Outback
John hat die Farm übernommen. Donald, der andere Sohn, ist Politiker in Brisbane.“ Jeff reckte de n Hals. „John ist manchmal hier auf der Rennbahn . Wenn er sich mal ´ne Pause gönnt. Ist ´ n richtiges Arbeitstier. Es gehört schon allerhand dazu , eine Farm am Laufen zuhalten. Meine Mutter wollte immer eine Farm, aber mein Vater meinte, das sei nichts für ihn. Stellen Sie sich vor, Sie haben sieben Jahre lang Dürre und ein Rind nach dem anderen stirbt ohne dass S ie etwas dageg en tun können. Und mit Schafen können S ie heute kein Geld mehr machen. Einige Leute hier sin d deswegen schon ganz schön in die Knie gegangen. “
Der Startschuss knallte.
„Dieser Typ da oben, das ist der Einzige, der kein Fernglas braucht. Der hat so gute Augen, dass er jedes Pferd aus der Entfernung erkennen kann. Dabei ist er schon über sechzig !“ Jeff zei gte auf den Kommentator oben im Turm.
„Und Southern Cross vor Shadow Prince ! “ Die Stimme des Komme ntators begann sich zu überschla gen. „Dann Misty Might vor Bold County , All or Nothing vor Bourbon Rose, Misty Might kommt von innen, jetzt vor Shadow Prince – Southern Cross vor Misty Might, All or Nothing vor Shadow Prince, Bold County auf Platz drei, gefolgt von All or Nothing. Shadow Prince fällt weiter zurück.“ Die Pferde stoben an ihnen vorbei, die bunt gekleideten Jockeys standen in den Steigbügeln. „ Misty Might jetzt vorn, Misty Might, Bold County, All or Nothing geht außen vorbei, holt auf ... Misty Might, Misty Might geht durchs Ziel! Dann Bold County, All or Nothing, Shadow Prince, Bourbon Rose . Das war ein Rennen!“
„Gratuliere! Sie haben gewonnen“, stellte Jeff fest.
„Warum haben Sie nicht gesetzt“, fragte Shane und warf die leere Bierflasche in den Mülleimer.
„Ach, hab zurzeit ´ne Pechsträhne.“ Jeff zündete sich wieder eine Zigarette an. „Trau meinem Gefühl nicht mehr. Ist mir mit Aktien pas siert und mit Frauen au ch. Hier hat übrigens einer vor ein paar M onaten ein paar Dollars auf ´ne alte Mähre gesetzt und dreitausend Dollar gewonnen. Ist seitdem nicht mehr aufgetaucht.“
„Und wie hieß der Glückspilz?“
Jeff zuckte die Achseln und grinste dann. „Shane, ich sehe die kleinen Zahnrädchen in Ihrem Kopf rotieren – könnte das der Tote sein? Mord aus Habgier? Ist doch eines der stärksten Motive, oder? Außer Eifersucht!“
„Ich könnte noch einen Assistenten gebrauchen“, bemerkte Shane.
„ Nee, danke, bin nicht schussfest! Mach mir jedes Mal fast in die Hose, wenn die Jungs ihre Tontauben abschießen. Ach, wen haben wir denn hier? “ Jeff schob Shane nach rechts. „Das ist John Morgan.“
Vor ihnen stand ein Schrank von einem Mann, größer als Jeff, mit breiten Schultern wie ein Rugbyspieler und einem Lächeln wie George Clooney . Shane schätzte ihn auf Ende vierzig. Er hatte graues Haar, ein markantes Kinn und blaue Augen – und bestimmt keine Probleme mit Frauen.
„Hi, John, das ist ...“, begann Jeff, doch der Farmer fiel ihm mit einer rauen, sonoren Stimme ins Wort. „Detective Shane O’Connor, richtig? Hab schon von Ihnen gehört.“ Er schüttelte Shane die Hand. Sein Händedruck war fest. Shane musste zu Morga n aufsehen. Er trug Jeans und eine große, blinkende Gürtelschnalle, glänzende Boots und ein kariertes Hemd, dessen Ärmel er aufgekrempelt hatte, so dass seine muskulösen, behaarten Unterarme und eine blitzende Uhr zur Geltung kamen.
„Wenn Sie sich für Rinder interessieren, kommen Sie mal rüber zu uns. Wir treiben in den nächsten Tagen das Vieh zusammen. Sind ein paar verdammt prächtige Exemplare dabei!“
„Danke, aber ehrlich gesagt interessieren mich Rinder erst als Steaks“, antwortete Shane und John lachte laut.
„Sie sind zwar aus der Stadt, aber wenigstens kein verdammter Vegetarier! Sagen Sie, Detective, w ie viel zahlen Sie beim Metzger in der Stadt für ein gutes Filet?“
„Ich weiß ni cht, meistens gehe ich essen.“
„ Aha, nicht verheiratet, was? Also, kommen Sie mal vorbei. Ich bin sicher, wir können Ihnen klar machen, dass dieser Tote hier nichts mit uns zu tun hat, oder Jeff?“ John fu h r fort: „War ein verdammt dummer Zufall. Aber wenn noch nicht mal jeman d em aufgefallen ist, dass der Mann verschwunden ist, dann frag ich mich, was der f ür ein verdammtes L eben g eführt haben muss. Wenn ich pl ö t zlich verschwinde, vermissen mich sicher zwanzig Leute.“
„Dann können Sie ja beruhigt sein“, erwiderte Shane.
Weitere Kostenlose Bücher