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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Gehen beruhigt mich.«
    Die Frau sagte: »Ich werde Sie nicht anbetteln, Reacher.«
    »Sie kennen meinen Namen?«
    »Die Kollegen in Despair haben ihn uns mitgeteilt. Aus Höflichkeit.«
    »Und als Warnung?«
    »Vielleicht. Ich überlege gerade, ob ich die ernst nehmen soll.«
    Reacher zuckte erneut mit den Schultern, dann legte er eine Hand auf den Griff der hinteren Tür.
    »Vorn einsteigen, Sie Idiot«, sagte die Frau. »Ich verhafte Sie nicht, sondern helfe Ihnen.«
    Also ging Reacher ums Heck herum und öffnete die Beifahrertür. Der Platz war durch Funkgerätekonsolen und ein aufgeklapptes Notebook in einer Halterung beengt, aber die Sitzfläche war frei. Dort lag kein Hut. Reacher zwängte sich hinein. Wegen der Trennwand in ihrem Rücken ließ der Sitz sich nicht sehr weit zurückschieben. Hier vorn roch es nach Öl, Kaffee, Parfüm und warmer Elektronik. Auf dem Bildschirm des Notebooks stand eine GPS -Karte. Ein kleiner Pfeil wies blinkend nach Westen, wo ein rosa Klecks namens Hope Township lag. Der Ort war genau rechteckig, fast quadratisch. Eine rasche, fast willkürliche Landnahme wie der Staat Colorado selbst. Anders als Hope war die Despair Township hell purpurrot dargestellt; diese Kleinstadt sah auch nicht rechteckig aus, sondern glich einem stumpfen Keil. Ihre Ostgrenze entsprach genau Hopes Westgrenze, aber dann breitete ihr Gebiet sich wie ein Dreieck mit abgeschnittener Spitze aus. Die Fläche hinter ihrer doppelt so langen Westgrenze war grau dargestellt. Gemeindefrei, vermutete Reacher. Von den Fernstraßen I-70 und I-25 zweigten Äste ab, die durch dieses graue Gebiet zur Nordwestecke von Despair führten.
    Die Polizeibeamtin fuhr ihr Fenster hoch, schaute nach hinten und wendete dann auf der Straße. Sie trug eine frisch gebügelte beige Bluse und war zierlich gebaut. Vermutlich weniger als einen Meter siebzig, vermutlich weniger als fünfundfünfzig Kilo, vermutlich weniger als fünfunddreißig Jahre. Sie hatte ein Funkgerät von Motorola am Kragen und trug über der linken Brust ein großes goldenes Abzeichen. Auf diesem Abzeichen stand, dass sie Vaughan hieß. Und diesem Abzeichen nach war sie eine ziemlich gute Polizistin, die alle möglichen Belobigungen und Auszeichnungen erhalten hatte. Sie sah gut aus, war aber anders als andere Frauen. Sie hatte Dinge gesehen, die anderen verborgen blieben. So viel war klar. Reacher kannte diesen Typ Frau. In seiner Zeit bei der Militärpolizei hatte er mit vielen Frauen gearbeitet.
    Er fragte: »Wieso wollten sie mich in Despair nicht haben?«
    Die Frau namens Vaughan schaltete die Innenbeleuchtung aus. Jetzt wurde sie von vorn beleuchtet: von dem roten Widerschein der Instrumentenbeleuchtung, dem rosa-purpurroten Leuchten des Notebooks und dem von der Fahrbahn reflektierten Scheinwerferlicht.
    »Sehen Sie sich doch an«, sagte sie.
    »Was ist mit mir?«
    »Was sehen Sie?«
    »Bloß einen Kerl.«
    »Einen Kerl in Arbeitskleidung, fit, kräftig, gesund und hungrig.«
    »Und?«
    »Wie weit sind Sie gekommen?«
    »Ich habe die Tankstelle und das Restaurant gesehen. Und die Polizeistation.«
    »Dann haben Sie das Wichtigste nicht gesehen«, sagte Vaughan. Sie fuhr langsam, nicht schneller als dreißig, als hätte sie noch viel zu erzählen. Sie hatte die linke Hand am Lenkrad, ließ den Ellbogen auf dem Fensterrahmen ruhen. Die andere Hand lag in ihrem Schoß. Bei Tempo dreißig würden sie für die fünf Meilen zehn Minuten brauchen. Reacher fragte sich, was sie ihm erzählen wollte, das sich nicht in kürzerer Zeit vorbringen ließ.
    Er sagte: »Zu mir gehört weniger ein blauer Kragen als ein grüner.«
    »Grün?«
    »Ich war in der Army. Militärpolizei.«
    »Wann?«
    »Vor zehn Jahren.«
    »Arbeiten Sie jetzt auch?«
    »Nein.«
    »Nun, dann.«
    »Nun, was?«
    »Sie waren eine Gefahr.«
    »Weshalb?«
    »Westlich der Innenstadt von Despair liegt die größte Anlage für Metallrecycling in ganz Colorado.«
    »Ich habe den Smog gesehen.«
    »Außer dieser Fabrik gibt es in Despair nichts. Sie ist der einzige große Arbeitgeber.«
    »Eine Firmenstadt«, sagte Reacher.
    Vaughan nickte. »Der Mann, dem die Fabrik gehört, besitzt jeden Ziegelstein jedes Gebäudes. Die halbe Stadt ist bei ihm beschäftigt. Die andere Hälfte arbeitet in Teilzeit, wann und wenn er sie braucht. Die Vollzeitbeschäftigten sind so weit zufrieden, die Teilzeitbeschäftigten verunsichert. Sie mögen keine Konkurrenz von außerhalb. Sie mögen es nicht, wenn von irgendwoher

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