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Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Titel: Pablo Picasso - die Lebensgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Feghelm
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die Bilder aus der Hand. 1921 erscheint das erste Buch über ihn. Jede neue Kunstrichtung, ob Dadaismus oder Surrealismus, vereinnahmt den großen Picasso für sich – die vielen Stile, die er nun gleichzeitig pflegt, machen’s möglich.
    Olga widmet sich dem Jahrmarkt der Eitelkeit der Goldenen Zwanziger Jahre mit Hingabe. So hat sie sich ihr Leben vorgestellt. Pablos Kunst ist ihr egal, einzige Einschränkung: wenn er sie malt, will sie sich gefälligst wiedererkennen. Das ist ihre Vorstellung von Kunst. Rembrandt. Beethoven. Keinen kubistischen Kram. Das gilt bitte auch für Porträts von Paulo, dem Sohn, den sie am 4. Februar 1921 geboren hat. Wie hat Pablo sich da gefreut! Den Himmel auf Erden hat er ihr bereitet! Na, das war das Mindeste, nach der beschwerlichen Schwangerschaft, der plumpen Figur, die sie plötzlich hatte, all den Einladungen, die sie nicht wahrnehmen konnte…
    Mit dem Himmel auf Erden hapert es nun. Pablo wird immer unzufriedener und ruheloser. Er kommt nicht zum Malen, jammert er, vor lauter Blabla und Etepetete. Pah! Da führt man ihm ein Haus, erzieht sein Kind, erlaubt dem Herrn tagelange Rückzüge in den unaufgeräumten Saustall über der Wohnung, genannt Atelier, hält ihm wie ein bissiger Wachhund Besucher vom Hals und dann das! Der Streit letztes Jahr in Monte-Carlo – grässlich! Ja, sie hat sich aufgeführt wie eine Furie, als sie die alten Briefe seiner Freunde zerriss, bloß weil diese Fernande darin erwähnt war. Überhaupt, Pablos Freunde aus der Montmartre-Zeit – arme Schlucker, von denen keiner sie mag!
    Solche Szenen passieren nun dauernd. Aber wenn sie eins nicht verträgt, dann die Drohung mit Scheidung. Scheidung! Von ihr! Einer Russin! Das muss sie sich von einem katholischen Spanier anhören! Nein, mein Lieber, das tust du mir nicht an. Niemals! Nikogda! Jamais! Jamás!

    Und Pablo? Der vergisst den Ärger, wenn er die Ateliertür hinter sich zumacht. Seine Olga-freie Zone. Tatsächlich war sie noch nie hier, im Mal-Laboratorium, seiner Hexenküche. Auch recht. Die Zeiten, wo er Olga vergötterte, sind eh vorbei. Ach, da ist es ja, das Bildchen aus besseren Tagen, die »Familie am Meer« – nie wird er das aus der Hand geben! Ein schöner Sommer war das, 1922 in Dinard. Der Atlantik zeigte sich von der besten Seite, jeden Tag waren sie am Strand. Ohne Anhang, Geschnatter und Abendgarderobe. Nur Sand, Meer, Himmel. Drei Streifen Natur und davor seine Lieben und er als Sockel des Familiendreiecks. Olga war wunderschön – eine wahre Muttergöttin! Und Paulo. Immer, wenn Papa feste am Dösen war, kam der mit seinem niedlichen Kitzelfinger – er konnte ihn einfach nicht schlafen sehen, der Kleine. Hatte wohl Angst, dass Papa Pablo tot ist… Der Anflug von Lächeln beim Vater ist ihm gut gelungen. Tja, so jung wie der wäre er gern noch mal! So frisch sah er schon damals nimmer aus, aber wie hätte das gewirkt, die junge Frau, das rosige Kind und dann ein über vierzigjähriger Halbgreis! Doch wenigstens seine Größe passt, »Größe« – haha! Schönes Bild, wirklich, und völlig ohne ehrgeizige Raffinessen. Ganz vernarrt war er in das Thema. X-mal hat er Olga gemalt, als antike Göttin, Erdmutter, Madonna. In sich ruhend wie die antiken Skulpturen, die er Jahre zuvor in Italien gesehen hatte. Endlich echter Marmor statt akademischer Gips! Nur der strampelnde kleine Racker auf ihrem Schoß stört die göttliche Ruhe dieser Bilder – aber auf bezaubernde Weise!

    Bild 10
    Strand, Meer, Himmel – was braucht eine junge Familie mehr zum Glück?

    Jetzt malt er nur noch Paulo. Und das meist »klassisch« – Olga zuliebe. Als Harlekin zum Beispiel – sich zuliebe. Weil er, Pablo Picasso, nun mal eine Schwäche für dieses Kostüm hat. Oder, besser gesagt, für den kleinen Teufel und Bürgerschreck, der im Rautenfrack drinsteckt. Na, lebhaft und lustig ist Paulo nicht gerade, was seinen harlekinsfrechen Vater schon etwas enttäuscht … Vielleicht ängstigt ihn ja die Streiterei? Die fing so um 1924 an, als er »Paul als Harlekin« malte. Jetzt hängt der unten im Salon, als Gegenstück zur schwarzen Olga mit dem Blumentuch. Zwei ernste Gestalten Seit an Seit – huh! Doch das hübsche Kerlchen ist ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Malen tut er auch recht nett. Am liebsten aber braust er mit dem Auto durch die Gegend – je schneller, desto besser! Von ihm hat er das nicht. Er hasst die Raserei und würde sich nie selbst ans Steuer seines Hispano-Suiza setzen.

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