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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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dann so aus, dass er zwischen Büschen lag und einen hohen Baum über sich hatte. Schräg vor ihm befand sich die Flugzeughalle, die er gut überblicken konnte. Und Vaughan würde den Hangar von der anderen Seite aus einsehen können. So hatten sie alles genau im Blick. Er rutschte im Kies zurecht und wartete.
    Reacher hörte das Flugzeug um fünf Minuten nach zwei Uhr. Ein einzelner Motor, weit entfernt, gleichmäßig brummend, kaum merklich lauter werdend. Er stellte sich den Landescheinwerfer vor, wie er ihn schon einmal gesehen hatte: am Nachthimmel hängend, in der Thermik schwankend, allmählich tiefer sinkend. Das Motorengeräusch kam näher, wurde dann aber leiser, als der Pilot den Gleitweg fand und etwas Gas wegnahm. Die Landebahnbefeuerung flammte auf. Sie war heller, als Reacher erwartet hatte. Er fühlte sich plötzlich angreifbar. Vor sich konnte er seinen eigenen Schatten inmitten der vielfältigen Blätterschatten sehen. Er machte einen langen Hals und versuchte, Vaughan zu entdecken. Aber er konnte sie nicht sehen.
    Das Motorengeräusch wurde lauter. Dann flammten die Bogenlampen in der Flugzeughalle auf. Ihr Licht war gleißend hell. Das Hangardach warf einen scharf begrenzten Schatten, der kaum zwei Meter vor ihm endete. Im Hangar stand der Riese aus dem Werk mit einer Hand am Lichtschalter; vor ihm erstreckte sich ein gewaltig verlängerter Schatten, den Reacher fast hätte berühren können. Fünfhundert Meter rechts von ihm stotterte der Motor des Flugzeugs einmal kurz, dann brummte er gleichmäßig weiter. Reacher hörte ein leises Pfeifen in der Luft und spürte eine winzige Erschütterung, die sich durch den Erdboden fortpflanzte, als die Maschine aufsetzte. Der Flugmotor arbeitete unregelmäßig im Leerlauf, als die Piper ausrollte, und wurde danach wieder zu einem Röhren, als der Pilot sich auf den Hangar zubewegte.
    Reacher hörte sie unglaublich laut näher kommen. Der Boden unter ihm zitterte und bebte. Das Flugzeug rollte zwischen den beiden Pflanzeninseln hindurch. Der Motorenlärm schwoll noch mehr an, und der Luftschraubenstrahl wirbelte Staubwolken auf. Die Piper wurde langsamer und drehte auf ihrem labilen Dreibeinfahrgestell nach rechts ein; dann röhrte der Motor erneut auf, und sie beschrieb einen engen Halbkreis, nach dem sie mit zum Hangar zeigenden Heck zum Stehen kam. So bebte und schwankte sie noch einige Sekunden lang auf ihren Federbeinen, bis der Pilot den Motor abstellte. Nach zwei kleinen Auspuffknallen stand auch die Luftschraube ruckartig still.
    Die Stille kehrte zurück, legte sich wie eine Decke über alles.
    Die Landebahnbefeuerung erlosch.
    Reacher wartete.
    Die rechte Kabinentür wurde geöffnet, und Thurman, noch immer in seinem Anzug aus Schurwolle, stemmte sich auf die Tragfläche hinaus. Groß, massig, steif, schwerfällig. Er stieg von der Tragfläche, blieb noch eine Sekunde stehen, um sich zu recken, und ging dann in Richtung Haus davon.
    Er hatte nichts in der Hand.
    Keine Tragetasche, keinen Koffer, keine Aktentasche, kein Paket irgendwelcher Art.
    Nichts.
    Er verließ den Bereich der Hallenbeleuchtung und wurde unsichtbar. Der Riese aus dem Werk kam mit dem Windenseil aus dem Hangar und hakte es in die Öse unter dem Leitwerk ein. Dann ging er zur Winde zurück und schaltete sie ein. Der Elektromotor begann zu heulen und zog das Flugzeug langsam rückwärts in den Hangar. Als es seine Abstellposition erreichte, stellte der Riese die Winde ab, hängte das Seil aus und spulte es wieder ganz auf. Dann zwängte er sich an einem Tragflächenende vorbei, schaltete die Bogenlampen aus und verschwand in der Dunkelheit.
    Ohne irgendetwas zu tragen.
    Er hatte keine Ablagen oder Staufächer geöffnet, in keinen Laderäumen oder Abteilen nachgesehen, und er hatte nichts aus der Kabine mitgenommen.
    Sicherheitshalber wartete Reacher noch zwanzig Minuten. Er war noch nie durch Ungeduld in Schwierigkeiten geraten und hatte nicht vor, das zu ändern. Als er sicher wusste, dass wieder Ruhe herrschte, kroch er aus seinem Versteck, überquerte die Landebahn und rief halblaut Vaughans Namen. Sehen konnte er sie nicht, weil sie gut getarnt war. Sie tauchte aus dem Dunkel vor ihm auf und umarmte ihn kurz. Dann gingen sie in den unbeleuchteten Hangar, zwängten sich an einem Tragflächenende vorbei und machten am Flugzeugrumpf halt.
    Vaughan sagte: »Jetzt wissen wir’s also. Sie bringen keine Dinge mit, sondern schaffen irgendetwas fort.«
    Reacher fragte: »Aber was –

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