Packeis
Frankensteins Labor gepasst hätten, und ließen sich dann in einem luxuriös eingerichteten Büro nieder.
»Sie haben es geschafft«, stellte Schroeder fest. »Das freut mich sehr.«
»Ja, ich habe Glück gehabt. Und Sie?«
»Ich bin zufrieden, obgleich es in meiner Behausung bei Weitem nicht so prächtig aussieht wie in Ihrer.«
»Sie waren in meinem Haus? Natürlich, ich hätte es mir denken können. Sie besetzen alle Bases, wie man in meiner neuen Heimat, dem Mutterland des Baseballspiels, zu sagen pflegt.«
»Haben Sie Familie?«
Ein dunkler Schatten schien über Kovacs’ Miene zu gleiten, doch dann lächelte er. »Ja, ich habe wieder geheiratet. Und Sie?«
»Es hat zwar einige Frauen gegeben, aber ich bin immer noch ein Einzelgänger.«
»Sehr schade. Ich würde Sie gerne meiner Frau und meiner Tochter vorstellen.«
Schroeder schüttelte den Kopf. Diese Begegnung sei das Äußerste, sagte er. Kovacs meinte, das verstehe er. Schroeders Erscheinen würde zu viele Fragen aufwerfen. Sie beide hatten immer noch erbitterte Feinde. Sie unterhielten sich noch gut eine Stunde lang, bis Schroeder schließlich die Frage stellte, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte.
»Ich gehe davon aus, dass Sie die Frequenzen vergraben haben, oder?«
Kovacs tippte gegen seine Stirn. »Hier oben, für jetzt und alle Zeiten.«
»Sie sind sich bewusst, dass es einen Versuch gab, aus Ihrer Arbeit Nutzen zu schlagen. Die Russen haben im Labor einiges Material gefunden und alles Mögliche versucht, es für ihre Zwecke zu verwenden.«
Kovacs lächelte. »Ich bin wie die alte Tante, die für die Familie ihr Keksrezept aufschreibt, jedoch eine wichtige Zutat weglässt. Ihre Experimente hätten sie niemals ans Ziel gebracht.«
»Sie haben es versucht. Unsere neue Heimat hat ähnliche Forschung betrieben, sobald die Regierung erfuhr, was im Gange war. Dann hörten die Experimente auf.«
»Es gibt keinen Grund zur Sorge. Ich habe nicht vergessen, was meine Arbeit meiner ersten Familie angetan hat.«
Zufrieden mit dieser Antwort, verkündete Schroeder, er müsse gehen. Sie schüttelten sich die Hand und umarmten sich.
Schroeder nannte Kovacs eine Adresse, über die er sich mit ihm in Verbindung setzen könne. Sie gelobten einander, sich irgendwann wieder zu treffen, doch Jahre vergingen ohne einen Kontakt. Dann, eines Tages, fand Schroeder in seinem anonymen Briefkasten eine Nachricht von dem Ungarn.
»Ich brauche abermals Ihre Hilfe«, lautete die Nachricht.
Als er ihn anrief, sagte der Wissenschaftler: »Etwas Schreckliches ist passiert.«
Diesmal begab Schroeder sich direkt zu der Villa in Grosse Point. Kovacs empfing ihn an der Tür. Er sah furchtbar aus. Das Alter hatte es gut mit ihm gemeint, die einzige sichtbare Veränderung waren zusätzliche graue Strähnen in seinen Haaren, aber unter seinen Augen lagen dunkle Ringe, und seine Stimme klang heiser, als ob er geweint hätte. Sie setzten sich ins Arbeitszimmer, und Kovacs berichtete, dass seine Frau vor ein paar Jahren gestorben war. Ihr Sohn habe eine wunderbare Frau geheiratet, erzählte er weiter, doch beide seien ein paar Wochen zuvor bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.
Als Schroeder ihm sein Mitgefühl aussprach, bedankte Kovacs sich und meinte, es gebe eine Möglichkeit, wie er helfen könne.
Er schaltete die Haussprechanlage ein und sagte etwas, und fünf Minuten später kam eine Kinderfrau herein. Auf dem Arm trug sie ein bildschönes, blondes Baby.
»Meine Enkeltochter Karla«, sagte Kovacs und nahm stolz das Baby auf den Arm. »Ich habe sie nach einem alten Freund genannt, der, wie ich hoffe, bald ihr Pate sein wird.«
Er reichte Schroeder das Mädchen. Unbeholfen hielt er es im Arm. Er war tief berührt von dem Angebot und erklärte sich sofort bereit, die damit verbundene Verantwortung zu übernehmen. Während das Mädchen heranwuchs, unternahm er mehrere Reisen nach Grosse Point, wo er als Onkel Karl auftrat und schon bald von ihrer Anmut und Intelligenz überwältigt war. Einmal verbrachten sie gemeinsam mehrere Tage in Montana. Sie saßen auf der Veranda seines Blockhauses und schauten dem Mädchen dabei zu, wie es Schmetterlinge jagte, als Kovacs offenbarte, dass er todkrank sei.
»Ich werde bald sterben. Mein Enkelkind ist versorgt. Aber ich möchte, dass Sie versprechen, auf sie aufzupassen, so wie Sie einmal auf mich aufgepasst haben, und sie vor jedem Schaden zu bewahren.«
»Es wird mir ein Vergnügen sein«, sagte Schroeder, der
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