Packeis
gemacht, als Sie meinten, Sie litten unter Langeweile«, stellte Austin fest.
»Es ist wirklich nicht mehr so wie in den alten Zeiten«, sagte Petrow mit Wehmut in der Stimme.
»Wir werden darin schwelgen, wenn wir unsere Drinks nehmen«, versprach Austin. »Tut mir leid, dass ich unsere Unterhaltung abrupt beenden muss, aber ich habe noch einige wichtige Anrufe zu tätigen. Ich melde mich, um Ihnen die letzten Reisedetails durchzugeben.«
Petrow zeigte Verständnis und bat Austin, mit ihm in Kontakt zu bleiben. Er legte auf und gab seiner Sekretärin den Auftrag, den Wagen abzubestellen, der ihn in die Norwegische Botschaft bringen sollte. Dann rief er die Russische Botschaft in Washington an. Niemand wusste dort von seinem bürokratischen Exil, und er konnte problemlos die Papiere vorbereiten lassen, die Austin und Zavala die Einreise nach Russland zwecks einer NUMA-Expedition gestatten würden.
Nachdem man ihm versichert hatte, dass die Papiere innerhalb der nächsten Stunde ausgeliefert würden, lehnte er sich in seinem Schreibtischsessel zurück und zündete sich eine der schlanken Havannazigarren an, die er bevorzugte, und dachte dann an seine Begegnungen mit dem draufgängerischen und mutigen Amerikaner von der NUMA.
Petrow war in den Vierzigern und hatte eine hohe Stirn und asiatisch anmutende Wangenknochen. Man hätte ihn als attraktiv bezeichnen können, wäre da nicht die große Narbe gewesen, die seine rechte Wange verunstaltete. Die Narbe war ein Geschenk von Austin, aber er hegte keinen Groll gegen den Amerikaner. Er und Austin waren mehrmals aneinandergeraten, als sie während des Kalten Krieges noch für spezialisierte Marinespionageeinheiten ihrer Länder gearbeitet hatten. Richtig hitzig wurde es, als sich ihre Wege während eines sowjetischen Versuchs kreuzten, ein gesunkenes amerikanisches Spionage-U-Boot mitsamt seiner Mannschaft zu bergen.
Austin hatte die Mannschaft gerettet und Petrow gewarnt, dass er in dem U-Boot eine Zeitbombe installiert habe. Wütend, dass man ihn ausgetrickst hatte, war Petrow mit seinem Mini-U-Boot auf Tauchstation gegangen und von der Explosion erwischt worden. Er hatte Austin den Unfall und die sich daraus ergebende Narbe nicht übel genommen und das Ganze stattdessen als Lektion verstanden, sich bei seinen Aktionen nicht von seinem Temperament leiten zu lassen. Später, als sie in der Razow-Affäre zusammenarbeiteten, erwiesen sie sich als hervorragendes Team. Falls Austin glaubte, er könne ihn in seinem eigenen Land um ein besonderes Vergnügen bringen, dann irrte er sich gewaltig, dachte Petrow. Er griff nach dem Telefonhörer, um einiges in die Wege zu leiten.
Austin telefonierte mit Zavala. »Ich war schon halb aus der Tür«, meinte Zavala. »Ich sehe dich bei der NUMA.«
»Es gibt eine Änderung der Pläne«, sagte Austin. »Wir gehen nach Sibirien.«
»Sibirien!«, wiederholte Zavala mit einem deutlichen Mangel an Begeisterung. »Ich bin Amerikaner mexikanischer Abstammung. Wir haben für Kälte nicht viel übrig.«
»Vergiss nur nicht, deine pelzgefütterten Unterhosen einzupacken, und dir geht es gut. Ich bringe meine Donnerbüchse mit«, sagte er und benutzte Zavalas Spitznamen für seinen großkalibrigen Bowen Revolver. »Vielleicht solltest du auch eine kleine Rückversicherung mitnehmen.«
Er verabredete sich mit Zavala am Flughafen und suchte dann einige Kleidungsstücke zusammen, die arktischen Bedingungen angemessen sein würden.
Tausende von Kilometern entfernt saß Schroeder in seiner engen Kabine und warf einen letzten Blick auf die topographische Karte, ehe er einen Fuß auf die Insel setzte.
Schroeder hatte schon vor langer Zeit erkannt, wie nötig es ist, den Schauplatz genau zu kennen, auf dem zu operieren von einem erwartet wird, sei es ein ländliches Gebiet von mehreren hundert Quadratkilometern oder eine Stadtlandschaft von wenigen Blocks mit allen Seitenstraßen und Gassen.
Er hatte die Landkarte mehrmals studiert und nun das Gefühl, dass er Ivory Island so gut kannte, als sei er schon einmal dort gewesen. Die Insel hatte eine längliche Form und war knapp zwanzig Kilometer breit und etwa vierzig Kilometer lang. Das Meer hatte den Permafrost aufgetaut und weggespült, so dass die Küste aussah wie die Kante einer Tonscherbe. An der Südküste bot eine halbmondförmige Einbuchtung der Uferlinie einen schützenden Hafen. In seiner Nähe mündete ein Fluss ins Meer.
Urzeitliche Wasserläufe, einige längst ausgetrocknet,
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