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Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Pablo Picasso - die Lebensgeschichte

Titel: Pablo Picasso - die Lebensgeschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Feghelm
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Was für ein Auto! Rassig, edel, schön – spanisch eben. Und teuer. Kann sich nicht jeder leisten, so viele komfortable Pferdestärken. Der Junge ist verwöhnt. Olga verhätschelt ihn zu sehr. Hat Mama mit ihm auch getan, aber er war schließlich ein Wunderkind, was man von Paulo nicht sagen kann. Der ist nur ein Prinz. Ein unfertiger dazu, unfertig wie das Bild – absichtlich nicht fertig gemalt, wie auch das von Olga. Das Skizzenhafte mildert die gefällige Glätte der genauen Malweise. Zeigt meine Pinselführung. Gibt dem Ganzen was Spontanes, Veränderliches. Genau das sollte ein Porträt haben – etwas Veränderliches. Denn nichts und niemand bleibt sich immer gleich.

    Bild 11
    Zwei echte Picassos! Der kleine Paulo, gemalt vom großen Pablo, ist dem Papa wie aus dem Gesicht geschnitten.
    Ich bin kein Gentleman
    Ab 1925 hängt ein Schild an Pablos Atelier: »Je ne suis pas un gentleman. « Aha. Das ist wohl Picasso-Sprache für »Wer mich stört, kann was erleben!«. Und was macht der selbsternannte Nicht-Gentleman hinter der Tür? Er malt. Wildes Zeug. Rüpel-Kunst. Deformierte Gestalten. Einäugig, spinnenbeinig, scharfkantig. Schön groß. Und in Krachfarben. Au weh, was sagt Olga dazu? Der sollen die Augen übergehen! Na, Olga, wie findest du mein neues Bild? Macht sich »Der Tanz« in diesem schlossartigen Kasten, unserem noblen Feriendomizil hier im königlichen Fontainebleau, nicht gut? Du als Tänzerin musst dich da doch wiederfinden! Was, das ist nicht deine Art von Tanz? Och, das tut mir aber leid. Ja, mit Ballett-Pirouetten hat das wenig zu tun. Vielmehr mit Kraft! Lebensfreude! Unbändiger Sinnlichkeit! Dinge, die dir leider abgehen. Wie auch der Sinn für Kunst – für meine Kunst. Denkst du, ich bin ewig der brave Klassiker, den du mir gerade so durchgehen lässt? Ich kann auch anders. Und das besser als Meister Matisse. Schau, ich erklär’s dir. Da ist ein Zimmer, ganz ohne blöde Möbel, hell und luftig! Die Sonne kommt durch die offene Tür, der Himmel macht gute Miene zum ausgelassenen Spiel dieser Wilden. Kopf hoch! Arme hoch! Beine hoch! Das ist ein Drehen und Stampfen! Ein Kreisen, das schwindlig macht. Da kommt’s nicht auf Schönheit an, bei diesem Reigen. Das ist kein in weißem Tutu »sterbender Schwan«, meine Liebe – wenn die drei da hinsinken, dann kreischend und ineinander verschlungen. Ein Rausch! Da kann ein Bein gar nicht lang, ein Mund nicht klaffend genug sein. Und trotzdem – hat der Tanz nicht seine eigene Anmut? Schau mal hin! Ist er nicht ebenso kompliziert wie dein sauer erarbeiteter Pas de deux? Schon mal so getanzt, mein Herz?

    Bild 12

    Picasso liebt Stil-Experimente und macht aus einem harmlosen Reigen durch wilde Formen und grelle Farben getanzte Ekstase.

    Pablos Herz tanzt im Januar 1927. Da sieht er ein Mädchen auf der Straße, das ihm auf Anhieb gefällt. 17 Jahr, blondes Haar,
römisches Profil. »Sie haben ein interessantes Gesicht, Mademoiselle«, spricht er sie an. »Ich würde Sie gern malen. Ich spüre, dass wir zusammen große Dinge machen werden. Ich bin Picasso. « – Picasso? Muss man den kennen? Von Kunst hat sie ja eher wenig Ahnung. Eigentlich interessiert sie sich nur für Sport. Bald interessiert sich Mademoiselle Walter auch für Picasso. Am 18. Geburtstag wird er ihr »wundervoll schrecklicher Liebhaber«. Sie sind glücklich. Aber das darf niemand wissen. Am wenigsten Pablos Frau. Kein Problem – Marie-Thérèse macht sich nichts aus Ruhm, Geld und feinen Leuten. Hauptsache, er liebt sie, besucht sie und – liebt sie eben. Das tut er. Das junge Ding ist Balsam für seine Seele. Alles an ihr gefällt ihm. Ihr nettes Lächeln. Die Natürlichkeit. Der von geistigen Höhenflügen unbeleckte Verstand. Und ihre unverdorbene Sinnlichkeit. Dieser junge, durchtrainierte Körper! Milch und Honig. Sanft schwellende Muskeln, weiche Kurven. Genauso malt er sie. Sie muss immer in seiner Nähe sein,Wenn er mit Olga und Paulo Ferien macht, mietet er ihr ein Zimmer am gleichen Ort. Das Vergnügen, sie dann heimlich beim Rudern, Schwimmen, Ballspielen zu beobachten! Vor Olgas Augen! Die Gute ahnt nichts. Warum sollte er’s ihr sagen? Als spanischer Katholik kann er die Scheidung eh vergessen. Und Marie-Thérèse bedrängt ihn nicht – ganz anders als Olga, die immerzu fordert, fordert, fordert. Wie viel Wut und Eigensinn in dieser kleinen Person steckt! Sie kapiert einfach nicht, dass sich Liebe nicht erzwingen lässt. Dass ihre Zeit vorbei

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