Körper freigespült hab e n. Wä hrend die ört liche P o lizei sofort den Fundort absperrte, machten sich noch am selben Tag die Detectives Flinders und Ross aus Brisbane auf de n Weg, d as Auto beladen mit Computern und E quipment, da s sie für ihre Ermittlungen bra uchen würden. Sie quartierten sich in einem ehemaligen und leerstehenden Büro eine s Pumpenherstellers in Roma ein, und begannen, Personen zu befragen und Daten zu sammeln.
Schon am n ächsten Tag, also gestern, sp ü r te der Hu nd von Detective Sutton den abgetrennten Schädel auf. Er war hundert Meter vom Fundort des Kö rp e r s entfernt und nicht mehr als einen halben Meter tief im weichen Sand des ausge trockneten Cree k s vergrab e n , verpackt in eine weiße Plastik tüt e ohne Aufschrif t, zwischen den Kiefern einen hel lblaue n Slip . Die übrigen K leider, ein hellblauer BH, ein violettes T-Sh i r t , ein schwarzer Minirock und schwarze, abgestoßene Pumps ste ck t en ebe nfalls in der Tüte. Weder Ausweis noch Führerschein, noch P o r temonnaie hatte der Mörder zurückgelassen.
Bis jetzt war die Tote eine Unbekannte, ermordet vor etwa einem hal ben Jahr. Das Missing
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