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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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verlaufenden Dehnungsfuge abschloss. Noch in ihrem Zuständigkeitsbereich, aber nur ganz knapp. Jetzt sagte sie: »Hab mir gedacht, dass ich Sie hier sehen würde.«
    Reacher schaute sie an, ohne etwas zu sagen.
    Sie fragte: »Was tun Sie hier?«
    »Ich mache einen Spaziergang.«
    »Sonst nichts?«
    »Das ist nicht verboten.«
    »Nicht hier«, sagte Vaughan. »Aber es ist strafbar, wenn Sie noch drei Schritte machen.«
    »Nicht nach Ihren Vorschriften.«
    »Sie sind ein sturer Kerl.«
    Reacher nickte. »Ich wollte Despair besichtigen, und das werde ich tun.«
    »So toll ist’s auch wieder nicht.«
    »Vermutlich nicht. Aber ich möchte mir selbst ein Urteil bilden.«
    »Die meinen’s ernst, wissen Sie. Man wird Sie dreißig Tage einsperren oder gleich erschießen.«
    »Wenn sie mich finden.«
    »Das wird man. Ich habe Sie auch gefunden.«
    »Ich habe mich nicht vor Ihnen versteckt.«
    »Haben Sie dort drüben einen Deputy verletzt?«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich habe über die Frage nachgedacht, die Sie mir gestellt haben.«
    »Ich weiß nicht genau, was er war.«
    »Mir gefällt’s nicht, wenn Deputys verletzt werden.«
    »Dieser Deputy hätte Ihnen nicht gefallen. Wenn er überhaupt einer war.«
    »Drüben wird man Ausschau nach Ihnen halten.«
    »Wie viel Mann hat die dortige Polizei?«
    »Weniger als unsere. Zwei Wagen, zwei Kerle, glaub ich.«
    »Mich finden sie nicht.«
    »Wieso gehen Sie zurück?«
    »Weil man mich aufgefordert hat wegzubleiben.«
    »Lohnt sich das?«
    »Was täten Sie an meiner Stelle?«
    Vaughan antwortete: »Mein Handeln wird von Östrogen gesteuert, nicht von Testosteron. Und ich bin jetzt schon ganz erwachsen. Ich würde die Sache auf sich beruhen lassen und weiterziehen. Oder in Hope bleiben. Unsere kleine Stadt ist nett.«
    »Wir sehen uns morgen«, sagte Reacher.
    »Das glaube ich nicht. Ich hole Sie in dreißig Tagen an genau dieser Stelle ab oder lese in der Zeitung von Ihnen. Wegen Widerstands bei der Festnahme erschossen.«
    »Morgen«, sagte Reacher. »Ich lade Sie zu einem späten Abendessen ein.
    Er setzte sich in Bewegung, machte einen Schritt, zwei, drei, dann stieg er über die Fuge hinweg.

10
    Reacher verließ sofort die Straße. Die Polizei in Hope hatte vermutet, er werde die Herausforderung annehmen. Dass die Polizei in Despair das ebenfalls vermuten würde, lag auf der Hand. Und er wollte nicht auf einen geparkten Streifenwagen aus Despair stoßen. Dieses Ereignis hätte ganz anders geendet als sein harmloses Geplänkel mit der hübschen Polizeibeamtin Vaughan.
    Er wich etwa fünfzig Meter weit ins Buschland nördlich der Straße aus. Nahe genug, um ihr folgen zu können; weit genug entfernt, dass kein Autofahrer ihn entdecken würde. Die Nacht war kalt, das Gelände uneben. Hier konnte er unmöglich vier Meilen in der Stunde schaffen, ganz ausgeschlossen. Reacher stolperte weiter. Er hatte keine Taschenlampe. Eine bewusste Entscheidung. Eine Lampe hätte ihm mehr geschadet als genützt. Sie wäre eine Meile weit sichtbar und auffälliger gewesen, als wenn er auf einen Felsen geklettert und Hier bin ich! gerufen hätte.
    Nach einer langsam zurückgelegten ersten Meile sagte die Uhr in seinem Kopf ihm, es sei Viertel vor zwei. Weit im Westen hörte er wieder einen Flugzeugmotor – diesmal fast im Leerlauf. Eine einmotorige Maschine im Landeanflug. Eine Cessna, eine Beechcraft oder eine Piper. Vielleicht dasselbe Sportflugzeug, das er vor einigen Stunden im Steigflug gehört hatte. Er horchte, bis er sich vorstellen konnte, es habe aufgesetzt und sei ausgerollt. Dann marschierte er weiter.
    Vier Stunden später, etwa eineinviertel Stunden vor Tagesanbruch, befand sich Reacher ungefähr auf Höhe der Stadtmitte – nur dreihundert Meter weit draußen im Buschland. Natürlich würde er eine deutliche Fährte hinterlassen haben, aber das ließ ihn kalt. Er bezweifelte, dass die hiesige Polizei einen Zwinger voller Bluthunde besaß oder Spurensuche vom Hubschrauber aus betrieb. Solange er Straßen und Gehsteige mied, war er so gut wie unsichtbar.
    Er bewegte sich fünfzig Meter bis zu einem bootsgroßen Tafelfelsen weiter und ging dahinter in die Hocke. Die Nacht war noch immer kalt. Er holte sein Zeug aus dem Müllsack, trank Wasser und aß einen Schokoriegel. Dann packte er sein Zeug wieder ein und stand auf, um die Stadt zu begutachten. Der Felsen war brusthoch, sodass er sich dagegenlehnen, die Arme auf die waagrechte Oberfläche legen und sein Kinn auf seinen

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