Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Outback

Outback

Titel: Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
Termitenhügeln verschwanden. Er musste plötzlich an die Delfine denken, die er und Kim so gern beobachtet hatten, wenn sie das Wochenende an der Küste verbrachten. Kim liebte Delfine, und manchmal, wenn sie nahe genug am Strand entlangzogen, beeilte sie sich, ins Wasser zu kommen und schwamm ihnen entgegen. Das alles war schon so lange vorbei, dass es kaum noch zu ihm gehörte.
    Draußen war Mulga-Land. Silbergraue Büsche auf roter Erde. Mulga bedeckt zwanzig Prozent des australischen Kontinents, das hatte ihm schon sein Vater erklärt, der ihn, Shane, lieber als Naturforscher gesehen hätte. Gerade glaubte Shane, wi eder ein Känguru zu sehen, als er sah, dass es ein Mensch war. Er trat auf die Bremse.
    Der Mann mit den schwarzen Haaren und einer braunen Hose stapfte mit einer Tüte in der Hand barfuß über die heiße, rote Erde. Shane drossel te we iter die Geschwindigkeit. Aber der Mann schien keine Hilfe zu brauchen, er nahm noch nicht einmal Notiz von dem Auto. Schließlich drehte Shane die Musik lauter und gab wieder Gas. Ein Schwarm rosa-weißer Galah-Papageien flog von der Straße auf, viel zu spät für die Geschwindigkeit des Wagens. Reflexartig zog Shane den Kopf ein, als zwei der auffliegenden Vögel gegen die Windschutzscheibe zu klatschen drohten. Doch sie hatten Glück, sie entkamen dem Tod im letzten Augenblick.

Andy

    Der Schrei gellte bis in seinen Schlaf. Er stürzte auf die Veranda und sah in der Morgendämmerung, wie Mike mit nacktem Oberkörper und Boxershorts aus dem Haus rannte. Er hatte eine schwarzglänzende Pistole in der Hand, zielte, drückte ab, ein Knall – jetzt erkannte Andy die braune, sich windende Schlange . Mike feuerte wieder und der Schlangenkörper wurde hochgeschleudert und fiel dann schlaff zu Boden. Mike schrie und ballerte eine Kugel nach der anderen auf die längst tote Schlange. Dann griff er mit der bloßen Hand die zerfetzte Schlang e und schlug sie immer und immer wieder auf einen Ast , bis sie in Stücke fiel . Als Mike sich umdrehte blickte Andy in dessen weitaufgerissene Augen. Aus seinem Mund lief Speichel.
    „Ich hab sie tot gemacht. War ´ne Brownie. Ich wär tot gewesen, wenn di e mich gebissen hätte ! “
    „Das hast du gut gemacht“, hörte Andy eine sanfte Stimme hinter sich. Brady stand in der Verandatür. „Komm jetzt wieder rein.“
    Als Mike ins Haus trat meinte Brady: „Setz dich auf die Veranda. Ich mach uns Frühstück.“
    „Ich hab sie totmachen müssen. “ Mikes Gesicht war auf einmal blass geworden.
    „Ja, natürlich hast du sie töten müssen. Das war gut. Jetzt setz dich dahin und ruh dich aus .“ Brady schob seinen Bruder auf die Veranda in einen Schaukelstuhl . „Pass auf ihn auf“, sagte er zu Andy, „ich geh in die Küche.“
    Andy ließ sich in den Schaukelstuhl fallen und beobachtete Mike, der ihm starr gegenüber saß. Es war noch früh am Morgen, die Sonne war gerade erst aufgegangen, die Gidgea-Bäume verströmte n ihren beißenden Ge ruch und Kook aburras kreischten. Mike atmete hastig.
    „Warum hast du so ´ne Angst vor Schlangen?“, fragte Andy. Mike richtete seinen Blick zu ihm. Es dauerte einige Sekunden , bis er antwortete und dann sprach er ganz langsam: „Ich hab keine Angst.“ Andy blickte an ihm hinunter. Sein Oberkörper war sehr weiß, und seine Haut sah zart aus. Man sah ihm an, dass er Fastfood aß und zu viel Bier trank. Seine Kraft wurde festgehalten und gebändigt von dieser Schicht Fett und ... von Angst.
    „Klar hast du Angst gehabt. Du hast ja jetzt noch Angst“, Andy lachte. Mikes Augen verwandelten sich mit eine m Mal in schmale Schlitze .
    „Ich hab keine Angst. Merk dir das. Ich hab vor nichts Angst. Frag Brady!“, sagte er drohend.
    „He, jetzt raste nicht gleich aus ! Ist scho n okay. Natürli c h hast du vor nichts A ngst!“ Andy lachte immer noch. Wahrscheinlich war Mike unterbelichtet, hatte `ne Schraube locker, war behindert. Er grinste Mik e an . Noch im selben Moment sprang Mike auf, warf sich mit dem vollen Gewicht seines kompakten Körper s auf Andy und riss ihn vom Schaukelstuhl. Er griff in Andys Haar und schlug dessen Kopf auf den Boden. Andy versuchte, sich aufzurichten, doch Mike war zu schwer, und dann verpasste Mike ihm einen Schlag in den Magen. Andy blieb vor Schmerz die Luft weg, er konnte nicht mehr atmen. Vor seinen Augen wurde es schwarz .
    Als er wieder die Augen öffnete blickte er an gespreizten Beinen über sich hoch . Drohend sah Brady auf ihn

Weitere Kostenlose Bücher