Packeis
es genauso gerochen. Schroeders Schleimhäute hatten den Geruch ebenfalls wahrgenommen.
»Das riecht wie in einer Scheune«, sagte er.
Die Mischung aus Morast, Tieren und Mist wurde intensiver, während sie durch die Gasse zu einer weiteren Straße gingen.
Diese Straße endete auf einem Platz ähnlich dem, den sie am Eingang zur Stadt gesehen hatten. Dieser Platz hier hatte einen rechteckigen Grundriss mit einer Seitenlänge von ungefähr siebzig Metern. Ebenso wie der erste Platz wurde er von einer etwa zwanzig Meter hohen Stufenpyramide beherrscht. Was Karlas Aufmerksamkeit jedoch viel mehr fesselte, war die unmittelbare Umgebung der Pyramide.
Im Gegensatz zum ersten Platz, dessen Pflaster aus den gleichen leuchtenden Steinen bestand wie die restliche Stadt, sah dieser Platz hier aus, als ob er mit einer dichten Schicht Unkraut oder Gras bedeckt wäre. Karlas erster Eindruck war, dass sie einen unbearbeiteten Garten vor sich hatte, wie man sie manchmal in öffentlichen Parks sehen kann. Das ergab keinen Sinn, wenn man sich den Mangel an Sonnenlicht vor Augen hielt. Von ihrer natürlichen Neugier angetrieben, ging sie auf die Pyramide zu.
Die Vegetation begann sich zu bewegen.
Schroeders vom Alter müde Augen hatten Schwierigkeiten, in dem Zwielicht etwas zu erkennen, aber die Bewegung entging ihm nicht. Das jahrelange Training meldete sich. Ihm war beigebracht worden, dass die beste Versicherung, wenn man sich einer möglichen Gefahr gegenübersieht, immer ein Bleivorhang ist. Er trat vor Karla und brachte die Maschinenpistole in der Hüfte in Anschlag. Sein Finger spannte sich um den Abzug, während er sich innerlich darauf vorbereitete, den Platz mit einem Bleiregen einzudecken.
»Nein!«, schrie Karla.
Sie legte eine Hand auf seine Brust.
Der Platz geriet in Wallung, und aus der sich bewegenden Masse drang ein Schnauben und ein Ächzen und das Geraschel schwerer Körper, die anfingen, sich zu bewegen. Was ausgesehen hatte wie Vegetation, löste sich auf und wurde durch große pelzige Klumpen von den Ausmaßen großer Schweine ersetzt.
Schroeder starrte die Kreaturen an, die sich auf dem Platz drängten. Sie hatten kurze Rüssel und aufwärtsgerichtete Stoßzähne, und ihre Körper waren mit Pelz bedeckt. Die Bedeutung dessen, was er sah, dämmerte ihm nur langsam.
»Elefantenbabys!«
»Nein«, sagte Karla, die trotz ihrer namenlosen Aufregung erstaunlich ruhig war. »Es sind Zwergmammuts.«
»Das kann nicht sein. Mammuts sind ausgestorben.«
»Ich weiß, aber sieh genau hin.« Sie richtete die Taschenlampe auf die Tiere. Ein paar blickten zum Licht und zeigten ihre glänzenden runden Augen, die bernsteinfarben schimmerten.
»Elefanten haben keinen solchen Pelz.«
»Das ist unmöglich«, sagte Schroeder, als hätte er Schwierigkeiten, sich selbst zu überzeugen.
»Nicht ganz. Spuren von Zwergmammuts, die auf der Wrangelinsel gefunden wurden, ließen sich bis 2000 vor Christus zurückdatieren. Das ist nur ein winziger Moment in der langen Erdgeschichte. Aber du hast Recht, wenn du sagst, es sei unglaublich. Näher als bis an die versteinerten Knochen ihrer Vorfahren bin ich an diese Tiere noch nie herangekommen.«
Schroeder schüttelte entgeistert den Kopf. »Weshalb rennen sie nicht weg?«
Die Mammuts schienen geschlafen zu haben, als sie von den menschlichen Eindringlingen gestört worden waren, aber sie hatten keine Angst. Sie trotteten einzeln, zu zweit oder in kleinen Gruppen auf dem Platz herum und zeigten nur wenig oder keinerlei Neugier an den Fremden.
»Sie erwarten nicht, dass wir ihnen irgendeinen Schaden zufügen«, sagte Karla. »Wahrscheinlich haben sie noch nie Menschen gesehen. Ich vermute, dass sie aus den ausgewachsenen Tieren hervorgingen, die wir auf den Wandgemälden gesehen haben. Im Laufe der Generationen haben sie sich an den Mangel an Sonnenlicht und Nahrung angepasst.«
Schroeder betrachtete die Herde Zwergmammuts und fragte:
»Karla, wie leben sie?«
»Es gibt genug Luft. Vielleicht dringt sie durch die Decke oder durch Risse, von denen wir keine Ahnung haben. Vielleicht haben sie auch gelernt, Winterschlaf zu halten, um Nahrung zu sparen.«
»Ja, ja, aber was fressen sie?«
Sie schaute sich um. »Irgendwo muss es eine Nahrungsquelle geben. Vielleicht gehen sie hinaus ins Freie. Moment mal! Vielleicht ist dies dem sogenannten Baby zugestoßen, das die Expedition gefunden hat. Es war auf Nahrungssuche!«
»Wir müssen in Erfahrung bringen, wohin sie gehen«,
Weitere Kostenlose Bücher