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Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Titel: Pablo Picasso - die Lebensgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Feghelm
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Front zu müssen wie Braque. Trotzdem ist sein Leben die Hölle. Er ist einsam. Seit Evas Tod bleibt keine Frau bei ihm. Sogar zum Malen ist ihm die Lust vergangen. Auch sein neuer Fan, der junge Dichter Jean Cocteau, nervt ihn. Ja, schon schmeichelhaft, dass der ihn verehrt, der weltläufige Pfau im Hühnerhof. Trotzdem ist ihm der alte Eric Satie mit seiner schrulligen Musik, dem ewigen Schirm und den Manieren, steif wie sein Hut, lieber. Ihre nächtlichen Schweigemärsche zu Saties Wohnung in diesem lausigen Vorort sind ihm gerade recht. Vielleicht sollte auch er raus aus Paris? Umziehen – wie er das hasst! Doch das Haus in Montrouge ist nicht übel. Viel frische Luft. Also los. Bis Spätsommer will er seinen Krempel dort haben und neu anfangen. Cocteau hat da eine Idee. Er soll die
Ausstattung für ein Ballett dieses Russen Sergej Diaghilew entwerfen. Warum nicht? Seine Rolle als Hohepriester des Kubismus hat er eh ziemlich satt. Also, dann eben Ballett und Trallala. Wo er doch von Tuten und Blasen und der Hopserei keine Ahnung hat und eigentlich nur Flamenco mag! Cocteau ist von Pablos Zusage schwer beeindruckt: »In Montmartre und Montparnasse herrschte eine Diktatur – die strenge Phase des Kubismus. Außer Dingen, die man im Café findet, wie etwa eine Gitarre, war alles tabu. Ein Bühnenbild zu malen, noch dazu für das Ballets Russes, war Hochverrat. Das Schlimmste war, dass Picasso zu Diaghilew nach Rom musste. Wo doch der kubistische Verhaltenskodex nur Reisen innerhalb der Grenzen von Paris duldete, zwischen Place des Abbesses im Norden und Boulevard Raspail im Süden!«
    So reist Pablo nach seinem Umzug – dem sogleich ein Einbruch folgte, bei dem die Diebe das Bettzeug mitgehen und die Kunst stehen lassen – 1917 nach Rom. Er entdeckt »eine Stadt voller Brunnen, Schatten und Mondschein« und eine rothaarige Ballerina namens Olga Koklowa. Pablo ist bezaubert. Diese Anmut! Die vornehme Zurückhaltung, ja überhaupt – diese Noblesse! Eine echte Adlige, aus Russland, wo er doch alles Russische liebt! Die Eroberung der spröden Schönen ist kein Zuckerschlecken. »Vorsicht! Russische Mädchen muss man heiraten«, warnt ihn Diaghilew. »Du machst Witze«, grinst Pablo. Aber warum nicht? Er ist jetzt 36, stellt etwas dar und hat genug von der Boheme, von heißen Nächten und kalter Küche. Er sehnt sich nach Ordnung in seinem Leben, vielleicht sogar nach einer Familie?

    Die Romanze blüht. Pablo malt Olga. Aber wo sind die Kuben geblieben? Als hätte sich seine Sehnsucht nach klaren Verhältnissen und einem Anker im Leben auf der Leinwand niedergelassen, erscheint Olga in aller Deutlichkeit. Wie ein Scherenschnitt hebt sich der Umriss ihrer grazilen Gestalt vom leeren Hintergrund ab. Die lässige Pose nimmt dem ernsten Blick unter akkurat gescheiteltem Haar etwas von seiner Strenge, wie auch die Blumen des Schals das Schwarz des eleganten Kleids beleben. Es könnte eine Spanierin sein, die stolze Frau mit Marmorhaut und halb offenem Fächer. Entspricht sie damit Pablos Schönheitsideal? Zieht ihn auch die Kälte an, die sie ausstrahlt, ihre stechenden Augen, der schmallippige Mund, kurz, der unverkennbare Hang zu Herrschsucht und Eigensinn? Es scheint so. Schon im Juli 1918 findet in Paris die Hochzeit statt. Nach russisch-orthodoxem Ritus mit Kronen auf dem Kopf und dreimaligem Umschreiten des Altars. Den Umzug in die vornehme Rue de la Boétie hat man schon hinter sich. Nun genießt man die Flitterwochen bei adligen Gastgebern im ebenso vornehmen Atlantikbad Biarritz.

    Bild 9
    Wenn das kein Vamp ist! In der Ehe mit der mondänen Russin Olga führt Picasso ein Leben in Luxus – was sie glücklicher macht als ihn.
    La période duchesse
    »Vornehm« ist das Motto der neuen Lebensphase. Pablos Freunde nennen sie ironisch seine »Herzoginnenperiode«. Und die geht so: während man im Winter dem Reigen von Einladungen zu Bällen der mondänen Welt folgt, in bester Garderobe natürlich – sie trägt Chanel, er nur Maßgeschneidertes aus London –, hält man sich im Sommer in exklusiven Seebädern Südfrankreichs und der Normandie auf. Man gibt kleine, feine Diners in der luxuriösen Zimmerflucht mit Blick auf den Eiffelturm. Personal ist eine Selbstverständlichkeit. Applaus ebenso. Pablos Arbeit für Diaghilews aufregend neue Ballette macht ihn zum Hätschelkind der High Society. Finanziert wird das Wohlleben durch die Malerei. Seit die »Gauklerfamilie« einen Rekordpreis erzielte, reißt man
ihm

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