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Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher)

Titel: Outlaw - Child, L: Outlaw - Nothing to Lose (12 Reacher) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Gelegenheitsarbeiter aufkreuzen, die bereit sind, für weniger Geld zu arbeiten.«
    »Ich wollte überhaupt nicht arbeiten.«
    »Haben Sie ihnen das gesagt?«
    »Danach hat niemand gefragt.«
    »Sie hätten Ihnen ohnehin nicht geglaubt. Firmenstädte sind oft komisch. Jeden Morgen herumstehen und aufs Nicken des Vorarbeiters warten zu müssen, verändert die Menschen. Das ist irgendwie feudal. In ganz Despair herrscht eine Art Feudalismus. Was der Fabrikbesitzer an Löhnen zahlt, fließt in Form von Mieten an ihn zurück. Auch in Form von Hypotheken, weil die Bank ihm gehört. Nicht mal sonntags haben die Leute vor ihm Ruhe. Es gibt nur eine Kirche – und in der ist er Laienprediger. Wer bei ihm Arbeit will, muss sich gelegentlich in der Kirche sehen lassen.«
    »Ist das fair?«
    »Er dominiert gern. Dazu ist ihm jedes Mittel recht.«
    »Warum ziehen die Leute dann nicht weg?«
    »Manche haben’s getan. Wer noch da ist, bleibt für immer.«
    »Will dieser Typ denn keine Auswärtigen, die für weniger arbeiten?«
    »Er zieht Stabilität vor. Seine von ihm abhängigen Leute sind ihm lieber als Fremde. Und wie viel er zahlt, spielt ohnehin kaum eine Rolle. Er bekommt alles in Form von Mieten und Gewinnen aus seinen Läden zurück.«
    »Wieso haben diese Männer sich also Sorgen gemacht?«
    »Die Leute machen sich immer Sorgen. Firmenstädte sind eben komisch.«
    »Und der städtische Richter spielt da mit?«
    »Das muss er, weil er ein Wahlbeamter ist. Und das mit der Verordnung gegen Landstreicherei stimmt tatsächlich. Die meisten Kleinstädte haben eine. Wir in Hope auch. Um die führt kein Weg herum, wenn jemand sich beschwert.«
    »Aber in Hope hat sich niemand beschwert. Ich habe letzte Nacht dort übernachtet.«
    »Wir sind keine Firmenstadt.«
    Vaughan fuhr noch langsamer. Vor ihnen in der Ferne wurden die Häuser von Hope sichtbar. Reacher erkannte das erste Gebäude: ein von einem Ehepaar betriebenes Eisenwarengeschäft. An diesem Morgen hatte der alte Besitzer auf dem Gehsteig vor dem Laden Stehleitern und Schubkarren ausgestellt. Jetzt war das Geschäft dunkel und geschlossen.
    Reacher fragte: »Aus wie vielen Leuten besteht die hiesige Polizei?«
    Vaughan antwortete: »Aus mir und zwei Kollegen sowie dem Wachkommandeur.«
    »Haben Sie auch vereidigte Deputys?«
    »Ja, vier. Wir setzen sie nicht oft ein. Manchmal zur Verkehrsregelung, wenn wir eine Großbaustelle haben. Warum?«
    »Sind sie bewaffnet?«
    »Nein. In Colorado sind Deputys zivile Gesetzeshüter. Wieso?«
    »Wie viele Deputys gibt es in Despair?«
    »Vier, glaub ich.«
    »Die habe ich kennengelernt.«
    »Und?«
    »Was würde die hiesige Polizei tun, wenn jemand hier aufkreuzen und mit einem Deputy Streit anfangen und ihm den Unterkiefer brechen würde?«
    »Wir würden seinen traurigen Arsch einlochen – und das verdammt schnell!«
    »Weshalb?«
    »Das wissen Sie. Null Toleranz bei Angriffen auf Gesetzeshüter, dazu die Verpflichtung, sich um die eigenen Leute zu kümmern, außerdem Stolz und Selbstachtung.«
    »Was wäre, wenn er auf Notwehr plädieren würde?«
    »Zivilist gegen Gesetzeshüter? Da bräuchten wir unerhört starke berechtigte Zweifel.«
    »Okay.«
    »Bei den MPs hätten Sie genauso gedacht.«
    »Das stimmt.«
    »Wieso haben Sie dann gefragt?«
    Reacher antwortete nicht direkt. Stattdessen sagte er: »Ich bin kein richtiger Stoiker. Zenon hat gepredigt, man müsse sein Schicksal passiv akzeptieren. Das ist nicht meine Art. Ich bin nicht sehr passiv. Ich nehme Herausforderungen persönlich.«
    »Und?«
    »Ich lasse mir nicht gern sagen, wohin ich darf und wohin nicht.«
    »Dickköpfig?«
    »Das ärgert mich.«
    Vaughan wurde noch langsamer und hielt am Randstein. Sie stellte den Wählhebel auf N, dann wandte sie sich Reacher zu.
    »Mein Rat?«, sagte sie. »Vergessen Sie die Sache einfach. Despair ist’s nicht wert, dass Sie sich noch mal damit befassen.«
    Reacher schwieg.
    »Gehen Sie essen, und nehmen Sie sich ein Zimmer für die Nacht«, sagte Vaughan. »Sie sind bestimmt hungrig.«
    Reacher nickte.
    »Danke fürs Mitnehmen«, sagte er. »Und es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen.«
    Er öffnete seine Tür und stieg auf den Gehsteig aus. Hopes Version der Main Street hieß First Street. Reacher wusste, dass es einen Block entfernt in der Second Street ein Schnellrestaurant gab. Dort hatte er gefrühstückt. Als er sich in Bewegung setzte, hörte er hinter sich Vaughans Crown Vic wegfahren. Er hörte das

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