Packeis
sie ihn.
Sie hatten ihre Rucksäcke geschultert und waren ins Innere der Insel aufgebrochen, wobei sie den Fluss als Wegweiser benutzten. Sie waren über die flache Tundra schnell vorangekommen. Am späten Vormittag, als sie unweit Karlas Hügel ihre erste Rast eingelegt hatten, lagen bereits einige Kilometer hinter ihnen.
Während sie sich ihren Rucksack auf den Rücken schwang, um weiterzumarschieren, sagte Karla: »Was ich mich schon die ganze Zeit frage … Wie haben Sie Ihren Fund den weiten Weg zurück zum Lager transportiert? Der Kadaver muss doch einige hundert Pfund wiegen.«
Ito lächelte und deutete auf die Packen, die er und Sato schleppten. »Aufblasbare Flöße. Wir haben den Kadaver zum Fluss geschafft und ihn bis zum Lager schwimmen lassen.«
Ito lächelte und verbeugte sich höflich, als Karla ihnen zu ihrem Einfall gratulierte.
Sergei übernahm die Führung, gefolgt von den beiden Frauen, während die Japaner die Nachhut bildeten. Sie verließen jetzt den Fluss und wanderten landeinwärts. Die Topographie veränderte sich, als die flache Tundra in eine Landschaft aus Hügeln und Tälern überging, und schließlich kamen sie am Rand der hügeligen Ausläufer am Fuß des Vulkans an. Während sie sich dem schwarzen, wie abgeschnitten aussehenden Berg näherten, den sie aus der Ferne ständig vor Augen gehabt hatten, begann er, vor ihnen aufzuragen wie ein Altar zu Ehren Vulkans, des Herrschers der Unterwelt.
Sie wanderten an mehreren kleinen Seen vorüber und umrundeten ausladende Büschel hohen Grases, die auf sumpfige Stellen hinwiesen, an denen es von Zugvögeln wimmelte. Die Temperatur stieg bis auf Minus ein Grad Celsius an, doch ein Wind, der vom Arktischen Ozean hereinwehte, sorgte für einen Abkühlungsfaktor, der diesen Wert erheblich senkte, und Karla war froh, dass sie sich für ihren Daunenparka entschieden hatte.
Sobald sie in einen etwa zehn Meter breiten Graben hinabgestiegen waren, stellte der kalte Wind kein Problem mehr dar. Rund sieben Meter hohe Böschungen hielten ihn von beiden Seiten ab. Ein schmaler Bach, nicht mal einen Meter breit, hatte sein Bett in der Mitte, so dass sie rechts und links davon genügend Platz zum Gehen hatten. Etwa zwei Stunden lang folgten sie dem gewundenen Verlauf des Einschnitts, wobei die Zusammensetzung der Böschung sich allmählich veränderte.
Schon bald wurde deutlich, dass die Rinne ein urzeitlicher Friedhof war. Der Bach hatte diese Rinne geschaffen und sich durch mehrere Schichten von Knochen gegraben, die nun aus dem Sand unter ihren Füßen hervorschauten.
Karla blieb stehen und hob einen Büffelknochen auf, der genau in die Pfanne eines anderen Knochen passte, den sie ein paar Schritte weiter fand. Die anderen Wissenschaftler waren nicht sonderlich beeindruckt. Sie schenkten dem Fund kaum einen zweiten Blick, und sie musste die Knochen fallen lassen und sich beeilen, um die anderen wieder einzuholen.
Sie war verärgert und enttäuscht über ihre Gleichgültigkeit, aber der Grund für ihr mangelndes Interesse wurde schon bald offenbar. Während sie eine Biegung umrundeten, sah sie, dass die niedrigen Kliffs nahezu vollständig aus Knochen jeder Größe und Art bestanden, die durch den Permafrost zusammengefügt worden waren. Sie identifizierte schnell ein Zwergpferd und urzeitliche Rentierfossilien, Rippen und Oberschenkelknochen sowie mächtige Mammutknochen und Stoßzähne. Der Friedhof erstreckte sich über fast zweihundert Meter Länge.
Mit großem Trara verkündete Sergei, dass sie an ihrem Ziel angelangt seien. Er ließ seinen Rucksack neben der Asche eines früheren Feuers auf den Boden fallen. »Das ist unser Basislager«, erklärte er.
Die anderen nahmen ebenfalls ihre Rucksäcke ab und setzten den Weg durch den Graben fort, nur mit Kameras und ein paar kleinen Werkzeugen bewaffnet. Während sie weitergingen, dachte Karla an das Mammutjunge im Camp. Sie konnte es kaum erwarten, den Fund eingehend zu untersuchen. Aus seinem Gewebe und der Knorpelsubstanz könnten sie mithilfe der Radiokarbonmethode feststellen, wann das Tier gelebt hatte und gestorben war. Die Stoßzähne lieferten Wachstumsringe wie bei einem Baum, aus denen man die jahreszeitlich bedingten Wetterveränderungen sowie Daten über den Stoffwechsel und über das Wanderverhalten herauslesen konnte. Samenkörner und Pollenreste im Magen würden einiges über die biologische Welt berichten, die hier vor Tausenden von Jahren existiert hatte.
Nachdem sie etwa
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